Wären autofreie Sonntage heute noch möglich?

vom 12.12.2021, 10:42 Uhr

Im November 1973 gab es wegen der Ölkrise den ersten autofreien Sonntag. Soweit ich ich erinnere, hielten sich alle daran. Allerdings gab es noch kein Internet und ich kann es nur für meine Stadt und meine Umgebung behaupten. Jedenfalls sind wir damals mit einem surrealistischen Gefühl mitten auf der Autobahn spazierengegangen.

Die autofreien Sonntage sind von oben beschlossen worden und gefühlt jeder hat das eingesehen oder zumindest akzeptiert. Wäre so etwas heutzutage überhaupt noch möglich? Würde sich nicht rasend schnell eine Art Querdenkerbewegung gründen, die trotzig Autokorsos auf den Autobahnen und in den Städten veranstaltet? Welche Meinung habt ihr dazu?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Der autofreie Sonntag wäre doch ganz einfach mittels Belohnungssystem herzustellen- zumindest ein annähernd autofreier: wer nachweisen kann, dass er an Sonntagen nicht gefahren ist, könnte über die KFZ- Steuer oder auf anderen Kanälen belohnt werden: einfach Schnittstelle am Auto anstöpseln, Datensatz an die Steuerbehörde schicken und Punkte sammeln. Statt dessen baut man aber lieber Kraftwagen, die einen nach dem Einsteigen mit "Herr" oder "Frau" ansprechen- wobei auch wieder Probleme mit Datenschutz aufgeworfen werden.

Leider funktioniert das so aber sicherlich nicht- da ja im Moment erstmal wieder mal Leute bestraft werden, die allgemein wenig Co2 mit ihren KFZ freisetzen- und nicht wirklich Menschen, deren Fahrzeuge die schlechteste Energiebilanz haben. Wer Geld hat, umgeht die Tatsache, indem er sich vom Staat ein Elektroauto sponsern lässt und ein solches neu kauft, wer ein Ebike fährt, bezahlt für die Tatsache, das die heimische Fahrradindustrie (überhaupt) wie die Solarzellen- Industrie (seit langem nicht mehr) kein staatliches Sponsoring mehr erfahren hat. Und wer sein altes Fahrrad nutzt, erfährt im Verkehr nach wie vor, was es heißt, Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse zu sein. Da heißt es dann nicht von Seiten der Polizei "fahren Sie trotzig auf der Straße, das dürfen Sie", sondern süffisanter Weise, "fahren Sie selbstbewusst auf der Straße, wenn da kein Radweg ist."

Ich mag Deinen Brückenschlag zu "Querdenkern" nicht. Ich denke, Du wirfst da Dinge zusammen, die nichts miteinander zu tun haben. Es sei denn, Du beziehst Dich auf die widersprüchlichen, falschen und verspäteten Aktionen von Landesregierungen und Behörden- in Bezug auf eine sich rasch ausbreitende Krankheit. Wie wäre es denn mit "Andersdenkenden"? Solche Begriffe gab es vor 2020 auch schon. Ich persönlich finde Deinen Sprachgebrauch in gewisser Weise eher traurig- eine traurige Ergänzung zu dem Sprachbrei in Populär- Medien zur Zeit, wobei in zunehmender Weise Silben mit "Furcht" Verwendung finden.

Wenn Bauern, die keine Lust haben, ihre agrarindustriellen Routinen abzuwandeln, trotzig ihren gesponserten Diesel in den Großstädten verbrennen und diese rasend schnell plakatschwenkend mit Korsos verstopfen- was ist dann? Das hat es schon gegeben- mehr als einmal.

Möchtest Du Schranken an den Autobahnauffahrten haben- oder Polizeieinsätze am Sonntag hochschrauben? Reichen die schönen Fotoapparate noch nicht, die dort hängen und scharfe Fotos noch bei 250 Km/h machen? Eigenartig, die LKW's, die ich so kenne, fahren meist nicht schneller als 92 Km/h. :think:

Leider können Städte und Behörden ab einem bestimmten Punkt nicht mehr auf Freiwilligkeit, Einsicht und Glaube an die Solidargemeinschaft beim mündigen Bürger setzen. Warum ist das wohl so? Ich persönlich denke, das so etwas gar nicht erwünscht ist. Drohungen und Zwang sind einfach praktischer und billiger in der Verwaltung. Ich denke weder längs, noch quer. Ich denke einfach, das es derer "Mittel" bereits genug gibt.

» Rehbock » Beiträge: 42 » Talkpoints: 20,02 »


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