Klären, was mit dem Tagebuch nach dem Tod geschieht

vom 10.12.2018, 13:35 Uhr

Ich habe aus Bequemlichkeit nie Tagebuch geführt, habe aber eine Freundin, die dies seit ihrer Kindheit fast täglich tut. Sie hat nun in ihrem Testament aufgeschrieben, dass ihr Tagebuch nach ihrem Tod vernichtet wird. Ihre Kinder sollen nicht lesen, wie sie beispielsweise über deren Vater in guten oder schlechten Zeiten gedacht hat, wie und mit wem das erste Mal war, und andere intime Details oder teilweise nicht so schöne Gedanken über ihre Kinder.

Falls ihr Tagebuch führt, ist es euch egal, was nach eurem Tod mit ihm passiert? Oder dürfen eure Nachkommen ruhig intime Details oder schlechte Gedanken über nahestehende Personen erfahren?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich führe kein Tagebuch, aber ich stelle es mir schon blöd vor, wenn man dann nach dem Tod ein Tagebuch liest und dann vielleicht auch liest, dass man an Tag XY von der Person gehasst wurde, dass sie einen nicht immer nur geliebt hat und so weiter. Ich würde für so einen Fall einen Freund bitten das Ganze zu vernichten, wenn ich eines schreiben würde. Das würde ich machen, damit am Ende niemand verletzt ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke auch, dass ich dafür sorgen würde, dass das Tagebuch oder die Tagebücher vernichtet würden. In einem gewissen Alter kann man diese sicherlich auch selbst verbrennen oder entsorgen. Wenn sie wirklich nur für einen selbst gedacht waren und niemand sonst sie lesen sollte, dann kann man sie ja auch eigentlich schon zu Lebzeiten vernichten. Zumindest die Tagebücher, die bereits voll geschrieben und schon älter sind.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ganz ehrlich? Wer gibt mir die Gewissheit, dass nach meinem Tod wirklich jemand hingeht und meine Tagebücher vernichtet? Die Gewissheit, dass keiner die Tagebücher liest hat man nur, wenn man sie selbst vernichtet. Also schreibt und eins nach dem anderen verschwinden lässt. Es bringt auch testamentarisch nichts, dass verfügt wird, dass die Dinger vernichtet werden. Wer in meine Wohnung kommt nachdem ich verstorben bin, kann sie zur Seite schaffen. Oder schon lesen, bevor das Testament eröffnet wurde. Was soll man da also klären?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin in dieser Hinsicht viel zu misstrauisch und vorsichtig. Ich führe kein Tagebuch, aber wenn ich es tun würde, dann würde ich die Sätze von Anfang an in dem Glauben formulieren, dass es eben jemand anderes lesen könnte. Nur, weil man selbst sich wünschen würde, dass die Tagebücher nach dem Tod vernichtet werden, ist das ja keine Garantie, dass das auch passieren wird. Daher finde ich, dass man das Tagebuch von Anfang an bewusster schreiben sollte oder aber, dass man die Tagebücher selbst vernichten sollte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich habe früher auch Tagebuch geschrieben, die Bücher aber nach einigen Jahren aber vernichtet. Die Bücher hatten keine große Bedeutung mehr für mich und ich wollte verhindern, dass sie jemand bei einem Umzug oder sonst irgendwann in die Hände bekommt. Zudem wollte ich eben auch Platz schaffen, so dass die Bücher wegkamen. So würde ich wohl immer wieder mit alten Tagebüchern umgehen, wenn ich irgendwann mal wieder mit dem Schreiben beginnen sollte.

Wenn man so etwas aufschreibt, lenkt man doch nur die Aufmerksamkeit der anderen auf die Tagebücher. Ich würde sie einfach zwischen irgendwelchen anderen unbedeutenden Gegenständen liegen lassen und annehmen, dass sie mit den Sachen zusammen weggeworden werden würden. Wenn man auf Nummer sicher gehen will, kann man die Tagebücher zu Lebzeiten natürlich auch regelmäßig ausmisten. Oder man legt geschützte Dateien auf dem Computer an oder führt einen Blog, der nicht öffentlich ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Früher habe ich viel Tagebuch geschrieben, dann phasenweise weniger, aber ich habe immer wieder Wochen oder Monate, in denen ich aufschreibe, was so passiert oder was ich denke und plane. Da sind sicherlich auch Informationen dabei, die bestimmte Leute verstören könnten, wenn sie das lesen, was ich beispielsweise wirklich gedacht habe. Aber wenn ich nicht mehr da bin, ist es doch egal, was andere über mich denken. Wenn es da Menschen gab, die ich nicht mag, können die das doch ruhig erfahren.

Eigentlich wäre es doch schade, wenn man immer viel aufschreibt und Tagebücher vollschreibt und es fliegt dann irgendwann einfach weg. Warum habe ich es dann aufgeschrieben? Irgendwie stelle ich mir schon vor, dass das irgendwann mal jemand aus meinem Nachlass liest.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 12.09.2020, 22:45, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


In Ermangelung irgendwelcher jüngerer Erben wie Kinder oder Nichten und Neffen wird sich keine nachfolgende Generation ernsthaft für mein Geschreibsel aus Teen- und Twenzeiten interessieren. Manches wäre mir wahrscheinlich aber auch posthum noch peinlich, anderes schreibe ich in meiner jetzigen Weisheit dem jugendlichen Alter zu. :wink:

Meine Tagebücher sind so alt, dass die meisten Leute, die dort noch vorkommen in meinem Leben gar keine Relevanz mehr haben bzw. werden die, die von Bedeutung waren entweder schon selbst tot sein oder sind es jetzt schon. So richtig spannende Dinge oder Enthüllungen sind dort wahrlich auch nicht zu vermerken, sodass es meist nur bei einer gewissen Peinlichkeit bleibt. Ich denke irgendwie nicht, dass irgendjemand diese teilweise selbst für mich unleserliche Klaue zu entziffern versucht oder damit dauerhaft Erfolg haben wird. Unter all diesen Aspekten brauche ich keine Nachlassregelunge, wenn es um meine alten Tagebücher geht.

Ich hatte immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, vereinzelt einige dem Müll zuzuführen, aber bis jetzt habe ich das noch nicht übers Herz gebracht. Eines habe ich sogar vor einigen Monaten mal quergelesen und dabei sogar nach über einem Vierteljahrhundert eine neue, überraschende Erkenntnis gewonnen. Also ist die Vernichtung zu Lebzeiten in der Gesamtheit auch keine Option. Wenn ich so eine Verfügung bezüglich Vernichtung aber jemanden zukommen ließe, wäre das sicher eine Person, der ich so sehr vertraue, dass ich weiß, dass sie die Bücher dann doch nicht weitergibt oder selbst lesen wird.

» Verbena » Beiträge: 4780 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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