Wie hat sich die deutsche Mentalität historisch verändert?

vom 12.08.2015, 11:03 Uhr

In Deutschland gibt es ja eigentlich keine einheitliche Mentalität. So wird den Leuten in jedem Bundesland oder teilweise in den verschiedenen Regionen Deutschlands auch eine jeweils andere Mentalität nachgesagt. Dennoch sagt man ja allgemein, dass es eine Deutsche Mentalität gibt. Dazu kann beispielsweise die Pünktlichkeit oder die Ordnung gezählt werden.

Aber ich frage mich, wie sich die heutige Mentalität, in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat. War die Mentalität schon immer so, wie sie heute ist? Waren unsere Vorfahren von ihrer Mentalität her anders? Falls ja, wie waren sie? Wie hat sich diese Mentalität entwickelt? Warum hat sich die heutige Mentalität entwickelt? Warum sind wir beispielsweise nicht so, wie die Franzosen, obwohl ja nur ein paar Kilometer zwischen uns und Frankreich liegen?

Wie ist eure Meinung dazu? Welche Erklärungen habt ihr bzw. was denkt ihr darüber? Vielleicht habt ihr ja sogar mal Dokumentationen oder Berichte darüber gelesen. Vielleicht können eure Großväter oder Urgroßväter dazu aber auch etwas sagen.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



GoroVI hat geschrieben:Dennoch sagt man ja allgemein, dass es eine Deutsche Mentalität gibt. Dazu kann beispielsweise die Pünktlichkeit oder die Ordnung gezählt werden.

Ich weiß nicht woher du kommst, aber solche Beobachtungen habe ich persönlich nicht machen können. Ich beobachte nur immer wieder, dass die Deutschen unpünktlich sind und es damit nicht so genau nehmen. Das kann aber auch von der Generation abhängig sein, denn gerade bei den jüngeren fällt mir das extrem auf, daher kann ich nicht wirklich davon sprechen, dass Pünktlichkeit und auch Ordnung Tugenden sind, die sich ausnahmslos durch alle Generationen ziehen würden.

Ich kann dir sagen, wie sich die Mentalität geändert hat. Ich habe mal eine Dokumentation über die so genannten Russlanddeutschen gesehen. Dort ist nämlich auf Grund der Isolation die "deutsche" Mentalität des 17. oder 18. Jahrhunderts noch bis heute erhalten. Ich hatte schon mit vielen von ihnen zu tun und ich habe eher den Eindruck, dass die Einheimischen in vielerlei Hinsicht viel lockerer sind als die Russlanddeutschen. Daher würde ich schon behaupten, dass die von dir genannten Tugenden, die zur Mentalität gehören, mit der Zeit extrem aufgeweicht wurden.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Zu den deutschen Tugenden zählen Fleiß, Höflichkeit, Gerechtigkeit, Ordnung, Pünktlichkeit und Toleranz. Es trifft natürlich nicht immer jeder Punkt auf jeden Menschen zu.

Pünktlichkeit ist zwar bei einigen sehr wichtig gerade bei denn älteren Generationen allerdings sehen es viele Jüngere heute nicht mehr als wichtig an unbedingt pünktlich zu sein. Für mich persönlich gehört das aber immer noch dazu.

Fleiß ist auch wichtig um überhaupt auch beruflich weiterzukommen. Ohne Fleiß kein Preis sozusagen.

Höflichkeit spielt wohl bei den Jüngeren auch keine große Rolle mehr. Diese sind oft sehr respektlos und überhaupt nicht höflich, gerade die 13 oder 14 Jährigen beispielsweise.

Gerechtigkeit und Toleranz sind auch wichtig. Tolerant sind wir Deutschen ja wohl am meisten und gerecht - naja.

Ordnung in Bezug auf ein geordnetes Lebens steht für die meisten bestimmt auch ganz weit oben. In Bezug auf Sauberkeit gibt es genug unordentliche Menschen. :D

Natürlich hat sich die Mentalität im vergleich zu früher verändert. Dafür hat sich aber auch die Welt zu sehr verändert als dass sie noch so wie vor 200 Jahren sein könnte. Werte die früher wichtig waren haben an Bedeutung verloren und dafür sind heutzutage andere Dinge wichtig.

» elli.fant06 » Beiträge: 1009 » Talkpoints: 0,96 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann jetzt nur für 4 Bundesländer sprechen. Ich habe die Mentalitäten von Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen kennengelernt. Die Sachen sind immer noch sehr herzlich, zum Großteil zumindest, wie früher. Bei den Sachsen-Anhaltern ist es so, dass sie nicht mehr alle so herzlich rüberkommen, es gibt sehr viele Eigenbrötler und Egoisten, da ist der Zusammenhalt extrem verloren gegangen.

In Thüringen ist das genauso, nur ist man dort zurück haltender, man wird aber schnell warm mit den Menschen dort. In Mecklenburg-Vorpommern hat sich meine Meinung nach die Mentalität in den letzten 25 Jahren stark verändert. Der Tourismus hat noch mehr zugenommen, die Angebote auch und somit auch der Konkurrenzdruck untereinander.

Die Mentalität hat sich in der Zeit größtenteils sehr abgekühlt. Touristen sind nur noch Geldbringer und auch untereinander gönnt man sich da nur wenig. Ich bin nicht mehr gerne in dem Bundesland unterwegs, der Mensch zählt in vielen Ecken dort nichts mehr, so hab ich es leider mehrfach erlebt. Dort zugewanderte Menschen, ob Ausländer oder Inländer sind meistens noch die Nettesten aber die Einheimischen...naja. Mag nicht jeder so sein dort aber doch ein Großteil.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Eine generelle deutsche Mentalität könnte ich abseits von Klischees nicht benennen. Die Leute, die mir täglich begegnen, sind eigentlich alle recht unterschiedlich gestrickt, sodass ich da gar nicht viele typische Eigenschaften herausdestillieren könnte. Auch was Dinge wie Pünktlichkeit, Sauberkeit, Ordnung, Perfektionismus etc. betrifft, würde ich sagen, dass sie bei jedem unterschiedlich ausgeprägt sind.

Wenn ich ein paar Eigenschaften benennen müsste, die mir bei einer Mehrzahl von Deutschen auffallen, dann wäre das eine gewisse Distanziertheit in der Öffentlichkeit (man kommt relativ schwer miteinander ins Gespräch und sucht tendenziell eher den Abstand), sowie die Neigung, über das eigene Land und die eigenen Leute zu schimpfen und zu meckern. Außerdem fällt mir ein regional recht ausgeprägter "Lokalpatriotismus" auf. Damit meine ich, dass sich viele Deutsche gern innerhalb Deutschlands gegen andere Regionen abgrenzen wollen und dazu neigen, Deutsche aus anderen Regionen pauschal nicht so gern zu mögen.

Typische Beispiele: Bayern versus "Preußen", Baden versus Württemberg, Köln versus Düsseldorf, Großstadt versus Land, etc. Zum Teil mögen selbst Landkreise ihre Nachbarlandkreise nicht gut leiden.

Ich selbst konnte diese wechselseitigen Abneigungen nie wirklich teilen und bin häufig gern und mit Absicht in die "unbeliebten" Städte und Regionen gereist, um dabei festzustellen, dass die dort lebenden Menschen in der Regel auch sehr nett sind.

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» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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