Sollten Schüler im Musikunterricht ihre eigene Musik hören?

vom 09.04.2017, 22:22 Uhr

In dem Musikkurs meiner Nichte ist es üblich, dass die Kinder einmal im Monat eine Stunde lang ihre eigene Musik mitbringen dürfen und dass dann daraus ein Gewinnerlied gekürt wird, dass durch Klassenentscheidung ermittelt wird. Den Kindern soll so die Möglichkeit gegeben werden, ihre Musik zu präsentieren und den anderen Kindern ihren Musikgeschmack zu zeigen. Irgendwie soll ihnen das wohl auch eine gewisse Freiheit geben.

Meine Nichte ist davon aber gar nicht begeistert. Sie sagte, dass in dem einen Jahr, in dem das jetzt schon gemacht wurde, immer irgendein Rap-Lied von "Assi-Rappern" gewinnen würde. Ich bin ehrlich gesagt nicht so firm, was Rapmusik angeht, deshalb kann ich nicht sagen, welchen Rapper sie jetzt spezifisch meinte. Allerdings sollen die Inhalte dieser Songs wohl ziemlich brutal und anstößig sein.

Insgesamt scheint meine Nichte das also nicht zu mögen, weil innerhalb der Klasse wohl ein bestimmte Geschmack überwiegt, der es unmöglich macht, dass mal eine andere Musikrichtung gewinnt. Was haltet ihr von diesem Prinzip, die Kinder ihre eigene Musik mitzubringen? Wie könnte man verhindern, dass da immer die gleiche Art von Musik gewinnt? Und sollte das überhaupt erlaubt sein, anstößige Musik laufen zu lassen?

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das letzte Jahr, das ich noch Musik hatte, haben wir auch hin und wieder mal eine Stunde genutzt, unsere eigene Musik zu hören. Das war dann allerdings nicht mit irgendwelchen Wahlen verbunden, sondern die Schüler durften einfach nach ihrem Wunschlied auf Youtube suchen und das hören. Um es fair zu halten, wurde eine Liste geführt, bis jeder einmal dran war, und dann wurde die Liste von vorne begonnen.

Was wird denn in der Klasse deiner Nichte mit dem Gewinnerlied gemacht? Wenn es dafür nicht mehr gibt, als quasi einen imaginären Keks für den, der es vorgeschlagen hat, sehe ich da ehrlich gesagt kein Problem. Immerhin werden die anderen Lieder ja trotzdem vorgestellt. Wenn sich damit allerdings viel beschäftigt wird, wäre da eventuell die Regel sinnvoll, dass eine Musikrichtung nicht mehrfach hintereinander gewählt werden kann. So würde da auch etwas mehr Variation reinkommen.

Zum Thema anstößige Musik kommt es, meiner Meinung nach, auf die Musik an sich und das Alter der Schüler an. Mit 16 kennt man wohl den meisten Slang schon, wenn da im Lied mal Wörter wie "Arsch" oder "Pussy" vorkommen, wird es ihnen sicher nicht schaden. Dagegen würde ich einer Gruppe von Siebenjährigen sowas eher nicht vorspielen.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich halte davon rein gar nichts, denn im Endeffekt läuft es doch so, dass jeder etwas mitbringt was dem anderen gefallen könnte und man nur darauf aus ist mit dem Gewinnen. Ob man auch tatsächlich den Assi Rap hört und nicht die Schlager Zuhause kann niemand prüfen aber es gibt genug die Zuhause etwas ganz anderes an Musik hören als auf der Straße um dort cool vor seinen Freunden zu wirken.

Das gab es schon zu meiner Schulzeit und ich weiß, dass das Nachbarskind gerne klassische Opern Zuhause gehört hat. Das konnte man durch das Fenster sehen und auch hören. Aber wenn es darum ging die eigene Musik mitzubringen, war das immer zu peinlich und es wurde dann etwas aus den Charts als eigene Musik ausgegeben oder eben dieser Assi Rap. Denn alles andere ging nicht und man wäre dafür gemobbt worden wenn man bei der Wahrheit bleiben würde. Somit gab es nur die Auswahl zwischen Assi Rap und Charts, beides langweilig und nicht meines.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich finde so etwas an sich nicht verkehrt, dass Schüler auch eigene Lieblingsmusik im Unterricht hören dürfen, allerdings finde ich das System nicht so toll, dass daraus dann ein Gewinner gekürt wird. Jeder hat doch einfach seinen Geschmack und da sollte es meiner Meinung nach keinen Gewinner geben, der vielleicht auch nur deswegen gewonnen hat, weil jemand nicht sein Lieblingslied gewählt hat, sondern das, was am besten bei den Klassenkameraden ankommt.

Deswegen würde ich das System so nicht haben wollen, dass ein Gewinner ermittelt wird. Aber wenn jeder mal ein eigenes Lieblingslied abspielen darf, was sich dann alle anhören, dann finde ich das schon schön. Allerdings birgt das natürlich auch wieder die Gefahr, dass andere einen wegen des Musikgeschmacks ärgern. Aber probieren kann man so etwas im Unterricht sicher mal.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wieso muss es denn zwingend einen Gewinner geben? Das ist doch Quatsch, weil es um den eigenen Geschmack geht und letztendlich darum anderen Leuten zu zeigen, was man selber mag. Bei uns gab es das im letzten Jahr auch mal, da sollte jeder sein Lieblingslied auf Note vorsingen. Das war schon wirklich spannend mal so zu sehen wer was hört. Da war zum Beispiel ein schüchterner Junge, der dann Heavy Metall gehört hat und dazu dann abgegangen ist beim Vorsingen. Generell ist das also keine schlechte Idee, aber einen Wettbewerb daraus zu machen ist dämlich.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kenne das aus früheren Klassen wo Schüler ihre eigene Musik mitbringen durften und der Musiklehrer diese während des Unterrichts laufen gelassen hat. Sofern es keine Gewaltverherrlichenden oder verbotene Texte etc. sind sehe ich da keine Probleme, sofern es zur Unterrichtsgestaltung und Philosophie des Lehrers passt finde ich es sogar gut, wenn Schüler so aktiv mit in den Unterricht eingebunden werden. Die Lernbedingungen verändern sich ja so zum Besseren, also lernen Kinder oder Jugendliche vielleicht so sogar besser und motivierter, wenn sie ihre Musik hören und nicht irgendwas Langweiliges, was sie nicht mögen.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es ist doch schön, wenn einmal im Monat über die Musik gesprochen wird, die die Kinder privat hören. Und wenn man mit seiner Musik ein Außenseiter ist, macht das doch auch nichts. Wenn die Mehrheit in einem gewissen Alter gerne Rap-Musik mit asozialen Texten hört, dann ist das eben so. Es dürfen natürlich nur Musikstücke gespielt werden, die nicht zensiert sind.

Man sollte natürlich darüber sprechen, warum einem diese oder jene Musik gefällt. Und es wäre schön, wenn die Melodien und die Texte etwas genauer analysiert würden. Wahrscheinlich reicht da eine Stunde nicht aus. Vielleicht sollte man das einmal pro Halbjahr nach Notenschluss machen und dann über mehrere Stunden.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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