Masterstudium abbrechen, weil man Job gefunden hat?

vom 24.07.2016, 15:42 Uhr

Eine Bekannte von mir möchte zum Herbst in den Master ihres Studiengangs wechseln, wobei sie da von ihrem Partner mächtig Gegenwind bekommt. Er hat keine Ahnung vom Studium und noch nie eine Uni von innen gesehen, es interessiert ihn aber auch nicht sonderlich. Ich finde, er denkt da auch viel zu kurz und nicht langfristig genug, was ich schade finde. Er scheint da auch nicht offen zu sein, sondern eher festgefahren in seinen Ansichten.

So setzt er meine Bekannte ziemlich unter Druck, dass sie parallel zum Masterstudium eine gute Arbeit findet, damit sie die Bafög-Schulden abbezahlen kann. Für ihn haben die Schulden einfach Vorrang, weil er Angst hat, dafür haften zu müssen, wenn die beiden heiraten werden. Wenn sie parallel zum Studium einen Job finden sollte, dann sollte sie das Studium seiner Ansicht nach abbrechen, um sich ganz auf die Bafög-Schulden zu konzentrieren, eine wichtigere Priorität gibt es in seinen Augen im Moment gar nicht. Das Problem ist aber, dass es in ihrem Zweig ziemlich schwer werden wird, mit einem Bachelor Arbeit zu finden und derartige Stellen sind da ziemlich selten. Dennoch fühlt sie sich unter Druck gesetzt und weiß nicht was sie machen soll.

Ich würde mein Studium nicht abbrechen, selbst wenn ich da eine gute Arbeit finden sollte. Denn je besser man qualifiziert ist, desto bessere Jobs wird man finden können, daher wäre für mich die Bildung wichtiger. Wie seht ihr das? Würdet ihr ein Masterstudium abbrechen, wenn ihr einen guten Job gefunden hättet?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Grundsätzlich fällt es schwer diese Situation zu beurteilen, weil du da das Studienfach, welches deine Freundin studiert, nicht nennst. Dennoch kann man aber grundsätzlich sagen, dass es vom eigen Freund äußerst lächerlich ist, dass er sich mehr auf seine Bafög-Schulden konzentriert, als sich für die (zukünftige) Karriere seiner (zukünftigen) Frau einzusetzen. Zum anderen bin ich der Ansicht, dass sich die betroffene Frau ja nicht unterkriegen lassen sollte und das Musterstudium durchzieht.

Speziell in der heutigen Zeit ist im akademischen Arbeitsbereich die Konkurrenz äußerst groß und wie du bereits erwähnt hast, benötigt man schon fast einen Master-Abschluss um später einmal einen guten Job zu finden. Kleine Notiz am Rande: Wenn ich so eine Freundin hätte, würde ich mich bei solch einer egoistischen Einstellung sofort trennen! :D

» jupla » Beiträge: 195 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde die Beurteilung nun auch etwas schwierig, da ich zugeben muss, dass ich von dem Studiensystem auch nicht genug Ahnung habe. Aber ich bin immer der Meinung, dass man an Bildung das höchste erreichen sollte, was für einen auch möglich ist. Gerade dann, wenn es im Studienfach deiner Freundin nur mit dem Masterabschluss vernünftige Jobs gibt, dann finde ich es wichtig, das Studium auch bis zum Ende durchzuziehen.

Die Bedenken ihres Freundes mögen ja durchaus auch berechtigt sein und natürlich ist es auch wichtig, die Bafög-Schulden zurück zu bezahlen. Und wenn es neben dem Masterstudium möglich ist, etwas zu arbeiten und so schon mal einen Teil der Schulden zurückzuzahlen, dann ist das auch gut. Aber dann das Studium abzubrechen, ist für mich sicher nicht die richtige Lösung.

Zumal die Beweggründe des jungen Mannes ja auch scheinbar sehr eigennützig sind. Es geht ihm ja wohl nicht in erster Linie darum, dass seine Freundin die Schulden, die sie durch Bafög gemacht hat, zurückzahlt, damit sie keine Probleme hat. Ihm geht es ja wohl darum, dass er die Probleme mit übernimmt, wenn er sie heiratet. Und das finde ich dann nicht so nett, dass er seiner Freundin die Karriere aus diesen Gründen vielleicht verbauen möchte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Meines Wissens nach kann ein Ehepartner überhaupt nicht für die Schulden des anderen belangt werden, es sei denn, er hat sich schriftlich mitverpflichtet (etwa bei Krediten, Autokäufen oder Ähnlichem) oder ist als Bürge eingetreten.

Darüber hinaus sind die Rückzahlungsmodalitäten des BaföG äußerst sozial und risikolos gestaltet, nämlich exakt zu dem Zweck, Menschen wie Deiner Freundin ein Studium zu ermöglichen. So kann man sich z.B. bei geringem Einkommen oder Arbeitslosigkeit bis zur Verbesserung der Situation von der Rückzahlung freistellen lassen.

Die Rückzahlungsverpflichtung setzt aber ohnehin erst 5 Jahre nach Ende der Förderung ein, um den Menschen einen unbelasteten Berufsstart zu ermöglichen (es sei denn, es handelt sich um ein Zweitstudium, aber das würde den Rahmen hier sprengen). Die "Panikmache" des Partners ist völlig unbegründet.

Wegen seiner BaföG-Schulden muss niemand Zukunftsängste entwickeln, oder gar Abstriche bei der Ausbildung hinnehmen, dies würde dem Sinn des Ganzen ja auch völlig zuwider laufen.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke das wäre bei mir ganz vom Jobangebot abhängig. Generell würde ich wahrscheinlich eher den Master zu Ende machen, da ich mich sonst später über die verpasst Chance ärgern könnte und es später schwerer fällt noch einmal anzufangen. Für den Job würde ich mich nur dann entscheiden, wenn ich wüsste, dass dies auch eine einmalige Chance ist und auch irgendwie mein Traumberuf.

Beim Bafög gibt es zudem eine Begrenzung, welche wenn man den Höchstsatz erhält bereits im Bachelorstudium erreicht ist. Das heißt die Bekannte muss nicht extra viel zurückzahlen wenn sie einen Master macht, sondern der Satz bleibt gleich. Das Bafög-System ist auch so geregelt, dass man es erst zurückzahlen muss wenn man wirklich dazu in der Lage ist und beispielsweise nicht arbeitslos oder Geringverdiener.

Wenn der Master mein Ziel ist würde ich mir da nicht reinreden lassen und ihn auf jeden Fall abschließen. Nebenbei kann man ja einen kleinen Nebenjob annehmen und immer etwas beiseite legen, das man dann später als kleines Polster nutzen kann um die Bafög-Schulden zurückzuzahlen, da machen fast alle an meiner Uni so.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ganz ehrlich, so einen Typen würde ich in den Wind schießen. Warum sollte man sich mit so einem Kerl herumplagen, der einem scheinbar nur Steine in den Weg legen will und auf sein eigenes Wohl bedacht ist? Es ist ja etwas vollkommen anderes, wenn man sich von sich selbst aus und aus freien Stücken dazu entscheidet, das Studium abzubrechen, weil man ein tolles Jobangebot bekommen hat oder weil man merkt, dass das Studium doch nichts für einen ist oder man eben keine Lust hat.

Wenn einen der Partner aber dazu drängt, das sein zu lassen und einen Weg einzuschlagen, den er für richtig hält, dann sollte man sich besser von der Person trennen, als von seinem Studienwunsch abzusehen. Wenn man studieren will, dann sollte man das tun. Das ist ja eine Investition für die Zukunft und auch wenn das Studium mit Kosten verbunden ist, sollte es einem das wert sein, wenn man wirklich studieren will und wenn man damit auch noch die Chancen auf einen guten Beruf erhöht.

Gerade was die Karriere angeht, sollte man sich nicht manipulieren oder in irgendeine Richtung drängen lassen. Das Masterstudium dauert doch in der Regel auch nicht so lang und danach kann man natürlich noch immer arbeiten und findet im besten Fall dann auch noch einen besseren Job, der besser bezahlt wird. Und ansonsten kann man das Studium eben auch jederzeit mittendrin abbrechen, wenn man merkt, dass es nichts für einen ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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