Als Praktikant nur belanglose Aufgaben machen dürfen normal?

vom 03.01.2016, 14:26 Uhr

A befindet sich in einer schulischen Ausbildung zum Bürokaufmann und ist derzeit in einem Praktikum. Nach dem Praktikum folgt nur noch die Abschlussprüfung. Allerdings darf A im Praktikumsbetrieb nur belanglose Aufgaben erfüllen, wie kopieren, Kaffee kochen oder mal Unterlagen auf Vollständigkeit überprüfen. Dabei würde er viel lieber auch Geschäftsfälle vor kontieren oder sogar buchen oder Lohn ausrechnen. Er schreibt schließlich gleich nach dem Praktikum seine Prüfung. Ist das normal, dass man als Praktikant nur belanglose Aufgaben übernimmt?

» Sternchen* » Beiträge: 2801 » Talkpoints: 2,12 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Normal ist das definitiv nicht, und meiner Meinung nach ist es ein Unding, wenn man als Praktikant lediglich für ungeliebte belanglose Tätigkeiten eingespannt wird, für die sich der Rest der Mannschaft zu schade ist. Ein Praktikum soll schließlich der Sammlung von Erfahrungen und der Vorbereitung auf das Berufsleben dienen, und da mir nicht bekannt ist, dass "zertifizierter Kopiermeister" und "Diplom-Kaffeekocher" anerkannte Berufsbezeichnungen sind, würde ich sagen, dass das Praktikum in dem von dir geschilderten Beispiel seinen Zweck verfehlt.

Leider höre ich nicht gerade selten von Fällen wie diesem, in welchen ein Praktikant als kostenlose oder zumindest günstige Arbeitskraft für jeden Blödsinn ausgenutzt wird. Wenn man dann nicht den Mut hat, Eigeninitiative zu zeigen und die Ausbildung, die einem zusteht, auch einzufordern, bleibt es oft monatelang dabei. Ich persönlich finde ja, das ein solches Verhalten von Vorgesetzten den jeweiligen Betrieb als Ausbildungsstätte disqualifizieren sollte, aber leider werden die Arbeitsbedingungen für Praktikanten erfahrungsgemäß nur sehr sporadisch überwacht.

Ich würde A empfehlen, sich an eine Vertrauensperson zu wenden. Größere Betriebe haben in der Regel einen Beauftragten, der Praktikanten ihre jeweiligen Arbeitsstellen zuweist und für Lob und Kritik ein offenes Ohr haben sollte. Sollte es so einen Ansprechpartner nicht geben, dann sollte A definitiv versuchen, die Problematik gegenüber seinem Vorgesetzten anzusprechen und darum zu bitten, bei berufsrelevanteren Tätigkeiten helfen oder zumindest zusehen zu dürfen.

Wenn er dies vor dem Hintergrund seiner Ausbildung und der anstehenden Prüfung kundtut, dann dürfte ihm diese Bitte auch nicht abgeschlagen werden. Ansonsten gibt es meistens auch die Möglichkeit, den Praktikumsplatz zu wechseln, wenn die Umstände wirklich katastrophal sind und der Chef keine Anstalten macht, dies zu ändern.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Leider ist es oft so. Praktikanten werden oftmals nicht an normale Sachen gelassen, weil dann eben auch etwas schiefgehen kann und man dann in der Verpflichtung ist, weil es nicht stimmt. Beim Kaffee kochen kann ja für den Betrieb nichts schiefgehen. Wenn du das aber für deine Prüfung gebrauchen kannst, was man da machen kann, würde ich den Chef fragen, ob man vielleicht Übungen machen kann, damit man besser auf die Prüfung vorbereitet ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke mal, dass kommt ein wenig auf das Unternehmen an. Manche haben sich so aufgestellt, dass Auszubildendende und Praktikanten wirklich gefördert und unterstützt werden. In vielen Firmen laufen sie aber nur mit. Gerade wenn Praktikanten immer nur kurze Zeit da sind, ist es halt für die Angestellten auch eine gewisse Belastung. Meist ist es anstrengender Arbeiten zu vermitteln, man muss die Arbeit natürlich auch noch nachprüfen und das dauert dann länger als es selbst zu tun.

Ich habe meinem Chef selbst den Zahn gezogen uns immer wieder Praktikanten anzuschleppen, weil einfach keiner Zeit und Lust hat, sich vernünftig mit diesen Leuten zu beschäftigen. Wenn man die so weit hat, dass sie eine echte Hilfe sind, weil sie selbständig Dinge erledigen können, dann sind sie nämlich wieder weg.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke, das Praktikanten auch eine Last für Firmen sein können. Bei meiner Arbeit gab es auch ab und an Schüler- oder Ausbildungspraktikanten und niemand hatte so richtig Lust, diese zu betreuen, weil ja jeder selbst seine Aufgaben hat. Dann wurden die Praktikanten mit irgendwelche Seminare gesteckt und fanden das aber nicht spannend genug oder man musste sich überlegen, womit man den Praktikanten nur beschäftigen kann, damit er was macht. Das war eigentlich zusätzlicher Stress und daher habe ich es auch abgelehnt, Praktikanten zu betreuen.

Beispielsweise gab es einen Praktikanten aus einem anderen Fachbereich und den konnte niemand richtig mir Aufgaben versorgen. Man fragte dann mich, ob ich eine Aufgabe für ihn hätte und ich wollte gerade einen Text aus einem Buch abtippen und bearbeiten. Daher habe ich den Praktikanten gebeten, das zu machen - es waren mehrere Seiten. Hinterher hieß es dann, dass der Praktikant sich beschwer hat, dass die Aufgabe langweilig war und er gar nicht gewusst hätte, warum er das machen soll. Ich habe aber leider keine Zeit, mich hinzusetzen und ihm zu erklären, wofür genau ich den Text brauche. Daher lieber keine Praktikanten.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

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In so einer schulischen Ausbildung ist es doch so, dass das Praktikum den Praktikanten auf den Beruf vorbereiten soll und dass man als Praktikant dann auch schon einiges kann. Es ist ja nicht wie bei einem Schulpraktikum, wo es klar ist, dass die Schüler von den Aufgabenbereichen nicht allzu viel wissen und dann ist es schon halbwegs normal, den Praktikanten nur einfachere Aufgaben zu geben.

Aber bei einem Praktikum in der schulischen Ausbildung ist das schon etwas anderes. Die Prüfung umfasst dann ja in der Regel auch das Praktikum und so würde ich an Stelle von A dringend mal mit dem Chef reden, ob es nicht angebracht wäre, dass A auch mal andere Aufgaben übernimmt als nur kopieren und Kaffee kochen. Wenn das nichts bringt, würde ich mich an die Schule wenden, dass diese mal mit dem Chef reden oder sonst notfalls einen anderen Betrieb zur Vollendung des Praktikums kennen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Meiner Ansicht nach hängt das eher vom Betrieb ab und von den Mitarbeitern dort. Ich kenne den Fall, wo eine Person ein Praktikum gemacht hat für mehrere Wochen, weil sie eben herausfinden wollte, ob eine Ausbildung in dem Bereich was wäre. Im Praktikum selbst durfte sie sehr viel machen und es hat alles sehr viel Spaß gemacht. Hinterher in der Ausbildung durfte die Person aber fast gar nichts mehr machen und hat sich sehr unterfordert gefühlt. Lehrjahre sind keine Herrenjahre.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wir haben ja auch häufiger Praktikanten im Betrieb und bei uns in der Abteilung ist es so, dass wir uns den Praktikanten zuerst einmal eine Woche anschauen und ihm währenddessen belanglose Aufgaben wie zum Beispiel das Aufräumen des Lagers geben. Macht er dies gut, dann fangen wir ihn an anspruchsvollere Aufgaben zu gewöhnen.

Er darf nicht alles machen, aber er wird von uns angelernt und lernt auch schwierigere Bereiche kennen. Es gilt jedoch die Regel, dass er bitte nachfragt, wenn er vor einem Problem steht, wir sind immer bereit ihm zu helfen. Da wir meistens FOS-Praktikanten bekommen, werden diese ja in der Schule auch etwas geschult und auf die Aufgabengebiete vorbereitet und kommen jede Woche mit ein wenig mehr Wissen an.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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