Sollte Schwimmen ein Grundrecht werden?

vom 09.07.2019, 14:49 Uhr

Fast täglich wird im Fernsehen und in den Zeitungen über die Schwimmunfälle berichtet, wo auch Menschen ertrinken, was ich aber nicht so richtig nachvollziehen kann. Es werden doch für alle Altersgruppen in den Schwimmbädern Kurze zum Schwimmen lernen angeboten. Ich finde auch, dass die Eltern die Pflicht haben, ihren Kindern das schwimmen beizubringen, genauso wie man den Kindern das Fahrradfahren beibringt.

Wir hatten auch Schwimmunterricht in der Schule und unsere Eltern oder Geschwister haben uns das Schwimmen in den Schulferien beigebracht. Wo wir dann älter waren, konnten uns unsere Eltern ohne schlechtes Gewissen allein ins Schwimmbad gehen lassen und wir hatten den ganzen Tag mit Cousin/en oder Freunden ganz viel Spaß.

Jetzt hört man täglich, dass viele Schwimmbäder schließen oder werden in sogenannte Spaßbäder umfunktioniert und die Grundschulen haben kaum noch in ihrer Nähe ein Schwimmbad. Und ich bin der Meinung, dass jedes Kind das Recht hat schwimmen zu lernen und nicht erst in der dritten oder vierten Klasse, sondern mit dem Schuleintritt, je früher desto besser. Auch sehe ich die Eltern in der Pflicht, ein gewisses Grundrecht auf Schwimmen einzufordern. Wie seht ihr das?

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In meiner Grundschule war Schwimmen im Sport Lehrfach, sodass wir da auch unser Seepferdchen gemacht haben. Ich finde das persönlich auch unglaublich wichtig, dass Kinder schwimmen können. Abgesehen davon, dass ihnen so eine Freizeitmöglichkeit geboten wird, wenn das Wetter schön ist, ist es auch etwas, was im Urlaub oder im Ernstfall wichtig sein kann. Deswegen gehörte für mich Schwimmen einfach zum Grundrecht in der Grundschule dazu. Dort habe ich auch später mein Bronze-Abzeichen gemacht und in der 5 Klasse dann Gold.

Heutzutage geht es aber auch um viele Faktoren. Wer geht mit Kindern schwimmen? Wer passt auf sie auf? Wie sind die Lehrer ausgebildet? Wie ist der Lehrermangel zu beurteilen und wie viele Schwimmbäder gibt es? Dann kommt leider auch die Frage, muslimische Mädchen, Umkleidekabinen und Jungs dazu. Da wird es zu vielen Reibereien kommen und meine ehemalige Grundschullehrerin hat mir da schon so einiges beim Kaffee trinken erzählt. Da ich dort auch in letzter Zeit häufig beruflich war.

Dennoch bin ich der Meinung, dass Schwimmen wirklich jeder können sollte. Auch aus freizeitlichen Gründen ist das für mich das Must-have. Wobei auch im Ernstfall Leben abhängig davon sein kann und dazu kommt, dass man etwas Spaß im Wasser haben kann, wenn man schwimmen kann. Es ist einfach etwas schönes und wenn wir bedenken, dass viele Länder an Meeren wohnen und dort niemand schwimmen kann, dann muss man sich ernsthaft am Kopf packen.

Was für uns jedoch normal zu seien scheint, war anderswo nicht der Fall. Eine Bekannte, die in Kalifornien groß geworden ist, wo das Meer daheim vor der Türe ist, hat mir auch mal gesagt, dass sie schwimmen im Sport nicht hatten. Während die Freundin aus New York durchaus mal schwimmen mit der Klasse war. Also es ist so unterschiedlich wie Tag und Nacht.

Einige Grundschulen, das habe ich in Deutschland schon mehrfach erlebt, bieten Schwimmen überhaupt nicht an. Andere nur kurzweilig usw. Schon sehr differenziert, was dort in den laufe der letzten Jahre sich verändert hat. Oftmals zum Nachteil von Kids und später Erwachsenen.

Ich kenne 5 Leute, die nicht schwimmen können und über 30 Jahre sind. Sie gehen zwar ins Bad, liegen da aber dann rum, gehen nur dort hin, wo sie stehen können und das war es. Jetzt schämen sie sich eben, schwimmen zu lernen. Das ist traurig.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Es sind aber oft gerade nicht die Nichtschwimmer, die ertrinken, sondern die Leute, die meinen, dass sie gut schwimmen können. Bei uns passieren viele Unfälle im Rhein, wo die Unterströmungen und der Sog der Schiffe in der Fahrtrinne unterschätzt werden. Das Wasser sieht oberflächlich eben ruhig aus und man kann ja schließlich schwimmen. Das gleiche Problem haben wir in manchen Baggerseen, die nicht für Schwimmer geöffnet sind.

Trotzdem gibt es natürlich viele Nichtschwimmer und die Situation wird nicht besser. Ich kenne Leute, die für ihre Kinder einen Schwimmkurs in der Nähe gesucht haben, aber nur auf einer ewig langen Warteliste gelandet sind. Die Kinder haben dann wohl im Urlaub schwimmen gelernt.

Und längst nicht alle Eltern haben das Geld für einen Schwimmkurs oder Urlaub oder sind überhaupt interessiert genug, dass sie ihren Kindern das Schwimmen trotzdem irgendwie beibringen wollen. Man kann die Eltern aber schlecht verpflichten an den Wochenenden regelmäßig mit ihren Kindern an den Baggersee zu gehen und ihnen das Schwimmen beizubringen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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