Schüler im Unterricht partizipieren lassen?

Eine Bekannte erzählte neulich, dass sie einen Deutschlehrer gehabt hätte, der die Schüler stärker mit einbezogen hat und Unterrichtsentscheidungen demokratisch getroffen hat. Soll heißen, er hat die Schüler entscheiden lassen, welches Buch als nächstes gelesen wurde und er hat auch moderne Literatur mit einbezogen. Damals soll wohl Twilight ziemlich angesagt gewesen, aber da die Jungen aus der Klasse das nicht lesen wollten, gewann ein anderes Buch das Rennen.

Dass Lehrer ihre Schüler so partizipieren lassen, kenne ich persönlich aus meiner Schulzeit gar nicht. Uns wurde immer ide Literatur serviert, die das Bildungsministerium als obligatorisch empfunden hat. Wie ist das bei euch (gewesen)? Wie stark sollten Lehrer die Schüler bei Unterrichtsentscheidungen partizipieren lassen? Wo zieht ihr die Grenze?

Bei uns gab es auch mal so eine Phase, bei der wir uns das Buch aussuchen durften, was gelesen wird. Eine schlimme Phase für mich. Man musste dann so einen Quatsch wie "Crazy" lesen und das war dann tatsächlich noch schlimmer als so Bücher wie "Der Schimmelreiter" zu lesen. Da habe ich mir das lieber von einem Lehrer diktieren lassen, was gelesen wird. Vor allem braucht man die Klassiker am Ende eh und da macht es keinen Sinn dazwischen dann noch jede Menge Schrottbücher gelesen zu haben.

Täubchen, euch wurde bestimmt nicht die Literatur aufgedrückt, die das Ministerium für obligatorisch gehalten hat. Die Liste mit dem möglichen Lesestoff ist viel länger als in der Zeit machbar. Ihr habt gelesen, was eure Lehrkraft davon ausgesucht hat.

Ich kenne es gar nicht anders, als dass man als Schüler Einfluss auf den Unterricht hat. Wir haben unsere Lektüre aus der Liste und dem nötigen Genre immer selbst ausgesucht. In Mathematik haben wir entschieden, ob der zweite Schwerpunkt nach der verpflichtenden Kurvendiskussion Boolesche Algebra oder Vektorrechnung sein soll. Was wir nach dem Einstieg am Fisch in Bio sezieren und so weiter. Auch die Klassen- und später Kursfahrten wurden gemeinsam gestaltet.

Und ich finde das auch richtig so. Schließlich soll ein Gymnasium nicht nur Allgemeinbildung vermittelt und Schülern ein Gefühl und das Basiswissen für unzählige Studienrichtungen mitgeben. Bis vor gar nicht so langer Zeit stand auch die Persönlichkeitsentwicklung im Mittelpunkt. Was ist dazu besser geeignet als zu argumentieren, zu diskutieren, Entscheidungen zu treffen und mit den Folgen zu leben?

Lektüre, "die das Bildungsministerium als obligatorisch empfunden hat" kenne ich nur aus der Oberstufe. Ich komme aus einem Bundesland mit Zentralabitur, da kommt man um gewisse Bücher nicht herum wenn man die Chance auf eine gute Note haben möchte.

Ansonsten war es bei uns immer so, dass die Literaturliste für das jeweilige Schuljahr vorgestellt wurde und dann die Bücher gelesen wurden, die am meisten Stimmen bekommen haben. Da waren teilweise auch sehr aktuelle Bücher dabei, aber keine Teenagerromane von eher fragwürdiger Qualität. Ich finde es eigentlich normal, dass Schüler über solche Sachen mit entscheiden und das ist ja auch keine große Sache.

Eine größere Sache war es da schon, dass in der zwölften Klasse über die Ausrichtung von einigen Leistungskursen entschieden wurde. Denn die Entscheidung, die man da trifft, hat ja einen Einfluss auf die nächsten zwei Jahre und die Abiturprüfung.

Wer nicht weiß wovon ich rede - man hat in der Kunst zum Beispiel drei Schwerpunktthemen - Malerei, Plastik und Architektur - man muss in der schriftlichen Abiturprüfung aber nur zwei Themen behandeln und in der praktischen Prüfung kann man frei wählen und muss sich für eine Aufgabe entscheiden. Deshalb macht es Sinn sich von Anfang an auf zwei Themen für die schriftliche Prüfung festzulegen und sich darauf verstärkt vorzubereiten.