Sinn von eintägigen Praktika?

vom 03.04.2017, 00:57 Uhr

Neulich hat mir meine Nichte erzählt, dass sie jetzt für die Schule ganze drei Praktikumsplätze braucht und händeringend welche sucht. Ich war da sehr überrascht und fragte sie, warum sie sich denn so wenig über diese Möglichkeiten freue? Abgesehen davon fand ich Praktika in meiner Schulzeit immer relativ entspannend, weil eine Woche des Unterrichts für etwas ausfiel, das einen persönlich und aufrichtig interessierte.

Dann eröffnete sie mir allerdings, dass jedes Praktikum nur jeweils einen Tag dauern würde und dass sie diese drei Plätze nicht für drei Wochen, sondern für nur drei Tage brauchte. Da war ich erstmal irritiert. Ich wunderte mich schon über die vielen Praktika, die sie in einem einzigen Schuljahr machen darf und dann stellt sich raus, dass es bloß um drei Tage geht?

Nach meiner Ansicht genügt ein Tag überhaupt nicht, um einen Beruf richtig kennenzulernen. Es scheint mir schier unmöglich, damit alle Facetten eines bestimmten Berufs einem Kind innerhalb von einem Arbeitstag (also etwa innerhalb von 8-10 Stunden) zu vermitteln. Für viel sinnvoller halte ich es, dafür mindestens eine Woche zu veranschlagen. Und wenn das den Lehrplan stört, dann sollen eben nicht drei Praktika in einem Jahr durchgeführt werden, sondern nur eines. Dann aber bitte auch mit einer angemessenen Dauer.

Habt ihr auch Kinder in eurem Umfeld, die jetzt wieder Praktika machen müssen? Sollen die tatsächlich auch für nur einen Tag irgendwo hin, um mal reinzuschnuppern? Haltet ihr das in irgendeiner Weise für sinnvoll und wenn ja, könnt ihr mir erklären, wieso ihr das so seht?

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das gab es zu meiner Schulzeit vor knapp 15 Jahren auch schon, nur dass es da nicht "Praktikum" hieß, sondern "Schnuppertag". Bei uns war das aber so, dass wir zu Verwandten in die Firma sollten, um da eben reinzuschnuppern. Ich war damals am Arbeitsplatz meiner Mutter, um einen Eindruck zu bekommen. Ein Praktikum ist für mich schon eine längere Angelegenheit als ein Schnuppertag, daher finde ich die Bezeichnung irreführend.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich kenne solche eintägigen Praktika gar nicht. In meiner Schulzeit war es üblich, dass man zwei Praktika hatte, die in verschiedenen Schuljahren statt fanden und die dann mehrere Wochen dauerten. Ich meine, dass ein Praktikum 3 Wochen dauerte.

Allerdings finde ich es gar nicht schlecht, wenn Schüler so ein eintägiges Schnuppern in einem Betrieb machen können. So können sie sich schon mal einen kleinen Einblick holen und vielleicht auch einen Beruf ausschließen für den sie sich vorher interessiert haben.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn ich mich mal an das erinnere, was ich während Schulpraktika gemacht habe, hätte wirklich ein Tag gereicht. Meistens hat man nur irgendwelchen Kram gemacht, der nichts mit der tatsächlichen Arbeit zu tun hat und das hätte man eben auch an einem Tag machen können, dennoch ist es schon anders als Schule und daher ist es durchaus sinnvoll einem Kind zu zeigen, dass es eben wichtig ist zu lernen und dass man später auch etwas macht, jeden Tag und jeden Tag arbeiten gehen muss und Schule doch sehr entspannend ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das sind ja ganz interessante Erfahrungsberichte! Ich hatte mir schon gedacht, dass sich das im Laufe der Jahre geändert hat.

Dreichwöchige Praktika, wie Nelchen sie noch erlebt hat, scheint es überhaupt nicht mehr zu geben. Das Maximum schien vor noch einer Dekade bei einer Woche zu liegen und seit G8 scheint dafür einfach keine Zeit mehr zu sein und man möchte in kurzer Zeit möglichst effizient sein. Deshalb gibt es jetzt eben drei Praktika an drei einzelnen Tagen.

Dem Argument man könne einen Beruf nach einem Tag wenigstens schon ausschließen stimmt dabei wohl. Aber nur in den Fällen, wo es einem eben arg missfällt. Was ich mir da vorstellen könnte ist ein Eintagspraktikum beim Zahnarzt. Wenn das Kind dann feststellt, dass es das einfach zu nicht machen könnte, kann es wohl den Beruf für sich erstmal ausschließen.

An die Schnuppertage, die Täubchen beschreibt, kann ich mich auch noch erinnern. Die wurden einem aber damals noch nicht als Praktika verkauft. :lol:

@Ramones: Das kommt wohl darauf an, wie die Leute auf die Praktikanten vorbereitet sind und wie viel Mühe die sich geben. Ich denke schon, dass ein guter "Praktikumsgeber" eine Woche ansprechend und lehrreich gestalten kann, dass man dann nachher eine Entscheidung fällen kann. Wenn du da natürlich schlechte Erfahrungen gemacht hast, kann ich deine Meinung vollkommen verstehen.

Und das Schule sehr entspannt ist, würden die bestimmt viele der G8-Kinder nicht mehr so unterschreiben. :lol:

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Bei mir gab es das ebenfalls mit nur einem Tag, manchmal war es dann eine Woche. Für manches hat ein Tag wirklich gereicht damit man auch alles wusste und bei manchen war eine Woche einfach zu wenig.

Schlimm fand ich dabei das Pflichtpraktika in einer sozialen Einrichtung welches man sich selbst suchen musste. Da ich weder Interesse an der Pflege hatte, noch an Kindergarten musste ich am Ende das kleinste Übel für mich wählen und war froh, dass die drei Tage dann vorbei waren mit den kleinen Bestien im Kindergarten. Das waren aber auch nur drei Tage, weil der Donnerstag Feiertag war und Freitag dann Brückentag, ansonsten hätte ich diese Nervtötenden Biester 5 Tage aushalten müssen.

Bei anderen hat mir die eine Woche nicht gereicht da sich einfach so viele Fragen ergeben haben und man nicht alles sehen konnte, da diese Berufe dann auch vielseitig waren. Aber als Erzieher macht man von morgens bis abends nur das gleiche, Kinder bespaßen, Mittagessen, hinlegen und irgendwann werden die Blagen abgeholt.

Das wusste man schon nach einem Tag, auch wenn es immer unterschiedlich war was mit den Kindern gemacht wurde, mal einen Tag basteln, ein Tag raus, so war es dennoch im Endeffekt immer nur das gleiche und hat gelangweilt. Zudem das auch nicht freiwillig war, sondern eine Pflichtveranstaltung aber Altenheim wäre noch schlimmer gewesen mit Windeln wechseln und Hintern wischen, somit waren die Blagen das kleinere Übel.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Aus meiner Schulzeit kenne ich das nicht, da hatten wir ein dreiwöchiges Praktikum bei einer einzigen Stelle. Aber diese Schnuppertage kenne ich von der Tochter einer Freundin, die sie kürzlich gemacht hat. Sie hat sich für die drei Tage auch vollkommen unterschiedliche Berufe ausgesucht und darüber hat sie jetzt schon die Erkenntnis gewonnen, in welche Richtung sie mit ihrem Berufswunsch gehen möchte.

Sicher kann man viele Berufe nicht voll umfassend anschauen, wenn man nur einen Tag die Gelegenheit hat, in den Beruf reinzuschauen. Vermutlich kann man bei keinem Beruf danach sagen, ob das nun etwas ist oder nicht. Aber die Richtung kann man vielleicht schon mal abgrenzen und darum geht es sicher auch. Wenn es dann an das lange Praktikum geht, dann kann man schon einen Beruf in einer Richtung suchen, die einen interessiert und das kann dann schon helfen.

Bei meinem Praktikum in der Schule war es so, dass ich in einem Beruf gearbeitet habe, bei dem ich schon nach drei Tagen wusste, dass ich ihn nicht ergreifen würde. Spaß hat es trotzdem gemacht, aber mit dem Schnupperpraktikum vorher hätte ich schon mal auch andere Berufszweige ausloten können.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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