Arbeitgeber mitteilen, wenn Aufgaben zu schwer?

vom 15.04.2019, 10:38 Uhr

Ich muss zur Zeit beruflich bedingt das Programmieren lernen, wobei ich früher aber nie damit zu tun hatte, nicht mal ansatzweise. Dementsprechend ist das komplettes Neuland für mich. Ich bin auf Arbeit auch schon gefragt worden, ob mir das auch nicht zu schwer sei, in dem Fall könne man mir andere Aufgaben übertragen. Mir käme das gar nicht in den Sinn, um andere Aufgaben zu bitten, dafür bin ich einfach nicht der Typ. Ich finde diese Aufgabe stattdessen total spannend und bin der Typ, der gerne neue Sachen lernt und sich ansonsten eher langweilen und unterfordert fühlen würde.

Ist euch schon mal in den Sinn gekommen, auf Arbeit mitzuteilen, dass euch übertragene Aufgaben zu schwer oder zu komplex sind? Oder haltet ihr das grundsätzlich für strategisch unklug, unabhängig vom Arbeitsumfeld und vom Chef? Meint ihr, dass man sich immer durch Aufgaben durchbeißen muss, egal ob sie einem liegen oder nicht, eben weil man dafür bezahlt wird?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es schwierig zu sagen. Sicher finde ich, dass man nicht zu früh aufgeben und sich erst einmal durchbeißen sollte. Aber wenn es wirklich gar nicht geht und man andere Arbeiten nicht schafft, die man vielleicht auch noch erledigen muss, dann muss ich sagen, dass es irgendwann schon an der Zeit ist, dem Arbeitgeber mitzuteilen, dass man es gerne schaffen würde, aber die Aufgaben einfach zu umfangreich sind.

Natürlich wird man für die Aufgabe bezahlt, aber es ist doch nur fair, wenn man es nicht auf Gedeih und Verderb versucht, obwohl man es für sich selber schon längst absehen kann, dass das nicht funktioniert. Dann muss man einfach so ehrlich sein und die Notbremse ziehen. Vielleicht ist der Chef dann enttäuscht, aber umso mehr enttäuscht wäre er doch, wenn er später merkt, dass man eigentlich nichts auf die Reihe bekommen hat, wenn es richtig blöd gelaufen ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich halte es für absurd zu glauben, dass der durchschnittliche Arbeitnehmer sich wirklich durch jede Aufgabe "durchbeißen" kann. Wenn einem wirklich das gesamte bisherige Aufgabengebiet samt jeglicher Expertise unter dem Hintern weggezogen wird und man sich von vorne bis hinten neu einarbeiten muss, kann das durchaus zu schwierig oder zu komplex sein, zumal da oft auch nicht unbegrenzt viel Zeit zum "Durchbeißen" eingeplant ist und lieber zeitnah Ergebnisse gefordert werden, als der Frau Gerbera beim Herumstümpern zuzusehen.

Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Arbeitgeber schlicht davon ausgehen, dass das Fußvolk schon klar kommt, wenn keine Beschwerden kommen, und oft gar nicht registriert wird, wie schwer und wie vielfältig die übertragenen Aufgaben sein können. Sprich, du bekommst auch keine Medaille, wenn der Chef dir eine hoch komplexe Aufgabe überträgt und du dich mit letzter Kraft hineinfuchst, obwohl es weder zeitlich noch von deiner bisherigen Erfahrung her auch nur ansatzweise sinnvoll machbar ist. Du hast auch nichts davon, wenn du dir zwar stolz sagen kannst, im Job "alles" zu schaffen, aber dafür Magengeschwüre bekommst oder deine Familie dich nur noch von Fotos kennt. Das lohnt dir keiner.

Ich finde daher, dass man mit einer vernünftigen Leitung in einem Unternehmen, das weder eine Sklavengaleere noch eine absolute Schlangengrube darstellt, schon offen darüber sprechen kann, wenn es von der Menge oder Komplexität der Aufgaben her zu viel wird. Dann müssen die Damen und Herren Chefs eben noch mal jemanden einstellen, bevor sie das bestehende Personal bis zum Burnout auspressen. Ich halte es für verfehlt, mich aus falsch verstandenem Ehrgeiz in der Hoffnung auf lobende Worte auspressen zu lassen, obwohl ich überfordert bin. Und die meisten Menschen sind irgendwann überfordert.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^