Bekommt man beim Altwerden einen neuen Musikgeschmack?

Das ist eigentlich ein interessantes Thema, aber du gehst von falschen Voraussetzungen aus. Die Leute, die jetzt oder vor zehn Jahren schon älter oder alt waren, sind in Zeiten mit ganz anderer Musik aufgewachsen. Für die alten Leute sind ja die Schlager eben ihre Musik. Guck dir mal die Hitparaden der Vierziger Jahre zum Beispiel an. Auch wenn es in den Metropolen Europas den Swing schon gegeben hat, war das populärste Genre hierzulande damals der deutschsprachige Schlager. Von Hans Albers zu Heino ist der Weg vermutlich nicht so weit.

Ich glaube, dass sich der Musikgeschmack ab einem gewissen Alter gar nicht mehr so stark verändert. Bei mir selbst war die Festlegung schon überraschend früh der Fall. Eigentlich fand ich als Teenager Lieder toll, die ich heute auch noch gut oder gar grandios finde. Und auf eine einzige Musikrichtung sind sowieso die meisten nicht festgelegt. Es gibt Leute, die den härtesten Death Metal hören, bei dem sich mir die Nackenhaare vor Schreck aufstellen, während sie auch ein Ohr für Shantys haben.

Solche Brüche gibt es oft und vielleicht neigt man mit steigendem Alter dazu, die persönliche Gewichtung in der Präferenz der eigenen Genres zu ändern. Irgendwann hört man dann vielleicht fast nur noch R'n B, während das mit 20 nur einen kleinen Teil ausgemacht hat. Bei mir selbst hat sich bis jetzt aber auch noch gar nicht so viel geändert.

Bei mir war das "Problem", dass ich als Jugendlicher schon einen "alten" Musikgeschmack entwickelt hatte. Und zwar hatte ich schon mit 15 oder 16 Jahren Beethoven, Brahms, Schubert etc. für mich entdeckt und mit großer Leidenschaft Symphonien etc. gehört. Ich war damals musikalisch sozusagen total aus der Zeit gefallen. Dementsprechend habe ich den damals aktuellen Musiktrend nur am Rande mitbekommen. Und bis heute höre immer noch gern klassische Musik, wenn auch nicht mehr so ausschließlich wie damals.