Erst von Schulden sprechen, wenn man sie nicht zahlen kann?

vom 24.09.2018, 10:37 Uhr

Frau Goldig hat mehrere Ratenzahlungen laufen und auch einen Kredit aufgenommen. Bisher kann sie auch alles zahlen und kann ihre Gläubiger bedienen. Wenn man sie fragt, ob sie Schulden hat, verneint sie dieses aber, weil sie sagt, dass man erst von Schulden sprechen kann, wenn man seine Gläubiger nicht mehr bedienen kann und die Raten nicht mehr zahlen kann.

Ansonsten sind es einfach Finanzierungen, die sie getätigt hat. Es wäre nichts anderes als wenn sie jeden Monat das Geld zur Seite legt um sich was zu kaufen. Nur, dass sie es halt umgekehrt gemacht hat und erst gekauft hat und dann das Geld zur Seite bzw. dem Gläubiger gibt.

Würdet ihr auch sagen, dass man erst von Schulden sprechen kann, wenn man die Raten nicht mehr zahlen kann oder hat man, sobald man einen Kredit aufnimmt oder Ratenzahlung vereinbart die Schulden? Ich finde, dass man sofort, wenn man etwas auf Raten kauft auch schon Schulden hat. Oder halt, wenn man einen Kredit aufnimmt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich sehe das anders. Ich finde, dass einem etwas erst gehört, wenn man es komplett abbezahlt hat. Wenn das noch nicht der Fall ist, gehört es dem Kreditgeber und man ist eben auf ihn angewiesen. Bis es aber abbezahlt ist darf man das "Eigentum" des Kreditgebers für sich selbst nutzen. Es geht erst ins eigene Eigentum über, wenn es eben abbezahlt ist.

In meinen Augen bedient sich Frau Goldig nur irgendwelchen Euphemismen und beschönigt ihre Situation. Das kann ich persönlich so gar nicht nachvollziehen. Sollte sie ihren Job verlieren, schaut sie ganz schnell blöd aus der Wäsche und der Kreditgeber wird ungemütlich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich muss ehrlich sagen, dass ich finde, dass Frau Goldig ihre Situation schönredet und sich mit dieser Sicht der Dinge vielleicht auch ein wenig vor sich selber und anderen verteidigen möchte, dass sie diese Finanzierungen laufen hat. Ich bin auch der Meinung, dass man dann Schulden hat, wenn man einen Kredit aufnimmt, weil einem dann das, was man gekauft hat, nicht vollständig gehört.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Schulden hat man dann, wenn man nicht sofort bezahlt, sondern verzögert. Das kann man sich auch nicht schönreden. Wenn ich mir etwas auf Pump kaufe, dann habe ich Schulden. Ich finde Menschen, die sich das immer wieder anders sagen, wirklich realitätsfern, denn letztendlich hat man die Schulden ob man sie begleichen kann oder nicht spielt doch keine Rolle.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Schulden habe ich, wie der Name schon sagt, wenn ich jemandem etwas schulde. Dabei ist es egal ob ich mir Geld von Freunden leihe, eine Rechnung nicht gleich bezahle oder etwas auf Raten kaufe. In all diesen Fällen muss mir jemand Geld vorstrecken oder auslegen und wenn dies der Fall ist, schulde ich demjenigen eben dieses Geld. Man kann es sich ja gerne schön reden wenn man mag, und das machen erschreckenderweise wirklich sehr viele, aber Fakt ist, dass man Schulden hat sobald man etwas finanziert. Wenn man diese Schulden fristgerecht zurück bezahlen kann ist das ja super, aber es sind und bleiben Schulden.

Und ich stelle mir auch immer wieder die Frage, warum es Menschen schaffen das Geld für eine Rate auftreiben zu können, aber es nicht schaffen Geld zu sparen. Es wäre doch viel sinnvoller schon bevor ich einen Kauf tätige, das Geld dafür auf die Seite zu schaffen. Erstens gehört die Sache sofort mir und mich muss mir keine Gedanken mehr machen, dass zum Beispiel der neue Fernseher beschädigt wird, noch bevor ich ihn abbezahlt habe. Und außerdem spare ich mir die hohen Zinsen, die oft für Finanzierungen fällig werden. Ich persönlich spare lieber vorher und kaufe mir erst etwas wenn ich das Geld dafür beisammen habe.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Anijenije hat geschrieben:Und ich stelle mir auch immer wieder die Frage, warum es Menschen schaffen das Geld für eine Rate auftreiben zu können, aber es nicht schaffen Geld zu sparen. Es wäre doch viel sinnvoller schon bevor ich einen Kauf tätige, das Geld dafür auf die Seite zu schaffen.

Das kommt doch ganz darauf an, was man sich kauft. Meinst du wirklich, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist ein Haus erst zu kaufen, wenn man genug Geld angespart hat um es bar zu zahlen? Was bringt es mir wenn ich 20 oder 30 Jahre lang Miete bezahle und nebenbei Geld für den Hauskauf wegpacke? Dann habe ich zwar nach 30 Jahren vielleicht das Geld für das Haus zusammen und brauche keinen Kredit mehr, dafür habe ich aber auch 30 Jahre lang noch Miete gezahlt, die definitiv höher ist als die Zinszahlungen für den Kredit. Das macht doch keinen Sinn.

Oder meinst du es ist wirtschaftlich zum Beispiel immer besser ein Auto bar zu kaufen, den kompletten Wertverlust über die Nutzung selber zu übernehmen und alle Reparaturen, statt es zu leasen und wieder zurückzugeben, bevor die teuren Reparaturen kommen?

Oder jetzt auch wieder ganz mathematisch. Meinst du wirklich es ist sinnvoll Möbel, Küchen oder sonst irgendetwas direkt bar zu zahlen, wenn ich dafür keinen Rabatt bekomme und es auch einfach mit 0 Prozent über mehrere Jahre finanzieren könnte? Rein mathematisch wäre dank Inflation die Finanzierung über einen möglichst langen Zeitraum wesentlich billiger.

Natürlich wird das nicht immer so zu treffen. Und es gibt durchaus auch viele Sachen, die ich nicht finanzieren würde, weil man natürlich auch alle Raten bedienen können muss und man diese Sorge bei der Barzahlung natürlich sofort los ist. Aber rein mathematisch macht die Finanzierung eben doch oft mehr Sinn als man meint. Natürlich sollte man sich nicht überheben dabei und auch immer genug Puffer haben um auch bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit seine Raten bedienen können.

Ob man das nun als Schulden bezeichnet? Ich weiß nicht. Im Grunde natürlich, weil man ja jemand anderem Geld schuldet. Allerdings haben Schulden doch mittlerweile eben einen negativen Anstrich bekommen, dass man kein Geld hätte und gefühlt seine Kredite nicht bedienen kann. Da muss man dann schon differenzieren. Aber den Begriff der Überschuldung nutzen ja viele Leute heute nicht mehr.

Also im Beispiel oben würde ich jetzt rein von der Definition natürlich von Schulden sprechen. Aber ich würde das jetzt lange nicht so problematisch sehen. Sie kann ihre Raten bedienen und alles ist gut. Ob da nicht vielleicht sogar noch ein Puffer über ist, wissen wir ja auch nicht. Von daher weiß ich jetzt nicht, warum man das jetzt so negativ sehen muss und von Euphemismen spricht, wenn sie meint sie finanziert ihre Dinge. Damit hat sie doch genauso recht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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