Menschen den Migrationshintergrund ansehen können?

vom 15.03.2019, 13:25 Uhr

Eine Kollegin erzählte neulich, dass manche ihrer beruflichen Kontakte sich wegen ihrem Migrationshintergrund eingeschüchtert fühlen würden. Denn diesen würde man ihr ja auf den ersten Blick ansehen. Ich bin da offen gesagt anderer Ansicht. Sie spricht absolut akzentfrei Deutsch und wenn man ihren Vornamen und Nachnamen nicht weiß, würde man gar nicht auf die Idee kommen, dass sie Migrationshintergrund haben könnte.

Meint ihr, dass man jedem Menschen mit Migrationshintergrund den Migrantenstatus an der Optik ansehen könnte? Oder seid ihr anderer Ansicht? Kann man das als Migrant überhaupt objektiv beurteilen? Welche Beobachtungen und Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht machen können?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich würde sagen, dass das eben von der Herkunftsregion abhängt, und auch dann kann man es sicher nicht immer eindeutig erkennen, ob jemand Migrationshintergrund hat. Es gibt ja auch zahlreiche Deutsche mit dunklen Haaren und markanten Gesichtszügen, die aber Hans Müller heißen. Auch ein Kollege von könnte mit seiner dunklen Lockenpracht, der markanten Nase und dem dunklen Teint glatt als Araber durchgehen, spricht aber astreines Bairisch und trägt einen Namen einer alteingesessenen einheimischen Familie. Andererseits sieht in meiner Wahrnehmung so mancher Syrer ziemlich mitteleuropäisch aus. Ich persönlich würde mir in vielen Fällen nicht zutrauen, zu erkennen, wo jemand herstammt.

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» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Was ist denn das für eine bescheuerte Logik? Wenn man Menschen den Migrationshintergrund ansehen könnte, würde das bedeuten, dass Menschen mit andersartigen Merkmalen niemals Deutsche sein können. Das mag manchen ideologischen Spinnern vielleicht ganz recht sein. Aber glaubt wirklich jemand, dass beispielsweise die Nachkommen sehr dunkler Väter aus der französischen Besatzungszeit vor 100 Jahren keine Deutschen seien?

Und was ist mit den ganzen Kindern amerikanischer Soldaten, die es seit dem zweiten Weltkrieg gibt? Die hübsch europäisch wirkenden Nachkommen werden als Deutsche eingestuft, die mit dunkler Haut kommen dagegen nicht von hier. Aber so liegt hier tatsächlich der Unterschied? Natürlich sieht man die Herkunft nicht wirklich.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Na ja, das hängt sicher davon ab, wie man Migrationshintergrund definiert. Für mich sind Menschen mit Migrationshintergrund nur die erste oder zweite Generation an Einwanderern. Sind die Vorfahren schon vor 200 Jahren eingewandert, hat das für mich nicht mehr viel mit Migrationshintergrund zu tun. Und da man sich in der Zwischenzeit sicherlich auch mit Einheimischen vermischt hat, sieht man bestimmt nicht mehr viel von den ausländischen Wurzeln.

Ist man aber Migrantenkind, also in Deutschland geboren mit Eltern ohne deutschen Pass, sieht man das ja in den allermeisten Fällen. Lediglich bei west- oder nordeuropäischen Migranten kann man es vielleicht nicht erkennen, wie zum Beispiel Dänen oder Holländern. Aber südliche und selbst osteuropäische Wurzeln sieht man den Leuten einfach an. Ich erkenne selbst Russen und Polen jedenfalls ohne Probleme. Die Männer zumeist aber leichter als Frauen.

Was ich aber viel befremdlicher finde ist, dass sich die Leute von deiner Kollegin deswegen eingeschüchtert fühlen. Wieso sollte der Name oder meinetwegen die Hautfarbe jemanden bedrohlicher aussehen lassen?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 18.03.2019, 20:42, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Na jedem Menschen mit Migrationshintergrund sieht man das sicherlich nicht an. Klar gibt es sicherlich in den ersten Generationen schon viele, die dann doch eher osteuropäisch oder arabisch oder sonst wie aussehen. Aber zum einen hat das Aussehen ja eigentlich nichts zu sagen, wenn der- oder diejenige zum Beispiel seit Geburt in Deutschland ist und hier völlig integriert ist. Ich habe auch Kollegen, die sehen aus wie ein Araber und der Name klingt so und die sprechen feinsten deutschen Dialekt und ticken genauso wie jeder andere Deutsche. Da merkt man den Migrationshintergrund eben wirklich nur am Namen und etwas am Aussehen, aber nicht am Verhalten.

Aber mittlerweile gibt es ja auch genug Deutsche, die sehen aus als wären sie am Bosporus, in Palästina oder sonst irgendwo geboren und sprechen dann auch noch so. Also ich finde nicht, dass man vom Aussehen oder auch vom Namen immer gleich auf irgendetwas schließen sollte.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klar kann man auch mal sehen woher ein Mensch kommt. Es gibt Menschen mit slawischen Gesichtszügen und asiatische Gesichter sind total anders als unsere Gesichter. Ein chinesischer Freund von mir sagt immer, dass "die Deutschen" sehr lange Nasen und Gesichter haben. Auch ein sehr dunkelhäutiger Mensch wird den Migrationshintergrund kaum verleugnen können. Aber ist das so wichtig?

Menschen mit anderen und außergewöhnlichen Gesichtszügen, Haarstrukturen oder Hautfarben können genauso deutsch sein wie alle anderen Menschen in diesem Land. Am Ende zählt nicht nur der Pass, sondern einfach die Person selbst.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9223 » Talkpoints: 23,42 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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