Wie sollen Wölfe bekämpft werden?

vom 16.02.2019, 18:55 Uhr

Einer meiner Freunde ist Schäfer. Auch wenn wir hier im Saarland noch keine Wölfe haben, macht er sich Sorgen um seine Kollegen. Letztes Jahr gab es über 470 Angriffe von Wölfen mit 1.650 toten Tieren. Bisher gab es glücklicherweise noch keine Opfer unter den Menschen.

Nun wird darüber debattiert, ob man Wölfe abschießen soll oder nicht. Die Naturschutzverbände sind natürlich dagegen. Die Schäfer wollen weder ihre Tiere noch ihr eigenes Leben verlieren. Als Lösungen wurde der Rückzug der Menschen propagiert, wobei ich mich frage, wie weit der Mensch sich zurückziehen kann. Dann kommt der Wolf nur noch näher an menschliche Siedlungen heran und entdeckt irgendwann einen Kindergarten. Elektrozäune sind gerade für Schäfer keine Lösung. Wie steht ihr zu dem Thema?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Hör doch auf, Panik zu machen. In unseren Nachbarländern werden auch keine Kinder gefressen und da gibt es viel mehr Wölfe. In manchen polnischen Städten laufen die nachts rum wie Füchse und Fällen auch nicht über die frühen Berufstätigen her. Man hat den Wolf hierzulande nicht ausgerottet, weil er Menschen frisst und Babys klaut, sondern weil er Wild und Vieh frisst, das man selber will.

Und bei 1,6 Millionen Schafen in Deutschland sind knapp 1.500 Tiere nun kein riesiger Verlust. Es sterben erheblich mehr Exemplare bei und nach dem Lammen und den Schaden ersetzt keiner. Bei 73 Rudeln, 30 Paaren und drei Einzeltieren sind Schafe offensichtlich keine Hauptspeise.

Es gibt ein ganz anderes Problem. Es gibt zu wenig Geld. Häufig sind Nachtpferche nicht förderwürdig. Die Beweidung ist teurer als das Mähen und bei Ausschreibungen müssen sich Schäfer gegenseitig unterbieten. So ist die Schafhaltung schon ohne Wolf kaum wirtschaftlich zu gestalten. Da bleibt beispielsweise zu wenig Geld für die Hunde, selbst wenn die Anschaffung gefördert wird. Schließlich fressen die kein Gras. Die Schäferei muss aufgewertet werden, dann klappt es sogar mit Wolf besser als vorher ohne.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Im Februar diesen Jahres hat ein Wolf nördlich von Hannover ein Pony gerissen. In Sachsen hat ein Wolf 2 Hunde getötet. Im Juni 2018 hat in Polen ein Wolf 2 Kinder angefallen. Wer will da noch seine Kinder unbesorgt mit seinen Hunden Gassi gehen lassen? Es gibt auf YouTube auch zumindest ein Video von einem Schaf das angegriffen wurde. Da kann man sich so seine Gedanken machen.

Vor allem zeigt der Vorfall mal wieder, dass man die eigenen Bürger im Stich lässt. Entsprechende Maßnahmen zur Wolfsabwehr dürfen selber bezahlt werden. Und wer will nicht als Schäfer seine halbzerfetzten Schäflein beerdigen und selber Angst bekommen, dass ihm so etwas auch mal passiert? Der Schaden ist nicht nur materiell.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Achgott, die "halbzerfetzten Schäflein"! Die der Schäfer aus purer Tierliebe von A nach B schleift, bis sie an Altersschwäche sterben und er dann daneben kniet und den Kopf des sterbenden Tiers hält, bis die Augen brechen? Da frage ich mich schon, woher die ganzen Lammbraten kommen, bei denen der Metzger dem Lamm natürlich auch einen zentralen Zugang legt, bevor er ihm die Halsschlagader durchtrennt.

Man merkt, ich halte hier klar zum Wolf. Ich finde es durchaus positiv, dass sich ein paar größere Wildtiere wieder zurück nach Deutschland trauen, weil das für mich ein Beweis ist, dass diverse Naturschutzmaßnahmen allmählich anschlagen. Der Wert eines Schafes wird mit 100 Euro beziffert, was ich weiß, was natürlich viel zu wenig ist, weswegen ich wie cooper die Probleme eher darin sehe, dass sich die Schäferei kaum noch lohnt.

Natürlich kenne ich mich nicht wirklich aus, weil ich selbst auf dem Land kaum mal eine Schafherde sehe, aber soweit ich weiß, gibt es Schäferhunderassen, die es von der Größe dem Gewicht und der Einstellung locker mit so einem mickrigen Wolf aufnehmen können, weil sie eigens dafür gezüchtet wurden. Wenn sich mehr Schäfer solche Riesenviecher leisten könnten, wäre das Problem schon halb gelöst. Aber Panikmache und Abknallen ist eben interessanter als "Mein Riesenfiffi musste nur ein paarmal bellen, dann ist der Wolf wieder abgehauen!"

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Juri, kein Schafhalter beerdigt seine Tiere. Das sind Nutztiere und die sind aus seuchenschutzrechtlichen Gründen fachgerecht zu entsorgen. Das gibt Schmierfett, Seife und Mineraldünger. Und wer seine Tiere als Hobby hält, muss immer mit hohen Kosten rechnen. Das ist eben so, wenn man sich diesen Luxus leistet.

Und gewerbliche Schafhaltung ist hierzulande eben auch ohne Wolf kaum kostendeckend möglich. Mit dem Wolf könnten sich die Bedingungen sogar verbessern. Denn ohne Fördermaßnahmen funktioniert es längst nicht mehr. Jetzt könnte ein Umdenken stattfinden.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wölfe sollten gar nicht bekämpft werden. Denn man sollte froh sein, wenn sie sich bei uns im Land wieder wohlfühlen. Ich wohne, wenn man so will, mitten in einem noch nicht alten Wolfsgebiet. Die Gegend in der ich wohne und die Umgebung ist zum Wolfsgebiet ernannt worden. Dennoch steigen hier die Grundstückspreise zum Bau. Familien ziehen hier her und bauen. Der Wolf würde die Menschen nicht einfach so anfallen. Und ich kann mir auch einfach nicht vorstellen, dass ein Wolf mehrere Schafe nur tötet und dann wieder weiter zieht.

Wenn ich diese Berichte im Fernsehen sehe und die toten Schafe, denen nur die Kehle durchgebissen wurde, dann frage ich mich, ob der Schäfer da nicht nachgeholfen hat um Geld vom Staat zu kassieren. Alte, schwache, kranke Tiere bekommt er nicht ersetzt. Aber wenn Schafe vom Wolf gerissen werden, bekommt er es ersetzt und kann wieder junge und kräftige Schafe kaufen. Wenn mal ein einzelnes Schaf gerissen und auch gefressen wird, dann kann es der Wolf gewesen sein. Ich glaube den Medien da so gut wie gar nicht und es wird meiner Meinung nach auch aufgebauscht.

Hohe Elektrozäune helfen, dass der Wolf nicht an die Schafe kommt. Aber das wollen die meisten Schäfer gar nicht. Denn dann kann man ja keinen Ersatz mehr bekommen für "gerissene" Schafe. Es gibt Hunde, die Wölfe auch abhalten können. Für mich ist das Panikmache und wir haben hier mitten in diesem Wolfsgebiet, was als zweites Wolfsgebiet in NRW Anfang Oktober 2018 ausgewiesen wurde, eine große Schäferei, wo noch nichts passiert ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Kann Gebera eigentlich irgendetwas von ihren Vorwürfen nachweisen? Wie hoch ist zum Beispiel die Entschädigung für das Schaf und was würde der Schäfer sonst bekommen? Ich wette, Gerbera oder Diamante haben darauf keine Antwort.

In Niedersachsen sind laut Umweltminister Lies bisher schon 66 Rinder und 3 Ponys von Wölfen gerissen wurden. Dabei wurden Zäune von 1,70 Meter überwunden. Das Problem sei auch, dass Wölfe dazu neigen, das Gelernte an ihren Nachwuchs weitergeben. Wer googelt, wird die entsprechenden Artikel finden. Ich kann ihn mit meinem Smartphone nicht einfügen. Die Gegenargumente sind zwar gut. Aber sie gehen davon aus, dass keine Entwicklung stattfinden wird. Das halte ich für unrealistisch.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Juri1877 hat geschrieben:Kann Gebera eigentlich irgendetwas von ihren Vorwürfen nachweisen? Wie hoch ist zum Beispiel die Entschädigung für das Schaf und was würde der Schäfer sonst bekommen? Ich wette, Gerbera oder Diamante haben darauf keine Antwort.

Wie hoch die Entschädigung für ein gerissenes Schaf ist, weiß ich nicht. Es ist aber 100% mehr als ein Schaf, welches durch Altersschwäche oder Krankheit verstirbt und tot auf der Weide liegt. Auffällig bei den meisten Schafen ist doch, dass die Schafe nur am Hals blutig sind und kein Schaf gefressen wurde. Warum sollten die Wölfe überwiegend töten und nicht fressen? Wenn mal ein Schaf gerissen wird, welches auch gefressen wird, dann ist es ja auch realistisch.

Man sollte immer bedenken, dass der Mensch dem Wolf und auch anderen Wildtieren den Lebensraum nimmt. Man sollte froh sein, dass sie wieder in ihre Heimat zurück kommen. Und was macht der Mensch? Er denkt wie du, dass man die Tiere abknallen soll, weil sie einem den Lebensraum nehmen. Ich bin der Meinung, dass man den Wolf leben lassen sollte und sehen sollte, dass die Tierhalter ihre Tiere so weit sichern, wie es eben geht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Die Entschädigung liegt nicht nur höher, als wenn das Tier anderweitig verendet wäre, es gibt auch für die meisten Schafe oder Ziegen mehr, als wenn das Tier jetzt geschlachtet worden wäre. Grundsätzlich gilt, dass Tierarztkosten, Verlust, Leibesfrüchte, Fehlgeburten und Schäden an Schutzeinrichtungen ersetzt werden.

Grundsätzlich rechnet man Lebendgewicht x Auschlachtungsquote x Durchschnittspreis der letzten drei Monate. Bei Lämmern kommt das rassetypische Schlachtgewicht abzüglich der eingesparten Aufzuchtkosten zum Ansatz. Bei trächtigen Tieren wird das Lamm ebenso ersetzt wie die zu erwartenden Lämmer der Folgejahre. Zusätzlich gibt es einen Zuschlag für den Zuchtwert des einzelnen Tieres, wenn es eines ist.

Und damit mal Preise hat. Für ein gut fettes, ausgewachsenes Schaf zahlt unser Schlachthof 80 Cent pro Kilogramm. Dünn, aber noch verwertbar bringt 35 Cent. Lämmer bis 45 Kilogramm bringen in Klasse 1 maximal 2,20 Euro, schlechtere Qualitäten nur 1,50 Euro. Und vom Lebengewicht muss noch die Nüchterung runter. Das heißt fünf Prozent Gewichtsabzug.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Das sind unsinnige und haltlose Behauptungen, die hier aufgestellt werden. Jeder Landwirt hat Nutztiere, die er zum entsprechenden Alter ihrer Bestimmung zuführen wird. Das Tiere auf der Weide an Altersschwäche sterben, ist schon eine recht naive Vorstellung.

Außerdem werden die Tiere mit Sicherheit vom entsprechenden Veterinär begutachtet und vielleicht im ein oder anderen Fall obduziert. Gäbe es da Auffälligkeiten, wäre dies sicher schon öffentlich gemacht. Bei 1.500 Vorfällen in ganz Deutschland kann ich mir auch kaum vorstellen, dass deutsche Tierzüchter nun massenhaft ihre eigenen Tiere abschlachten. Das sind sehr absurde Gedanken. Ich bin mir auch sicher, dass unsere Tierschützer mit Freuden so einen Fall publik gemacht hätten.

Außerdem würde ich gerne mal hören, wie teuer es wäre, unsere Landschaft wenigstens für Nutztiere wolfssicher zu machen. Der Faktor Kosten sollte vorher klar und deutlich besprochen werden. Was soll gemacht werden? Wie viel wird dies kosten? Wer soll zahlen? Hier will ich Klarheit.

Dann geht es um die Gefahren, die auf uns zukommen, wenn ein lernfähige Raubtier in ein modernes, dicht besiedeltes Gebiet kommt. Wenn sogar ausgewachsene Rinder oder Ponys gerissen werden, darf man schon mal die Frage stellen, ob Menschen nicht auch bedroht sein können?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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