Wie kann man zerrüttete Familienverhältnisse wieder kitten?

vom 02.03.2012, 23:39 Uhr

Es gibt wenn man in den Foren liest, doch sehr viele Familien, die zerrüttet sind und wo die Familienverhältnisse wohl so sind, dass es den Anschein hat, dass man diese zerrütteten Familien nicht mehr kitten kann. Aber ich gebe irgendwie nicht auf. Denn in meiner Familie gibt es das auch. Ein Bruder meines Vaters hat sich sehr abgekapselt, weil wohl irgendwann mal etwas zwischen meinem Vater und meinem Opa gewesen ist. Er redet mit keinem mehr aus der Familie. Meinem Vater geht das sehr nahe und ich hoffe immer, dass sie sich irgendwann wieder vertragen, ehe es zu spät ist.

Denkt ihr, dass man jedes zerrüttete Familienverhältnis wieder kitten kann? Wie kann man das anstellen? Was kann man machen, damit die Leute wieder miteinander reden? Kennt ihr Möglichkeiten, wie man diese Leute an einen Tisch bringt?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Der Vater meiner Tochter hatte sich schon einige Jahre, bevor unsere Beziehung begann, aus mir unbekannten Gründen mit seiner Familie überworfen und den Kontakt abgebrochen. Als ich dann mit meiner Tochter schwanger war, schlug ich ihm vor, seinen Eltern mitzuteilen, dass sie Großeltern werden, er lehnte ab. Als meine Tochter dann geboren war (im November 1997) versuchte ich es erneut ohne Erfolg. Auch zu Weihnachten sollte ich keine Karte mit einem Babybild verschicken.

Irgendwie müssen es die Großeltern dann doch erfahren haben, jedenfalls lag eines Tages im Januar ein Paket von seinen Eltern im Briefkasten. Ein sehr lieb geschriebener Brief war darin, in dem sein Vater ein Versöhnungsangebot machte, außerdem waren 300 DM und ein paar Babysachen für meine Tochter dabei.

Ich freute mich sehr über das Päckchen, setzte mich hin und schrieb eine Antwortbrief an seine Eltern, in dem ich mich im Namen meiner Tochter bedankte. Ich legte auch mehrere Babybilder bei. Als mein damaliger Lebensgefährte nach Hause kam und das Päckchen sah, ist er vor Wut fast geplatzt. Ich sollte alles wegwerfen und auf keinen Fall antworten. Diesmal setzte ich mich aber durch und erklärte ihm, dass es ihn nichts anginge, das sei für seine Tochter und er habe damit nichts zu tun.

Einige Zeit später rief mich dann seine Schwester an, mit der er auch keinen Kontakt hatte. Wir telefonierten mehrfach miteinander und als sie mir im Mai erzählte, dass ihre Mutter am Sonntag Geburtstag hätte, wusste ich, was ich tun musste. An dem Sonntag packte ich morgens die Wickeltasche, zog meine Tochter an und erklärte meinem damaligen Lebensgefährten, dass ich jetzt auf den Geburtstag seiner Mutter führe, um ihr als Geburtstagsgeschenk ihre Enkelin zu zeigen, Er drohte mit Auszug, ich ignorierte ihn völlig. Schließlich fuhr er dann sogar mit.

In den Augen seiner Mutter standen Tränen, als wir dann vor ihrer Tür standen. Sie nahm ihren Sohn, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, einfach in den Arm. Auch sein Vater und der Rest der Familie reagierten freundlich und offen. Es fiel kein Wort des Vorwurfs und es wurden auch keine Fragen gestellt.

Von da ab fuhr ich regelmäßig zu seinen Eltern, etwa jedes dritte oder vierte Mal war er dabei. 2002 trennte ich mich vom Vater meiner Tochter, hielt aber weiter den Kontakt zu seinen Eltern, auch nachdem wir rund 200 km weit wegzogen. Er aber brach den Kontakt mit ihnen nach unserer Trennung erneut ab.

2008 erkrankte sein Vater schwer. Eine Woche vor seinem Tod tauchte mein ehemaliger Lebensgefährte bei seiner Mutter auf, er hatte wohl von der Herz-OP und dem schlechten Zustand seines Vaters gehört. Sein Vater lehnte es aber zu diesem Zeitpunkt ab, seinen ältesten Sohn zu sehen. Zwei Tage später starb er überraschend. Zur Beerdigung war mein ehemaliger Lebensgefährte da, danach nicht mehr, obwohl er es versprochen hatte.

Auch zu seiner Tochter hatte mein ehemaliger Lebensgefährte den Kontakt nahezu abgebrochen. Erst im letzten Jahr hat sich das geändert und sie war in den Weihnachts- und Winterferien jeweils eine Woche bei ihm. Es hat mich sehr gefreut, dass die beiden während ihres letzten Besuchs auch bei der Großmutter zu Besuch waren. Vielleicht hat er ja jetzt begriffen, dass es endlich für eine Versöhnung Zeit ist.

Mir war das damals sehr wichtig, dass der Kontakt wiederhergestellt wurde. Mein Vater hatte sich wegen seiner Berufswahl mit seinem Vater überworfen und war im Streit gegangen. Meine Mutter hatte damals auch die Versöhnung angestrebt und ist mit meiner Schwester an der Hand und mir im Bauch dorthin gefahren. Mein Vater hatte danach wieder Kontakt zu seiner Mutter, hat sich aber geweigert, sein Elternhaus zu betreten und somit den Vater nicht mehr gesehen. Als dieser zwei Jahre später starb, war es für die Versöhnung zu spät. Mein Vater bedauert das bis heute, obwohl es über 40 Jahre her ist.

Ich denke, es ist sehr schwierig, zerrüttete Familienverhältnisse wieder zu kitten, vor allem, wenn man nicht weiß, was eigentlich der Grund für das Zerwürfnis gewesen ist. Man kann nur immer wieder versuchen, einen Anstoß zu geben - auch indem man darauf hinweist, dass es irgendwann zu spät ist. Zwingen kann man niemand zu einer Versöhnung, nur an die Einsicht appellieren. Oft wird man auch damit gar keinen Erfolg haben oder viele Anläufe brauchen.

Vielleicht wäre es eine Idee, wenn du deinen Onkel einfach mal besuchst und ihm erzählst, wie sehr dein Vater unter dem Streit und dem fehlenden Kontakt leidet. Ich würde das versuchen, im schlimmsten Fall macht er dir die Tür vor der Nase zu. Falls dein Onkel verheiratet oder liiert ist , ist eventuell auch eine Hilfe von der Ehefrau oder Freundin möglich.

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» Missi » Beiträge: 111 » Talkpoints: 5,85 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es kommt immer auf die Situation an, wieso der Streit entstanden ist, oder wer daran beteiligt ist. Ich finde es immer sehr schade, wenn es an die engeren Familienmitglieder geht, wie ein Elternteil, das mit seinem Kind im Streit ist. Da finde ich schon, dass man sich von beiden Seiten aus, zusammen reißen sollte, und irgendwie diese Probleme aus der Welt schaffen.

Solche Fälle gibt es auch bei mir in der Familie. Meine Tante, hat keinen Kontakt mehr zu meiner Oma, also ihrer Mutter. Es hat daran gelegen, dass dort in mehreren Jahren einfach zu viel passiert ist. Es wurde gelogen, was meine Oma ihr nicht verzeihen konnte. Und auch meine Eltern, aber auch mich, hat das sehr getroffen, und wir sind alle ziemlich enttäuscht von meiner Tante. Man hat auch vor ein paar Jahren das Gespräch gesucht, sich dann eigentlich auch wieder vertragen. Aber das Verhältnis war einfach nie wieder so, wie es damals war.

Dieses Verhältnis wieder herzustellen, ist eigentlich kaum möglich. Und nach ein paar Monaten, fing das ganze Theater schon wieder an, sodass man wieder keinen Kontakt hat. Und solche Fälle gibt es leider auch bei der anderen Seite, meiner Familie. Das geht auch schon über Jahre so. Ich habe selber schon zu meinen Eltern gesagt, dass man sich einfach mal aussprechen sollte. Vielleicht, dass man sich zusammen an einem neutralen Ort trifft, und die Sache in Ruhe bespricht. Ich finde, dass es für erwachsene Leute doch kein Problem sein sollte.

Aber nein, jeder der Familie, ist auf seine Art stur. Niemand möchte wirklich den ersten Schritt machen, und man denkt, dass es sowieso nie wieder so sein wird, wie früher. Mit manchen Dingen, haben sich meine Eltern und ich abgefunden, dass man mit gewissen Leuten aus unserer Familie keinen Kontakt mehr hat. Bei uns ist es so weit, dass man sich nicht einmal grüßt, wenn man sich zufällig sieht. Ich denke einfach, dass der Kontakt nie wieder hergestellt werden kann.

Manche Sachen kann man wohl nicht mehr kitten, auch wenn es sich um das eigene Kind handelt. Wenn man so enttäuscht wurden ist, fällt es einem schwer. Ich als eher Außenstehende, finde dass man aber nicht noch die Kinder, so wie mich, mit dort hineinziehen soll. Aber auch ich werde so behandelt, als hätte ich irgendwas schlimmes getan. Ich selber weiß gar nicht, wie es ist, wenn man mit allen Familienmitgliedern, im engeren Kreis, Kontakt hat. Bisher war es eben immer so, dass einige Personen der Familie gefehlt haben.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



So was kann man nicht pauschal beurteilen. Und ich habe innerhalb meiner Verwandtschaft da schon einiges miterlebt. Zwar nie wirklich Streit, aber halt intrigantes Verhalten, wo der Eine gegen den Anderen eben ausgespielt wurde. Bestes Beispiel dabei ist leider meine Großmutter gewesen. Sie hatte vier Kinder, mein Vater war als zweites Kind geboren worden. Meine Großeltern haben immer hart gearbeitet, hatten früher eigene Landwirtschaft und als mein Großvater dann zu DDR-Zeiten alles in die damalige LPG abgegeben hatte, hat er sich einen anderen Job gesucht. Meine Großmutter blieb in der Landwirtschaft tätig.

Bis auf meine Mutter hatten die anderen Frauen der jüngeren Generation nicht wirklich viel Lust auf Arbeit. Alle drei Tanten waren Stammgast bei diversen Ärzten. Mal krass ausgedrückt, wurde aus jedem leichten Darmwind ein Drama gemacht, so dass sie eben das Jahr über mehr krank geschrieben waren, als das sie arbeiten gingen. Meine drei Onkel waren alle im Handwerk beschäftigt und hatten da auch normale Arbeitszeiten und kaum Überstunden.

Meine Eltern fielen damals schon aus dem Rahmen. Bevor ich geboren wurde, waren beide bei der Bahn und arbeiteten Schichten. Nach meiner Geburt, als ich dann zur Krippe ging, übernahm die Mutter die Poststelle im Ort und wechselte später in einen anderen Betrieb, wo sie im Versand tätig war. Bürojob ohne Überstunden, aber mein Vater machte ja weiterhin Schichten, bildete sich dabei noch weiter. Nachdem wir dann wieder in die Heimat meines Vaters gezogen waren, wechselte meine Mutter wieder zur Bahn und machte ab da auch wieder Schichtdienst.

Bei Familienfeiern wurde darauf selten Rücksicht genommen, allerdings gab es eben Neid, weil wir uns halt mehr leisten konnten, als die drei anderen Familien. Klar, meine Eltern arbeiteten beide Vollzeit, im Gegensatz zu meinen Tanten mit ihren Halbtagsjobs und vielen Krankschreibungen. Meine Oma spielte dann noch gekonnt ihre Kinder gegeneinander aus, so dass nach ihrem Tod nur noch das Erbe unter ihnen geregelt wurde und man sich danach eben nur noch zufällig begegnete.

Ich selbst habe dann mit meiner Heirat versucht durch Einladungen an die Geschwister meines Vaters sie wieder zusammenzubringen. Das hat auch einige Zeit geklappt, das man sich wieder öfter sah. Bis zum Tod meines Vaters. Danach hatte meine Tante, als älteste Schwester der Vier, begonnen das Spiel meiner Oma weiterzutreiben. Sie spielte meinen Onkel gegen meine Mutter und mich aus und die leichte Harmonie, welche in den Jahren davor entstanden war, war schnell wieder vorbei. Mittlerweile besteht kaum noch Kontakt und dieser dann nur übers Internet.

Ich gebe allerdings zu, das ich dieser Verwandtschaft keine Träne nachweine. Soll jeder sein Leben so gestalten, wie es ihm gefällt. So wie ich es immer getan habe, hat es sowieso einigen nie gepasst. Das geplante und auch bestandene Abitur wurde immer in Frage gestellt, da Mädchen ja nur heiraten und Kinder kriegen. Den Vater seiner Kinder sollte man auch nicht verklagen, auch wenn es dabei um die finanzielle Versorgung der Kinder ginge. Alles Dinge, wo sie nur meinten, das dieses Verhalten falsch ist und man so was eben nicht machen würde.

Manchmal ist es gut, wenn man ohne Verwandtschaft sein Leben einfach lebt und dabei glücklich ist. Immerhin muss man dann nicht immer an der nächsten Ecke die nächste Intrige wittern und braucht sich seine Handlungsweise auch nicht immer wieder als falsch unterstellen zu lassen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke es kommt in erster Linie darauf an, was vorgefallen ist. Es gibt sicherlich einige Dinge, die unverzeihlich sind und wo man wirklich einfach nichts mehr mit demjenigen zu tun haben will und dann spielt es einfach auch keine Rolle, dass derjenige mit einem verwandt ist. Dann ist es vielleicht auch besser für die Psyche wenn man Abstand nimmt und hält.

Und dann gibt es sicherlich auch so Kleinigkeiten, die eigentlich gar nicht wirklich schlimm sind, aber wo man dann eben nicht mehr miteinander redet und auch jeder der Parteien zu stolz ist, um nach einiger Zeit den ersten Schritt auf den anderen zu zumachen. Da erwartet dann der jeweils andere einfach eine Entschuldigung, weil er meint ihm Recht zu sein und so spitzt sich dann die ganze Lage zu. Da ist es dann ganz günstig, wenn man entweder über seinen Schatten springen kann oder man eventuell auch einen unparteiischen Dritten hat, der da vielleicht vermitteln kann.

Ich muss sagen, dass es dann auch solche Verwandten gibt,die man einfach meidet, weil man nichts mit ihnen anfangen kann und sich das auch nicht ändern wird. Wenn man wirklich auf einem ganz anderen Niveau ist, dann muss man wohl auch nicht miteinander auskommen. Meistens handelt es sich sicherlich dann aber um Verwandtschaft, die nicht ganz so nah verwandt ist. Um die Eltern, Großeltern, und Geschwister sollte man sich meiner Meinung nach schon auf jeden Fall bemühen, egal wie unterschiedlich man da ist. Allerdings wird es auch in manchen Fällen Sachen geben, die da unverzeihlich sind. Aber das tangiert einen dann wohl eher, als bei irgendeinem entfernten Verwandten und da überlegt man sich genau, ob man den Kontakt einstellen oder abbrechen will.

Ich kann zum Beispiel mit den Eltern väterlicherseits nichts anfangen und das wird sich auch nicht mehr ändern. Sie haben sich zeitlebens nie für mich interessiert und ich tue das selbe. Wenn sie jetzt nach so vielen Jahren einen Schritt auf mich zukommen würden, würde das auch an mir abprallen. Da sind auch ein paar Äußerungen gefallen, wo diese Personen meiner Mutter etwas zu nahe getreten sind, die ich ihnen persönlich auch übel nehme und mit solchen Menschen möchte ich einfach nichts zu tun haben. Das sind aber für mich Fremde und werden es auch immer bleiben. Als Großeltern würde ich sie auch nicht bezeichnen.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich glaube, da kann man gar nichts machen - als Außenstehender sowieso nicht. Ich würde mich da an deiner Stelle gar nicht einmischen, es ist schließlich nicht deine Familie und es geht dich einfach nichts an. Wenn es deine Familie wäre, dann würdest du die Konstellationen und die Dynamik kennen und könntest besser vermitteln - aber als Fremde hast du da nichts zu suchen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich glaube es ist schwer sich da einzumischen und am Ende positiv aus der Situation herauszugehen. Immerhin weiß man ja gar nicht weswegen gestritten wurde und kann damit vielleicht auch psychisch ganz schön etwas auslösen. Beispielsweise wenn jemand vergewaltigt wurde und dann nicht mehr mit seinen Eltern reden, keinen Grund nennt und dann jemand vermitteln will, das geht nicht gut.

Natürlich kann das auch funktionieren, aber wenn man sich klar gegen seine Familie entschieden hat, hat das meistens Gründe und solche sollte man auch respektieren können. Ich würde schon das Gespräch mit der Person suchen, aber wenn dir mir klarmacht, dass da kein Interesse vorhanden ist sich zu versöhnen, dann nehme ich das auch so hin.

Man kann leider nicht alles immer wieder nochmal kitten. Manchmal kann man nichts mehr machen und sicherlich ist es in vielen Fällen auch besser, wenn kein Kontakt vorhanden ist. Ich habe beispielsweise auch nicht das beste Verhältnis zu meinen Eltern und habe mich phasenweise auch nicht gemeldet oder Kontakt gehabt, einfach weil mir das nicht gut getan hat den Kontakt zu haben und mittlerweile ist es ganz in Ordnung. Manchmal muss der Abstand einfach sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich bin in dieser Hinsicht eher zynisch eingestellt. Wie oft wünscht man sich im Leben, genau die richtigen Worte zu finden, damit jemand sieht, wo etwas schiefgegangen ist und sich besinnt! Und wie oft klappt das außerhalb von billigen Fernsehfilmen, wo sich am Schluss auch noch nach 50 Jahren alle wieder vertragen? Eher nicht so oft.

Gerade in Familien, wo der Druck besonders groß ist, einen auf Harmonie und Zusammenhalt zu machen, sieht es oft besonders finster aus. Nur weil beispielsweise Oma oder Opa mit 80 plus altersmilde geworden sind und ihre Enkel sie nur als lieb und etwas tüddelig kennen, kann es ja durchaus sein, dass Onkel Albert sich noch zu gut daran erinnern, wie er von ihnen regelmäßig windelweich geprügelt und in den Keller gesperrt wurde. Oder Schlimmeres. Von daher denke ich mir, dass Menschen, die den Kontakt mit Teilen ihrer Familie abgebrochen haben, schon einen guten Grund dafür haben werden. Nicht jeder gerade der älteren Generation kann beispielsweise über Gewalt oder sexuellen Missbrauch offen sprechen. So bleibt den Jüngeren oft nur zu rätseln, was da in der Familiengeschichte alles vorgefallen sein könnte.

Für sinnlos und anmaßend halte ich es dagegen, einfach so zu beschließen, dass ein Familienzwist gefälligst verjährt sein soll und das abgesprungene Mitglied quasi wieder zu Harmonie und Eintracht zu verdonnern, weil es dem Opa ja leid tut und weil es der Alte sowieso nicht mehr lange macht. Ich glaube nicht, dass man als Unbeteiligter wirklich durch gutes Zureden etwas bewirken kann.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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