Erst bei den Enkeln versteht man Kinder richtig?

vom 14.09.2013, 14:51 Uhr

In unserer Familie ist mir ein Phänomen aufgefallen, was bestimmt auch in anderen Familien so ist. Die Enkel meiner Eltern, also meine Nichten und Neffen sind bei meinen Eltern die liebsten Kinder der Welt. Sie sind sehr oft bei meinen Eltern. Eigentlich schon fast mehr bei meinen Eltern als zu hause, wenn man Schule und Kindergarten auch noch abzieht. Bei meinen Eltern gibt es kein Trara, wenn es ins Bett gehen soll. Sie meckern nicht am Essen und sie sind auch so viel gehorsamer.

Meine Eltern argumentieren damit, dass sie ganz anders mit den Kindern umgehen. Denn erst bei den Enkeln versteht man Kinder richtig. So haben wir wohl bei unseren Großeltern auch besser gehört und waren dort ruhigere und liebere Kinder. Was haltet ihr von dieser These?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke einfach mal, dass Großeltern einfach entspannter sind. Vielleicht sind sie schon Rentner, auf jeden Fall aber haben sie das Thema Kindererziehung schon hinter sich und noch ein paar Jahre Lebenserfahrung mehr und könnten auf die eigenen Erziehungsfehler zurückblicken. Ferner haben sie nicht den Druck unter dem Eltern stehen, denn sie haben ja nicht den Erziehungsauftrag und können leidigen Themen wie Schule ruhiger gegenüber stellen, weil bei ihnen wird sich ein Klassenlehrer nicht ausheulen kommen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich frage mich, ob man bei den Großeltern wirklich lieber und gehorsamer ist oder ob das nur eine verzerrte Wahrnehmung ist? Wenn man sein Enkelkind idealisiert und nur das positive sieht, ist es klar, dass man die negativen Aspekte ausblendet. Auch werden die Eltern die Kinder ja nicht bei den Großeltern beobachten und sich eine eigene Meinung bilden können. Man ist also immer auf die (verzerrte) Wahrnehmung der Betroffenen angewiesen und kann sich keine eigene Meinung bilden.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich glaube nicht an die verzerrte Wahrnehmung. Nur ein Beispiel aus der Kindheit meiner Kinder. Meine Mutter hat Essen gekocht, was die Kinder gerne mochten. Ich koche das gleiche und die Kinder meinen, dass es bei der Oma besser schmeckt. Ok, meine Mutter arbeitete viel mit Fertigessen, also Geschmacksverstärker. Ich habe es darauf geschoben. Aber ich wollte meine Kinder austricksen.

Meine Mutter kochte das Essen, brachte es zu mir und ich habe es dann warm gemacht. Genauso, wie es meine Mutter auch machte, wenn die Kinder mal bei ihr gegessen haben. Und siehe da, meine Kinder meinten einvernehmlich, dass es bei ihrer Oma besser schmeckt. Warum auch immer. Es war das gleiche Essen, was meine Mutter gemacht hat, was sie schon x mal bei ihr gegessen haben.

Seit einiger Zeit kommt mein Enkel zu mir und das mehrmals die Woche. Sobald die Mutter, also meine Tochter reinkommt, dreht er völlig auf. Bei mir ist er ruhiger und das ist keine verzerrte Wahrnehmung. Ich denke, dass die Kinder schon eine Antenne haben, wo sie sich wie verhalten. Bei mir schläft er ohne murren seinen Mittagsschlaf.

Ich habe aber auch mehr Geduld bei meinem Enkel als bei meinen eigenen Kindern. Wahrscheinlich, weil ich mich wie jede Oma auch anders verhalte, weil ich das Kind nicht 24/7 bei mir habe. Ich kann da gelassener sein, kann die Nacht durchschlafen und kann mich dann wieder auf meinen Enkel freuen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, das hat damit zu tun, dass die Kinder nicht ständig bei den Großeltern sind und viele alltägliche Dinge nicht bei ihnen anfallen. Da wir etwa kein eigenes Zimmer bei den Großeltern hatten, kam da nie das Problem mit dem Zimmeraufräumen auf oder dass die Wäsche in den Wäschekorb gehört usw. Einkaufen und Quengeln fällt in der Regel auch weg.

Dadurch ist meistens die ganze Atmosphäre bei den Großeltern entspannter. Die Großeltern schimpfen nicht so viel, wodurch die Kinder auch wieder entspannter sind und sich eher trauen etwas zu erzählen. Das fördert natürlich wieder das Verständnis, warum ein Kind so ist, wie es ist, und warum es so und nicht anders handelt.

Außerdem sind die Großeltern für ein Kind einfach etwas anderes als die Eltern. Von den Eltern will man sich irgendwann abnabeln, abgrenzen, sich selbst behaupten. Bei den Eltern ist man eigentlich immer Kind, egal, wie alt man ist. Die Großeltern sehen dagegen eher, wie groß man schon geworden ist und was man alleine meistern kann.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@Diamante: Deine Beispiele sagen doch gar nichts darüber aus, ob die Kinder bei den Großeltern auch tatsächlich gehorsamer sind, wie das im Eingangsthread dargestellt worden ist. Das halte ich persönlich für eine verzerrte Wahrnehmung. Denn ich habe da andere Erfahrungen gemacht und war als Zeugin selbst dabei.

Das fängt dann damit an, dass man selbst, Cousins oder Cousinen sowie Nichten oder Neffen richtig Mist gebaut haben, sodass die Großeltern mit einer regulierenden Standpauke eingreifen mussten. Hinterher können sich die Großeltern witzigerweise an nichts mehr erinnern und es heißt dann immer, dass die Enkelkinder doch immer so brav sein würden - viel gehorsamer als bei den Eltern zu Hause oder als die eigenen Kinder damals. Das kann ja wohl nicht hinhauen, sonst hätte ich andere Erfahrungen (als Zeugin) gemacht. Mein Partner hat in seiner Familie interessanterweise ähnliche Beobachtungen und Erfahrungen gemacht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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