Eltern sehen Kinder jünger, als sie eigentlich sind

vom 24.02.2014, 21:56 Uhr

Ich habe mal von einem Lehrer gehört, dass Eltern oftmals ihre Kinder als jünger ansehen, als sie tatsächlich sind. Beispielsweise wenn das Kind in der Pubertät ist, ist das Kind im Kopf der Eltern immer noch klein und sie sehen nicht, dass das Kind langsam erwachsen wird. Auch ein Erwachsener wird oftmals von der Eltern als Pubertierender gesehen oder eben junger Erwachsener. Woran liegt das? Ist das wirklich wahr oder war das nur so dahin gesagt?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ehrlich gesagt kann ich dieser Aussage in meinen Augen nicht zustimmen. Nur weil mein Kind in der Pubertät ist, heißt es nicht, dass ich es für jünger ansehe. Ganz im Gegenteil. Meine Tochter ist 16 Jahre alt und ich finde sie für ihr Alter sehr erwachsen und sehe auch die tatsächlichen 16 Jahre.

Für mich ist meine Tochter fast erwachsen und das ist sehr schön so. Sie setzt sich Ziele und will viel im Leben erreichen. Vielleicht ist es bei anderen Eltern anders, aber mein Mann und ich sehen unser Kind deswegen nicht jünger.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke es kommt immer darauf an, um welche Charaktere es sich bei den Eltern handelt. Bei meinem Vater beispielsweise habe ich schon den Eindruck, dass er in mir eine Erwachsene sieht, die ich mit 25 auch bin. Ich habe mein eigenes Leben, meine eigenen Erfahrungen und meine eigene Meinung. Er hört zu und respektiert mich auch.

Bei meiner Mutter ist da eher das Gegenteil der Fall. Bei ihr habe ich immer das Gefühl, dass sie keine Erwachsene in mir sehen will. Sie behandelt mich oft als wäre ich 5 oder 6 und völlig hilflos. Ich kann nichts richtig machen und alles weiß sie besser. Es kommt immer ein herablassender Kommentar so nach dem Motto: "Du (dummes) Kind hast keine Ahnung vom Leben." Sogar wenn ich eine komplett andere Meinung habe als sie, sagt sie immer, ich sei "pubertär" und wüsste nicht was ich rede. Interessant, ich dachte immer, mit 25 wäre man schon knapp 10 Jahre aus der Pubertät draußen. Aber wenn man ihr zuhört, ist Pubertät ein Dauerzustand.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das ist vielleicht ähnlich wie einer Pflanze beim wachsen zusehen. Wenn man sie ständig sieht realisiert man gar nicht mehr, dass sie größer wird. Jemand, der diese dann nicht so oft sieht bemerkt somit den Wachstum viel schneller.

Zudem passiert ja hier auch etwas im Kopf. Eltern müssen sich ständig an neue Gegebenheiten und Altersstufen anpassen, was natürlich auch nicht immer einfach ist. Es prägt sich vielleicht das Bild des 4-jährigen Jungen in den Kopf und dann fällt es nicht leicht, in wenigen Jahren zu akzeptieren, dass aus ihm ein junger Mann mit eigenem Kopf wird.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde das nicht verwunderlich. Denn man hat immer das Bild vor Augen wie das Kind als Baby, Kleinkind, Schulkind und auch hinterher war. Manche Charakterzüge bleiben dabei einfach immer komplett erhalten und das ganze vermittelt den Eltern dann immer noch das Bild, dass das Kind entsprechend jünger ist.

Auch das "loslassen" spielt dabei eine Rolle. Denn es gibt genug Eltern die es nicht akzeptieren können und wollen, dass ihre Kinder das Haus verlassen und ihr eigenes Leben haben. Wenn es nach einem Teil der Eltern geht, dann würden die Kinder immer klein und Schutzbedürftig bleiben, damit man sie ihr komplettes restliches Leben bemuttern kann.

Meine Eltern haben mich nie als Kind gesehen, ich war in deren Augen schon immer Erwachsen und wurde auch im Kindesalter schon mit Aufgaben für Erwachsene konfrontiert. So durfte ich meine kleineren Geschwister erziehen, den Haushalt schmeißen und alles weiter was die Aufgabe der Mutter gewesen wäre. Bei meiner kleinsten Schwester ist das komplett anders, als sie ausgezogen ist wurde regelrecht an ihr geklammert und sie als das Nesthäkchen wird immer noch als Kleinkind gesehen und behandelt, obwohl sie auch schon über 20 Jahre alt ist und ihr eigenes Leben lebt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Meine Mutter sagt das sogar ganz offen. Von ihr kommt oft die Frage, wie alt wir uns denn fühlen. Und dann sagt sie auch, dass sie uns eher für so und so alt empfindet und da fehlen dann immer etliche Jahre zu unserem tatsächlichen Alter.

Zum einen liegt das natürlich daran, dass sie sich nicht als so alt empfindet, wie es in ihrem Pass steht. Sie ist jetzt Mitte 60, fühlt sich aber wohl eher wie Anfang 50. Da sie sich die Haare färbt und recht fit und schlank ist, wird sie auch oft jünger geschätzt. Andere Sachen wie ihre hängenden Oberarme oder ihre omamäßig immer weicher werdende Haut sieht sie nicht und wir erwähnen sie nicht. Andersherum das wir Kinder unsere Mutter als jünger ansehen, gilt das also nur bedingt.

Es gab auch schon einige lustig-seltsame Begebenheiten. Irgendwann hat sie mal mit meinem Handy telefoniert und dann einen Telefonbucheintrag mit einem komischen Namen gefunden. Auf die Frage, was das denn sei, sagte ich ihr, dass das mein Vermieter ist. Da hat es richtig gerattert in ihrem Gehirn, dass ich nicht etwa in einem Internat wohne (wie es sich wohl für sie angefühlt haben musste), sondern das sich studiere und eine eigene Wohnung habe.

Also bei meiner Mutter merke ich ganz deutlich, dass sie uns alle als jünger empfindet. Zum Teil kann ich mir das erklären. Beispielsweise haben weder meine bald 40jährige Schwester noch ich Kinder. Aber viel verdrängt sie auch, wie das Berufsleben ihrer Kinder. Davon bekommt sie nur erzählt, aber sie hat es nie gesehen. Meine Mutter ist aber auch von der klammernden Sorte, weil sie ohne uns - da sie keinen Partner hat - komplett allein ist.

Mir ergeht es aber mit meiner kleinen Schwester und meiner Nichte ähnlich. Die wurden so schnell groß, dass man kaum hinterher kam. Natürlich erinnere ich mich noch daran, wie sie kleiner waren. Dass sie irgendwann anfingen, Sex zu haben, war ein kleiner Schock. Meine Nichte ist trotz ihrer 17 Jahre auch in vielen Dingen noch kindisch oder unbeholfen. Das kann schon verwirren.

Aber im Großen und Ganzen sehe ich sie genau so, wie sie nun mal sind. Bei vielen Dingen, die sie nur so nebenbei erwähnen, bemerke ich, wie erwachsen und beeindruckend das war. Meine Mutter scheint solche Puzzleteilchen oft über die Tischkante fallen zu lassen, ich setze sie ins Bild ein.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde das gar nicht verwunderlich. Ich glaube, dass Eltern in ihren Kindern immer die Kinder von früher sehen werden und keine Erwachsenen. Es ist eben schwer, die Realität zu akzeptieren. Mein Vater beschwert sich sogar gerne, dass er von seinem Vater gerne als "Kind" angesehen wird. Das ist also nicht mal eine Frage des Alters, denn mein Vater geht auf die 60 zu und mein Großvater ist übver 80 Jahre alt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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