Hartz4 abschaffen und dafür Grundeinkommen besser?

vom 25.03.2018, 20:37 Uhr

Ich frage mich, wie das gehen soll? Natürlich ist in meinen Augen der Sprung von Sozialhilfe auf Hartz IV echt gescheitert. Hartz IV hat die Spirale der Armut erhöht. Bei Sozialhilfe stand das Sozial auch noch im Vordergrund.

Kleidungsgeld gab es, was vieles einfacher machte und einiges mehr. Dadurch konnten sich Sozialhilfeempfänger durchaus auch besser kleiden, als viele es aktuell können, weil sie das mehr vom Mund absparen, wenn man nicht möchte, dass man „arm“ aussieht.

Ja ich weiß, im Regelsatz ist Summe XX für Kleidung. Summe YY von Lebensmittel. Doch man muss nicht Albert Einstein, Adam Riese oder Mathe-Professor sein, um zu wissen, dass es nicht reicht. Dann bitte noch 10 Euro monatlich für die Waschmaschine weglegen, falls sie mal kaputt geht usw. Das ist Bullshit. Sozialticket eingeplant für 29,90 Euro und bei uns kostet es über 35 Euro! Solch ein Schwachsinn muss mir mal einer aus der Politik erklären.

Ich habe beruflich zwar ein Kerngebiet, wo ich tätig bin, bin allerdings regelmäßig aktuell auch mit Flüchtlingen, Straßenkindern oder Hartz IV Empfängern ( das sowieso schon immer ) in Kontakt. Da sind viele, die gut haushalten und ein gutes Haushaltsbuch führen, aber trotzdem nur schwer hinkommen. Es wird wo gespart? Am Rauchen, das stimmt, aber vor allem am Mund, damit die Kinder nicht optisch aussehen müssen, als seien sie in die Kleiderkammer gegangen, um Mobbing und Ausgrenzung zu vermeiden.

Zudem sind Job Center nicht Sozialämter. Diese haben Problem angeht, Lösungen versucht nach Möglichkeiten zu geben und waren teilweise kernige Sozialarbeiter. Jetzt hat man Quereinsteiger und irgendwelche Stadt-Fuzzis mit 25 Jahren da sitzen, ich erlebe das regelmäßig, die mit frechen Sprüchen kommen, unfreundlich sind und Akkordarbeiten leisten. Doch sozial kompetent sind da teilweise nicht einmal die Fallmanager! Das führt alles zur Spirale.

Doch Hartz IV Abschaffen und Grundeinkommen verbessern? Es ist alles immer politisch gesehen eine wirtschaftliche Frage, was besser ist. Hartz IV war als Notlösung gedacht, aber letzten Endes hat sie es geschafft, eine Dauerlebensgrundlage zu werden, weil die Belange der Betroffenen außer Acht gelassen werden, psychische Ursachen usw. Lange Arbeitslosigkeiten bedeuten häufig psychische Erkrankungen, depressives Verhalten, Decke auf dem Kopf fallen usw. Keine Schulungen etc.

Job Center ist nicht das Arbeitsamt. Das ist sogar durch viele finanziellen Mitteln für Schulungen & Co deutlich besser. Vielleicht muss man ein Mittelding finden, damit das Job Center einfach mehr Gelder bekommt, um mehr Umschulungen bezahlen zu können und so die Wege wieder zu ebnen. Ich weiß es aber nicht.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Kätzchen14 hat geschrieben:Ja ich weiß, im Regelsatz ist Summe XX für Kleidung. Summe YY von Lebensmittel. Doch man muss nicht Albert Einstein, Adam Riese oder Mathe-Professor sein, um zu wissen, dass es nicht reicht.

Also ohne großkotzig zu wirken, habe ich als Student die ersten Jahre des Studiums von weniger Geld gelebt beziehungsweise leben müssen und bin ganz gut über die Runden gekommen. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass man mit ALG II super leben kann. Das geht sicher nicht. Aber man kann davon zumindest leben und sich das notwendigste kaufen. Und für mehr ist es einfach auch nicht gedacht.

Man muss sich ja nur einmal durchrechnen, dass ALG je nach Wohnort bedeutet, dass man vom Staat circa 700-800 Euro bekommt (die Miete muss man ja dazurechnen). Wenn man sich jetzt jemanden daneben stellt, der gerade mal den Mindestlohn bekommt, dann geht derjenige mit netto um die 1050 Euro nach Hause und muss davon alles noch bezahlen inklusive Miete. Und das wohlgemerkt bei Vollzeit. Das Gefälle von der am schlechtesten bezahlten Arbeit hin zu ALG II, wofür man quasi gar nichts mehr tun muss, ist also relativ überschaubar.

Wäre ich jetzt Jens Spahn würde ich fast schon sagen, dass wir ja nicht über kurzzeitige Überbrückung reden, sondern darüber welche Ausgaben wir uns für Leute leisten können, die dem Staat langfristig auf der Tasche liegen. Ich weiß, dass wird sicherlich vielen ALG-II Empfängern nicht gerecht. Aber zumindest vernachlässigen sollte man diesen Aspekt nicht. Man kann nicht ständig darüber reden, dass man die Bedingungen und hier vor allem die Geldleistungen für Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit zu verbessern. Wenn dann sollte man versuchen, diese Menschen da raus zu bekommen und nicht ihnen einfach mehr Geld geben.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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