Lesbisch und Eltern wissen es nicht

vom 21.09.2008, 00:27 Uhr

Ich bin 25 und stehe auf Frauen seit jeher, ich war noch nie mit einem Mann zusammen. Bisher haben meine Eltern davon nichts mitbekommen. Solang ich zuhause gelebt habe, hab ich mein Liebesleben versteckt und seit fünf Jahren gab es kein Problem da ich 200 Kilometer entfernt in einer Großstadt lebe.

In meiner Arbeit und im Freundeskreis wissen alle bescheid und stören sich auch nicht daran, dass ich auf Frauen störe. Seit einem Jahr habe ich nun eine feste Freundin, die jetzt gerne eine eingetragene Lebenspartnerschaft hätte. Grundsätzlich würde ich mich darüber auch freuen, doch wie bring ich das nun meinen Eltern bei. Sie sind sehr konservativ und am Tag meiner Hochzeit hätte ich sie halt trotzdem gerne dabei.

» Data » Beiträge: 157 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist natürlich nicht leicht. Vor allem, weil die Eltern mit recht auch sauer sein könnten, weil du es ihnen so lange verheimlicht hast. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie du denkst. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass die Eltern froh sein sollen, dass sie ein Kind erzogen haben und dem Kind vorgelebt haben, dass es lieben kann. Wen es liebt ist doch dabei Nebensache. Deine Eltern sollten einfach froh sein, dass du fähig bist zu lieben.

Ich würde es ihnen aber erst mal alleine sagen und deine Freundin nicht mitnehmen zu dem Gespräch. Das würde deine Eltern sicherlich überfordern. Sage es ihnen einfach. Denn dann ist es raus und deine Eltern werden es bestimmt verstehen, wenn sie dich lieben. Wenn sie auch im ersten Moment geschockt sein werden, gebe ihnen Zeit und sage ihnen, dass auch du sie lieb hast. Das hilft meist auch. ;)

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde es immer schwer, so auf Abstand die Eltern anderer Leute einzuschätzen. Wahrscheinlich würde ich es an Deiner Stelle erst einem Elternteil erzählen und auf das beste hoffen.

Mein Bauchgefühl würde zur Mutter raten, aber das kommt auf Deine Mama an. Wenn Töchter lesbisch sind, ist der Vater meist insgeheim erleichtert, weil niemand ihm die Tochter wegnimmt, während Mütter es meist schade finden, dass die Tochter keine Chance auf die "heile Familie" hat. Meist ist der Schock aber für Mütter leichter zu verarbeiten, und sie können es dann schonend dem Vater beibringen.

Deiner Mutter wird doch bestimmt schon aufgefallen sein, dass Du nie von einem Freund erzählst. Das würde ich im Gespräch wahrscheinlich als erstes hervorheben. Und dann ganz vorsichtig hinterher schieben, dass das seinen Grund hat. Eventuell reicht dann schon ein langes Schweigen, dass Deine Mama 1 und 1 zusammenzählt.

Meine Mutter weiß nicht, das ich bin, aber das war bisher auch nie relevant. Ich erzähle ihr ja auch nicht in Details, was ich mit Männern mache, also warum sollte ich Frauen erwähnen? Aber falls ich doch mal eine Beziehung mit einer Frau anfange, sind meine Eltern zum Glück alles andere als konservativ. Meine Mutter findet es insgeheim eher schade, dass mein Bruder nicht schwul ist, auf jeden Fall ist sie so eine Art Ersatz-Mama für einen meiner schwulen Freunde geworden. Dessen Eltern wiederum sind sehr religiös und haben (ungelogen) einen Teufelsaustreiber bestellt, um ihn zu "heilen".

Wenn Deine Eltern in diese Kategorie fallen, wird es sicher schwer. Dann würde ich die Freundin als Seelenstütze zum Gespräch mitnehmen und mich von vorneherein auf Widerstand einstellen. Und mir immer wieder sagen, dass nur ich über mein eigenes Glück entscheiden kann, niemand anders.

Ich wünsch Dir viel Glück und in jedem Fall eine wunderschöne Hochzeit!

Benutzeravatar

» gilowyn » Beiträge: 169 » Talkpoints: 7,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ohje, ich würde es ihnen sobald wie möglich sagen. Weil es bringt ja nichts wenn sie es nie erfahren. Sicher ist es danach auch für Dich einfacher. Wie meinst Du das sie reagieren. Meine würden dann sicher ausrasten, aber alleine schon wegen der Tatsache. Aber selbst wenn sie anfangen zu toben, dann hast Du es wenigstens hinter Dich und sie müssen es entweder akzeptieren oder lassen. Aber ich denke schon das sie es lernen müssen zu akzeptieren, da Du ja das Kind von Ihnen bist und man sein Kind liebt, egal was ist. Eine Schande ist das heutzutage ja auch nicht mehr wenn man schwul oder lesbisch ist bzw. wird.

Benutzeravatar

» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kann da ja aus Erfahrung sprechen: Egal wie du es ihnen sagst, wenn sie wirklich so konservativ sind, werden sie so oder so sauer, ob du es ihnen nun verheimlicht hast oder nicht.

Ich würde es ihnen aber auf jeden Fall ohne deine Freundin sagen, dass ist sonst ein ziemlicher Schock. Und vielleicht solltest du nicht sofort von der Hochzeit erzählen, sondern erstmal wie es denn dazu gekommen ist, dass du lesbisch bist (sowas fragen die meisten Eltern, du musst ihnen klar machen, dass es NICHT an der Erziehung liegt). Und wenn sie dich lieben, wie es eigentlich alle Eltern tun, werden sie es schon akzeptieren. Aber ob sie auf die Hochzeit kommen. Mhm, ich würde ihnen halt erstmal Bedenkzeit geben.

» Eiskalter_Engel » Beiträge: 291 » Talkpoints: -1,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Oh, konservative Eltern nehmen es womöglich schlecht auf, egal wie lieb du ihnen davon erzählst.

Vielleicht ist es für alle einfacher wenn du deine Gefühle in einem Brief niederschreibst. Was dich an deiner Freundin so glücklich macht, und das sie eine große Bereicherung für dein Leben ist. Sicher werden sie anfangs aus allen Wolken fallen, aber im Grunde möchte man doch an 1. Stelle das das Kind glücklich ist. Und wenn du es bist, dann verstehen sie es vielleicht beim 2. oder 3. lesen des Briefes.

Benutzeravatar

» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wovor hast du Angst? Meinst du wirklich, dass deine Eltern dich verstoßen werden, nur weil du anders bist als es der konservative Lebenswandel vorsieht? Meine ganze Familie ist stark konervativ geprägt, aber da wird trotzdem nicht komisch reagiert. Wir hatten schon alles mögliche: bikulturelle Beziehungen und Ehen, uneheliche Kinder, voreheliches Zusammenleben, Scheidungen, antikonservative Kleidungsstile (sehr aufreizende Kleidung, Tattoos, aber auch Gothic Style) Rauchen oder Trinken.

Da reagiert niemand irgendwie komisch. Man findet vielleicht nicht alles gut, was die Kinder oder Enkelkinder machen, aber man verurteilt sie nicht und reagiert da auch nicht komisch. Es sind schließlich die eigenen (Enkel)Kinder und man liebt sie eben trotzdem, egal was passiert.

Daher denke ich, dass du dir selbst viel mehr Angst machst vor der eigentlichen Situation und es hinterher gar nicht so schlimm sein wird. Deine Eltern werden vermutlich höchstens etwas traurig oder enttäuscht sein, dass du so lange Angst hattest, den Mund aufzumachen. So ein langes Schweigen sagt schließlich einiges über die Eltern-Kind-Beziehung aus und darüber würde ich mir als (konservative) Mutter eher Gedanken machen als über den alternativen Lebensstil meines Kindes.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es tut mir natürlich sehr leid, wenn Du offenbar Angst hast, es deinen Eltern zu sagen, weil sie in deiner Auffassung sehr konservativ ist. Es ist für einen Menschen, der eine eigentlich gute Bindung zu den Eltern hat und eigentlich weiß, dass diese einen bedingungslos liebten sollten wohl immer schwierig, sich selber in seiner Sexualität zu verstecken, weil die konservativen Gedankengänge vielleicht dazu führen könnten, nicht mehr ernst genommen zu werden, nicht gemocht zu werden oder je nach Ausmaß sogar verstoßen zu werden.

Ich sage dir daher nur meine persönliche Meinung oder all jenen, die immer noch dasselbe Problem haben wie Du. Wenn man sich für eine Liebe entscheidet, darf das Geschlecht in erster Linie keine Bedeutung bei den anderen finden. Du liebst den Charakter, den Menschen, das Lachen zusammen mit dem Menschen, das Zusammensein, die Nähe und die Zärtlichkeiten. Du liebst ja nicht in erster Linie das Geschlecht, sondern sind es die Feinheiten eines Menschen. Das weißt Du und das haben die Leute zu akzeptieren, die normalerweise dich gerne mit einem Mann hätten sehen wollen.

Es ist deine freie Entscheidung zu entscheiden, mit wem Du sprichwörtlich ins Bett gehst. Wenn du nichts sagst, wissen die Leute es auch nicht und verurteilen dich nicht. Wenn sie es wissen, fangen viele an zu verurteilen, aber ihnen ist dieses Recht nicht gegeben, weil die Auslebung deiner Liebe und Sexualität nur einem Menschen bestimmt ist, dir und dem Partner, für den Du dich entscheidest.

Wenn deine Eltern konservativ sind, vielleicht wird es ein wenig ihren Gedankengang verändern, aber vielleicht auch nicht. Man muss eben auch damit rechnen, dass manche Menschen einen ablehnen, aber das sollte dir dann leider auch egal sein. Du musst am Ende unter Umständen, je nach Reaktion halt immer entscheiden, ob dein eigenes Wohlbefinden und liebevolle Glück dann wichtiger sein wird.

Ich kenne einen Mann, der sich als schwul geoutet hat. Schon wollten seine Freunde nichts mehr mit ihm zu tun haben, beim Fußball spielen drehen sie sich in der Kabine weg usw. Bis er mal richtig auf die sogenannte Kacke gehauen hat. Bei einigen, auch muslimischen Spielern, kam ein Umdenken zum Vorschein und sie respektieren ihn, verstecken jetzt beim duschen nicht mehr ihr Glied und mehr. Denn vorher war er auch „Gay“ und da wusste es nur niemand. Das hat den Leuten schon etwas zu denken gegeben.

Sage es deinen Eltern. Sie haben es zu respektieren und dich zu akzeptieren. Können sie es nicht? Lass ihnen Zeit. Vielleicht lernen sie daraus und wenn nicht, muss man damit nun einmal leben lernen.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^