Wie definiert man "reich sein" vom Finanziellen?

vom 19.03.2012, 16:21 Uhr

Wenn man ärmer ist als jemand anderer, redet man oft davon, dass der andere reich ist. Dabei würde derjenige, den man als "reich" bezeichnet bestimmt sagen, dass er nicht reich ist. Denn es wird wohl immer finanziell reichere Menschen geben. Aber kann man wirklich sagen, dass man reich ist? Ich meine jetzt nicht den Reichtum, den ein Mensch besitzt, wenn er sehr warmherzig ist. Ich möchte hier nur über das Finanzielle diskutieren.

Wann würdet ihr einen Menschen als "reich" betiteln? Seid ihr vielleicht auch reich oder würdet ihr euch eher als arm betiteln? Gehört ihr eher finanziell gesehen in die Mittelschicht?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ob nun Unter-, Mittel- oder Oberschicht, jeder Mensch sollte für sich selbst entscheiden, ob er/sie überhaupt in solche Schichten unterscheiden will und ob man sich selbst in einer solchen Schicht unterbringen will. Ich selbst halte ehrlich gesagt nicht viel von diesem Denken in verschiedenen finanziellen Schichten, da dies eh nur wieder zum typischen Schubladen-Denken führt, welches ja doch sehr stark durch Vorurteile belastet ist. Du willst hier zwar ausschließlich über das finanzielle diskutieren, aber das ist meiner Meinung nach in diesem Sinne gar nicht ohne weiteres möglich, da man sich selbst wohl immer nur dann als wirklich "reich" bezeichnen würde, wenn es einem gut geht - Und die meisten Menschen denken eben, dass es ihnen nur dann gut geht, wenn sie Geld in Überschuss haben. Das eine schließt das andere also weder aus, noch ein.

Wenn ich jetzt aber wirklich mal versuchen würde alles außen vor zu lassen und es mir nur um das Geld an sich geht und nicht um die Umstände, die man damit Verbindung bringen müsste, dann würde ich "Reichtum" glaube ich so definieren, dass man sich getrost zurück lehnen kann ohne sich Sorgen um die Zukunft machen zu müssen. Diejenigen die man jetzt in die finanzielle Unterschicht einordnen würde, sind meiner Meinung nach eben in bewusster Distanz zur Oberschicht einzuordnen, da man hier vielleicht immer mit gewissen Existenzängsten leben muss, nicht zu wissen wie man die Familie ernähren soll, wie man die Miete aufbringt, ob der Beruf sicher ist, etc.

Wenn ich also so viel Geld habe, dass ich nicht mehr auf Arbeit angewiesen bin, ein durchschnittliches oder gar luxuriöses Leben führen kann, wenn ich früh morgens vom Wecker geweckt werde und dann entscheiden kann, ob ich aufstehen will oder mich noch mal umdrehe und heute gar nichts mache, dann ist man meiner Meinung nach auf der finanziell abgesicherten Seite. Unabhängigkeit vom Geld ist eben ein Faktor, der Reichtum definiert.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wenn jemand mehr Geld hat als ich, heißt das nicht automatisch, dass er reich ist, er hat nur mehr Geld als ich, also ist er reicher als ich. Trotzdem kann er aber in Wirklichkeit arm sein, eben dann, wenn ich noch ärmer wäre. Reich ist in meinen Augen jemand, der so viel Geld hat, dass er - auch wenn er viel davon ausgibt - immer noch genug über hat. Er muss also eine gewisse Reserve haben. Jemand als reich zu bezeichnen könnte man machen, wenn er mindestens 500.000 Euro sein Eigen nennt oder mehr. Ist er richtig reich, hat er mehrere Millionen Euro auf seinem Konto.

Die Einteilung nach reich, Mittelschicht und arm gefällt mir überhaupt nicht und die finde ich auch schlimm, wenn man die Menschen so unterscheidet. Da komme ich mir schon vor, als ob ich in Indien leben würde und in die verschiedenen Kasten eingeteilt würde. Wo würdest du denn einen Paria - einen Unberührbaren einteilen - in welches Gesellschaftssystem? Vielleicht gibt es die außer reich, mittel und arm auch noch unter ferner liefen?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Sicherlich liegt auch das einfach in den Augen des Betrachters. Wenn jemand wirklich kaum etwas hat, dann bezeichnet er sicherlich schon jemanden als reich, der einfach nur nicht jeden Euro zwei Mal umdrehen muss und sich nicht überlegen muss, ob er etwas kauft, was er kauft und wie viel er kauft. Jemand, der wirklich Geld hat, würde diese Person dann vielleicht schon wieder als arm bezeichnen, weil Geld eben nicht im Überfluss, wie vielleicht bei anderen, vorhanden ist.

Um diese Frage zu beantworten, wann jemand reich ist, muss man wirklich recht kleinkariert denken, weil diese Frage einfach nicht einfach zu beantworten ist. Für mich wäre dann auch jemand reich, der sich um Geld einfach keine Gedanken machen muss und der sich auch ohne mit der Wimper zu zucken Luxusgüter kaufen oder in Anspruch nehmen kann. Selbst Familien oder Menschen, die gut über die Runden kommen, können nicht mal eben Urlaub machen. Jemand der mehrere große Reisen im Jahr machen kann, teure Autos fahren kann (bei den Spritpreisen wirklich schon Luxus), sich mal eben teure Dinge anschaffen kann, ohne darüber nachzudenken, wie und wo er da jetzt an anderer Stelle was einsparen kann - das ist für mich Luxus und den kann sich nicht jeder leisten.

Wichtig finde ich den Aspekt, dass man sich das leisten KANN. Es gibt sicherlich auch Menschen, die es sich nicht leisten könnten und es trotzdem tun. Das hat dann natürlich mit Reichtum weniger etwas zu tun und das sollte man auch klar voneinander abgrenzen, finde ich. Manche werden das Geld auch haben, wollen sich aber nichts leisten. Die sind dann aber trotzdem reich, weil sie es sich eben leisten könnten. An einem speziellen Betrag lässt sich das dann aber nicht fest machen.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich würde das ehrlich gesagt davon abhängig machen, wie viele Rücklagen ein Mensch hat. Wenn man so viele Rücklagen hat, dass man theoretisch einen nigelnagelneuen Jaguar XJ oder einen neuen Jaguar I-Pack aus der Portokasse bezahlen könnte, dann ist man für mich reich, auch wenn es nach oben entspechenden Freiraum hätte.

Ein Millionär wäre für mich auch schon reich. Ich mache Reichtum aber nicht vom Einkommen abhängig. Ich kenne auch Menschen, die vom Verdienst her der Mittelschicht angehören, aber so viele Ausgaben haben, dass kaum Rücklagen vorhanden sind, da besagte Personen mit Geld einfach nicht umgehen können.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke, reich ist jemand, der nur als Ausgleich Vollzeit arbeiten geht, weil es ihm Spaß macht, nicht weil er es müsste. Natürlich macht mir meine Arbeit Spaß, sonst würde ich woanders arbeiten, ich muss aber auch arbeiten gehen, damit ich mir etwas leisten kann.

Wenn ich so viel Geld auf der Seite hätte, dass ich nicht mehr arbeiten müsste, dann würde ich mich als reich bezeichnen. Das hat aber mit Millionär nicht viel zu tun. Es kommt immer darauf an, welche Ansprüche man hat. Ich muss nicht jeden Monat zum Nagelstudio oder zum Frisör, brauche nicht andauernd die neusten Klamotten und doch muss ich arbeiten gehen, weil ich nicht so reich bin, das Nötigste so zu finanzieren.

Natürlich liegt es im Auge des Betrachters. Die einen sagen, jemand der 3000 Euro im Monat Netto verdient, ist reich. Andere sagen das schon ab 2000. Es kommt immer darauf an, welche Ausgaben man hat, wie weit man zur Arbeit fahren muss, wie teuer die Wohnung ist, wie viele Kinder man hat. Ich denke, da könnte man endlos weiter diskutieren.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Täubchen hat geschrieben:Ich kenne auch Menschen, die vom Verdienst her der Mittelschicht angehören, aber so viele Ausgaben haben, dass kaum Rücklagen vorhanden sind, da besagte Personen mit Geld einfach nicht umgehen können.

Und was hältst du davon, wenn ich jetzt sagen würde, die sind so reich, die müssen sich um ihre Rücklagen keine Sorgen machen? Rücklagen haben doch mit Reichtum nichts zu tun. Was nutzen zum Beispiel 100.000 Euro auf der hohen Kante, wenn dem Kredite in gleicher Höhe gegenüber stehen. Dann hat man unter dem Strich ein Vermögen von 0 Euro.

Gleiches gilt eben unter Umständen, für den bei dem am Monatsende nichts überbleibt. Vielleicht bezahlt der auch einfach nur 2.000 oder 3.000 Euro Immobilienkredite für 3 Eigentumswohnungen ab und verfügt dann am Ende, wenn er die getilgt hat über ein Immobilienvermögen von einer halben Million Euro. Ist der dann arm, weil er kein Bargeld hat?

Ich würde Reichtum nicht an Zahlen festmachen. Das bringt ja eigentlich nichts, weil der reine Verdient oder die reine Zahl auf dem Konto nichts über die Lebensverhältnisse aussagt. Ich würde Reichtum eher so definieren, dass man sich unbesorgt kaufen kann, was man braucht und will. Bei dem einen reichen dafür 1.000 Euro netto Einkommen aus, der andere braucht dafür eben 10.000 Euro Einkommen. Genauso wie eben nicht jeder überhaupt einen Jaguar haben will oder 5 Luxusurlaube im Jahr. Wenn jemand sehr bescheiden lebt und damit glücklich ist, dann ist der für mich genauso reich wie ein Großverdiener. Finanziell reich heißt halt für mich einfach nur sorgenfrei, egal welche Summe man dafür nun braucht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich sehe es wie mein Vorredner. Reichtum liegt im Auge des Betrachters. Der eine ist glücklich ein Dach über dem Kopf zu haben und empfindet sich als reich, weil er sich von seinem hart verdienten Geld seinen Lebensunterhalt leisten kann. Der nächste muß vielleicht nicht mal mehr arbeiten im Leben, fühlt sich aber dennoch arm, weil er sich jetzt den 25. Maserati doch nicht leisten kann.

Persönlich würde ich jemanden als reich betiteln, wenn er sich einfach mehr leisten kann als ein Mittelständler. Beispielsweise eine große Villa, ein Paar Ferienhäuser in unterschiedlichen Ländern und ein paar Autos mehr als man eigentlich braucht. Menschen die aus der Portokasse einen Urlaub zahlen können, den ich mir niemals werde leisten können.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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