Wie wichtig ist euch Realismus in guten Filmen?

Ich schaue mir regelmäßig die verschiedensten Filme an. Häufig lese ich im Vorfeld auch die Kritiken zu den Filmen. Wenn ich die Kritiken und Kommentare lese, dann fällt mir häufiger auf, dass geschrieben wird, die Protagonisten würden unrealistisch handeln und im Film wären viele Fehler. Deswegen werden häufig Punktabzüge vergeben, wenn es um die Wertung geht.

Ich selbst finde das nicht so schlimm. Manchmal ärgere ich mich schon, wenn jemand in einem Horrorfilm die Treppe im Haus hoch läuft und nicht aus dem Haus sprintet, aber das kann ich verschmerzen. Das macht den Film dann ja auch irgendwie spannend.

Wie wichtig aber ist euch Realismus in Filmen? Achtet ihr auf Filmfehler und ein logisches Verhalten der Menschen im Film?

Ich finde die Diskussionen um Realismus in Filmen teilweise schon arg albern. Wenn zum Beispiel über den Realismus einer Beziehung in einem Vampirfilm diskutiert wird, dann ist die Beziehung nun wirklich das am wenigsten unrealistische, oder wie viel Vampire kennen die Möchtegern-Filmkritiker denn so?

Tatsache ist doch, dass die Realität in den meisten Fällen einfach stinklangweilig wäre. Die Realität ist ja selbst für das Tagesprogramm von RTL und Co. zu langweilig, denn selbst die Darsteller in diesen "realitätsnahen" Serien bekommen ein Drehbuch.

Ich finde Realismus bis zu einem gewissen Grad schon wichtig, da ich den Film sonst nicht wirklich ernst nehmen kann. Ich habe erst kürzlich einen Film gesehen, in dem es um einen Vulkanausbruch ging und wie alle Inselbewohner die Flucht ergriffen haben. Der Film war eigentlich total dramatisch aufgebauscht, wobei ich aber gleich gesehen habe, dass viele Fakten verdreht worden sind und das mit der Realität nicht wirklich zu tun hatte. Man muss eben für sich abwägen, ob der Film spannend und eine gute Story haben muss oder ob es realistisch sein muss. Denn Realismus zerstört teilweise die ganze Story.

Für mich ist eher wichtig, dass ein Film in sich logisch und stimmig ist als dass er mit den Spielregeln der normalen Welt übereinstimmt. Sprich, ich komme ganz gut damit klar, dass Vulkane oder Regierungen oder irgendwelches Getier nicht den gleichen Gesetzen gehorchen wie in der Realität, aber innerhalb der Handlung sollten gewisse Regeln aufgestellt und nicht gebrochen werden. Dann ist es mir auch egal, ob es "realistisch" ist, dass Dinosaurier A Dinosaurier B im Zweikampf besiegen kann.

Ich finde auch, dass viele Leute vergessen, dass es die Aufgabe von Filmen und anderen Medien ist, Geschichten zu erzählen, und nicht, die Wirklichkeit abzubilden. Wenn ich einen Film anschaue, geht es mir um die Botschaft und ihre Vermittlung. Und wenn diese gut umgesetzt ist, stört es mich auch nicht, dass Pferde keine 24 Stunden durchgaloppieren können oder was auch immer.

Ich möchte schließlich entweder mitdenken oder mitfiebern, und nicht dabei zusehen, wie Gandalf um des "Realismus" willen dumm in der Gegend herumsteht, während sein Pferd wieder zu Atem kommt oder Dumbledore mit der Zeitung unter dem Arm im "Raum der unerfüllten Bedürfnisse" verschwindet und wenig später das Geräusch einer Klospülung ertönt.