Sollte Vetternwirtschaft offensichtlich oder heimlich sein?

vom 10.07.2018, 06:58 Uhr

Laut Medienberichten hat der türkische Staatschef Erdogan offiziell seinen Schwiegersohn zum Finanzminister erklärt. Das ist dann natürlich ein Beispiel öffentlich bekannt gegebene Vetternwirtschaft. Aber es gibt auch Fälle, wo die Vetternwirtschaft eher heimlich und still und leise durchgezogen wird. Welche Variante findet ihr besser?

Findet ihr es besser, wenn so etwas öffentlich bekannt ist oder sollte man das gar nicht wissen als Unbeteiligter? Findet ihr es vielleicht sogar frustrierend, wenn ihr solche Meldungen hört oder lest, da man merkt, als Außenstehender eh keine Chance zu haben?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Frage ist vergleichbar mit der, ob ich es bevorzuge, dass man mir mit Vorankündigung ins Bein schießt oder ob ich lieber davon überrascht werde. :lol: Vetternwirtschaft ist ein ebenso altehrwürdiges wie fragwürdiges Phänomen. Schon Päpste haben ihren Söhnen Kardinalswürden zugeschanzt, und es war allgemein bekannt, dass Cesare Borgia nicht wegen seiner frommen Gesinnung dieses Amt innehatte.

Und Diktatoren von Erdogans Couleur herrschen eben nicht anders als alle Despoten vor ihnen. Wieso sollten sie auch versuchen, Vetternwirtschaft zu verschleiern, wenn sie sowieso tun können, was sie wollen? Jemandem wie dem Erdogan muss es doch absurd vorkommen, sich Gedanken darüber zu machen, was "die Leute sagen", wenn er seine Sippschaft mit lukrativen Pöstchen versorgt.

Ich glaube zudem, dass sich Nepotismus nur schwer verschleiern lässt. Natürlich kann man behaupten, dass der ehemalige Callboy seinen Beraterposten seinem erfolgreichen Politikstudium verdankt oder dass Sohnemann seine Koks-und-Nutten-Phase hinter sich hat und deshalb im Vorstand des Unternehmens gut aufgehoben ist, aber wer glaubt das schon?

Ich bin in dieser Hinsicht resigniert und denke mir, dass Despoten aller Art sich sowieso noch viel Schlimmeres zuschulden kommen lassen und dass es das Kraut auch nicht mehr fett macht, wenn ihr unfähiger Schwiegersohn als Erziehungsminister oder was auch immer die dicke Kohle einfährt. Ab einem gewissen Level der Machtanhäufung gehört Vetternwirtschaft einfach dazu, weil man ja auch die Leute belohnen muss, die einen an der Spitze halten und unterstützen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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