Das eigene Leben als zu spannend empfinden?

vom 04.06.2018, 06:07 Uhr

Eine Bekannte von mir hat sich neulich darüber beklagt, dass ihr Leben viel zu spannend wäre und viel zu viel Action beinhalten würde. Ich weiß, was teilweise bei ihr los ist und kann mir da durch Beobachtungen selbst ein eigenes Bild machen, da ich die Akteure in ihrem Umfeld gut kenne. Bei dem, was ich so mitbekomme, ist ihr Leben tatsächlich eine Mischung aus Seifenoper und Krimi bzw. Horrorfilm, was die Spannung angeht. Ich kann verstehen, dass ihr Nervenkostüm diese Spannung nicht ewig mitmachen wird und sie auch mal eine Pause braucht.

Mein Leben ist nicht so, dass ich es als nonstop spannend und actionreich empfinden würde. Ich habe Abwechslung, das stimmt schon, aber Spannung ähnlich wie in einem guten Horrorfilm sieht für mich anders aus. Wie ist das bei euch? Empfindet ihr euer Leben manchmal als zu spannend und nervenaufreibend? Oder erging es euch nie so?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Spannend hört sich so positiv konnotiert an, damit verbinde ich ein Leben ins Glanz und Glorie, mit vielen überraschenden Wendungen und unglaublichen Vorfällen. Aber hier hört sich das wohl eher nach viel Drama an, was vermutlich sogar von anderen Leuten initiiert wurde. Menschen, die über zuviel Spannung und Drama in ihrem Leben klagen, haben oft die Neigung, sich eben Personen zu suchen, die ihnen genau das bieten.

So habe ich es selbst schon an anderen beobachtet, dass genau diese Klage, das Leben wäre zu einer Seifenoper verkommen, von Leuten kommt, die auch alles dafür getan haben, dass es ist, wie es eben jetzt nun mal ist. Da wird der Umgang und das eigene Verhalten so modifiziert, dass am Ende nur Drama rauskommen kann. Manche Menschen brauchen diese Art von Trubel, um sich selbst zu spüren, sich abzulenken oder sich überhaupt erst lebendig zu fühlen. Und einige dieser vorgeblichen Klagen sind gar nicht mit wirklich echtem Klagen verbunden.

Ansonsten kennt vermutlich jeder Erwachsene über dreißig, spätestens mit um die vierzig, im Leben Phasen, wo man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht, weil gerade gefühlt überall Brandherde zu löschen sind. Das empfinde ich aber nicht als spannend, sondern als belastend, im besten Fall als nervig, im schlimmsten als kaum noch aushaltbar. Alles keine Zustände, die ich als total spannend bezeichnend würde.

» Verbena » Beiträge: 4780 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Mit Spannung würde ich auch eher positive Gefühle verbinden, aber ich kenne es durchaus auch, dass im Leben schon mal viel los ist und man das Gefühl hat, dass das mehr ist, als man verkraften kann. Zumindest auf die Dauer ist das sicher auch nicht gesund. Ich muss sagen, dass ich damals froh war, als diese Phase vorbei war, in der ich mich teils auch zwischen Seifenoper und Thriller gefühlt habe. Zusätzlich hatte ich noch Stress bei der Arbeit und längere Zeit hätte ich das nicht durchgehalten.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich finde es eher ungewöhnlich, wenn jemand sein Leben als "zu spannend" bezeichnet und habe es auch noch nie so von jemandem gehört. Rein gefühlsmäßig habe ich den Eindruck, dass man bei einem "spannenden" Leben eher Einfluss darauf hat, es weniger "spannend" zu machen, wenn es einem zu viel wird.

Wenn man dagegen über Stress klagt, was erheblich häufiger vorkommt, hat das für mich vor allem äußere Anlässe, denen man zu einem gewissen Grad auch ausgeliefert ist. Und kommt mir jetzt nicht mit: Wer sein Leben gut organisiert, hat keinen Stress! Wer so etwas behauptet, ist noch nie nachts um zwei in der Notaufnahme gesessen.

Wenn sich bei mir also jemand beschweren würde, sein oder ihr Leben sei zu spannend, würde ich wohl am ehesten innerlich mit den Augen rollen und der Person empfehlen, dann weniger "spannende" Sachen zu machen, sprich beispielsweise die Affäre mit dem verheirateten Mann zu beenden, eine sichere Verhütungsmethode zu finden, Extremsport X aufzugeben oder Mutti nicht immer jedes Detail aus ihrem Liebesleben zu erzählen, wenn die doch immer hysterisch wird. Manche Leute lieben Drama und fachen es immer wieder begeistert an, weil für sie alles andere besser ist als Langeweile, auch wenn sie sich noch so sehr darüber beschweren.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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