Grüßen der Mitmenschen in einer geschlossenen Gesellschaft

vom 05.05.2014, 20:18 Uhr

Vor einem Monat ungefähr habe ich mich im örtlichen Fitnessstudio angemeldet. Der Sommer kommt und der Körper muss in Form gebracht werden. Als ich nun an einem Besuchstag die Treppen hoch gelaufen bin, kam mir eine völlig fremde Frau entgegen. Sie grüßte mich, und ich grüßte reflexartig zurück. Es war nichts Besonderes, ein einfaches „Hallo!“.

Danach habe ich noch beim Umziehen darüber nachgedacht, wieso sie mich gegrüßt hat. Dabei ist mir aufgefallen, dass auch ich gerne andere Personen im Fitnessstudio Grüße und verabschiede – obwohl ich sie gar nicht kenne. Aber wieso ist das so? Wieso grüße ich genau die Personen, welche auch im selben Studio Sport ausüben. Ich meine, auf öffentlicher Straße grüße ich ebenfalls keine Leute, obwohl sie für mich eigentlich den gleichen „Status“ haben, wie die aus dem Studio.

Ist euch das auch schon einmal aufgefallen? Behandelt ihr Menschen in eurer geschlossenen Gesellschaft (Fitnessstudio, regelmäßiger Hallenbadbesuch, Museum, ..) auch anders? Wenn ja, welchen Grund hat diese Handlungsweise?

» Mr.Bombastic » Beiträge: 6 » Talkpoints: 3,60 »



Ich denke, dass es schon anders ist, wenn man eben in einem geschlossenen Bereich auf andere Menschen trifft. Wenn man beim Arzt das Wartezimmer betritt, dann grüßt man die warten Patienten doch auch. Wenn ich ein kleineres Geschäft betrete, dann wünsche ich beim eintreten auch meist einen Guten Morgen oder ähnliches. Wenn man sich in einem Fitnessstudio aufhält und aneinander vorbei geht, ist es doch auch nur höflich sich zu grüßen. Wenn ich durch den Ort laufe und auch auf Menschen treffe, die ich nicht kenne, grüße ich trotzdem freundlich im vorbei gehen.

Ich finde es irgendwie wärmer und höflicher, wenn man eben auch in solchen Bereichen grüßt und nicht einfach kalt und ignorant aneinander vorbei geht. Es spricht doch auch für das Fitnessstudio, dass dort eben auch unter Fremden gegrüßt wird und es nicht so eine sterile Atmosphäre ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Es ist schon so, dass das Grüßen zunimmt, je weniger Raum man mit seinen Mitmenschen teilt. Obwohl in Bussen niemand grüßt und da ist der Platz nicht gerade üppig. Aber warum grüßt man alle, wenn man ins Wartezimmer kommt? Ich mag das überhaupt nicht. Ich grüße die Leute, mit denen ich rede, wie beispielsweise die Sprechstundenhilfe, den Fahrkartenverkäufer. Aber warum sollte ich Leute grüßen, dich ich nicht kenne, mit denen ich nicht rede, denen ich dabei nicht mal in die Augen sehe?

Mich hat es schon damals in der Schule gestört. Da waren die Lehrer immer sauer, wenn wir sie nicht gegrüßt haben. In der Pause oder auf den Treppen. Und dabei waren auch Lehrer sauer, die ich gar nicht kannte und bei denen ich nie Unterricht hatte. Wollen die wirklich den ganzen Tag von tausenden Schülern gegrüßt werden? Am besten von jedem Schüler auch noch mehrmals am Tag?

Ich weiß schon, dass es höflich sein soll und wenn ich gegrüßt werde, grüße ich auch zurück. Aber eigentlich empfinde ich es als geheuchelt. Dann sollte man schon wirklich alle Menschen grüßen. Auch auf der Straße, im Bus, auf öffentlichen Toiletten, im Supermarkt. Diese unsinnigen Regeln, dass man im Bus nicht grüßt, aber im Wartezimmer schon. Das ergibt für mich keinen Sinn.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Für mich ist es selbstverständlich zurück zu grüßen, wenn mich jemand grüßt. Komme ich ins Fitnessstudio, dann grüße ich an der Anmeldung. Kenne ich jemanden von den Mitgliedern, dann grüße ich ihn selbstverständlich auch. Kommt mir im Treppenhaus des Fitnessstudios jemand entgegen, den ich nicht kenne, grüße ich nicht.

Beim Einsteigen in den Bus grüße ich grundsätzlich den Fahrer. Das sehe ich so, als wenn ich die Tür in einem kleineren Laden öffne und grüße. Wenn ich mich dann setze und mir direkt gegenüber sitzt jemand, der mich ansieht, wird er gegrüßt, denn ich setze mich ja quasi zu ihm, in seine Nähe. An irgendwelchen Schaltern, Verkaufsstellen grüße ich auch. Komme ich ins Wartezimmer des Arztes, grüße ich beim Hineinkommen die Wartenden und selbstverständlich die Mitarbeiter.

Vielleicht ist es beim Gruß im Fitnessstudio die innere Haltung, durch die man auch fremde Mitglieder grüßt. Denn immerhin gehört man einem Verein an. Und Vereinsmitglieder grüßen sich untereinander, oder? Mir jedenfalls macht es nichts aus, einmal mehr zu grüßen, auch wenn ich mal jemanden nicht kenne.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich denke, das Grüßen einer anderen Person in einem geschlossenen Raum, wie zum Beisbiel einem Fitnessstudio, rührt daher, dass man sich dort eher einer gleichen Gemeinschaft zugehörig gefühlt. Das trifft hingegen auf offener Straße eher nicht zu, sodass es dort meist höchstens zu einem kurzen Kopfnicken reicht. Läuft man jedoch im Fitnessstudio einer anderen Person über den Weg, so liegt der Gedanke nahe: "Er/Sie macht das gleiche wie ich. Wir gehören zusammen.". Logischerweise grüßt man sich dort viel eher mal, was das gute Gefühl der Zusammengehörigkeit noch bestärkt.

Ich finde auch, dass es durchaus Wärme ausstrahlt, wenn man sich gegenseitig begrüßt, auch wenn man sich gar nicht kennt - und dies könnte durchaus auch noch viel häufiger in der Anonymität auf der offenen Straße angewandt werden. :)

» Spatenfloh » Beiträge: 23 » Talkpoints: 11,52 »


Bienenkönigin hat geschrieben:Ich grüße die Leute, mit denen ich rede, wie beispielsweise die Sprechstundenhilfe, den Fahrkartenverkäufer. Aber warum sollte ich Leute grüßen, dich ich nicht kenne, mit denen ich nicht rede, denen ich dabei nicht mal in die Augen sehe?

Das sehe ich genauso. Ich meine, wenn ich auf der Straße gegrüßt werde, dann grüße ich automatisch zurück. Das ist wie ein Reflex, aber wenn es nach mir geht, dann grüße ich keine Fremden, es sei denn natürlich ich möchte sie ansprechen und dabei höflich und respektvoll klingen, weil ich zum Beispiel eine Auskunft brauche. Ich frage mich manchmal, ob das "Landmenschen" sind, die dann auf der Straße jeden Menschen grüßen, weil sie das nicht anders kennen. Ich habe so ein Verhalten nur bei Landmenschen beobachten können und habe das nie wirklich verstanden.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen, was hat denn bitte das Grüßen mit Landmenschen zu tun? Ich lebe mitten im größten Ballungsraum des Landes und hier wird viel gegrüßt. Das ist üblich, wenn man ein Wartezimmer beim Arzt betritt. Man grüßt morgens im Park, wenn es noch leerer ist. Man grüßt in kleinen Läden. Viele sagen zum Busfahrer Hallo. Man grüßt am Morgen auf dem Weg zum Bäcker und so weiter.

Und natürlich ist das sinnvoll! Es erleichtert das soziale Zusammenleben und signalisiert Harmlosigkeit und Zusammengehörigkeit, obwohl man kein Wort miteinander redet. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie ungeschickt und ungehobelt sich angeblich gebildete Menschen anstellen. Man muss doch sehr merkbefreit durchs Leben gehen, wenn man das nicht bemerkt und versteht.

Denn ein kleiner Gruß verändert oft ganz viel. Der, der nett grüßt, ist erträglicher, wenn er einem im Wartezimmer zwangsweise auf die Pelle rückt. Der Mensch auf dem Pferd, der auch den Weg nutzt, ist direkt nicht mehr arrogant und weniger störend. Die Liste ist ewig lang und es kostet nun wirklich nichts, seinen Mitmenschen das Leben etwas leichter zu machen.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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