Wird die Schulzeit bei Klassentreffen zu sehr romantisiert?

vom 17.05.2016, 22:34 Uhr

Ich habe demnächst ein Klassentreffen mit dem Jahrgang mit dem ich Abitur gemacht habe. Eigentlich sind seitdem erst vier Jahre vergangen, aber viele haben für das Treffen gestimmt. Eine ehemalige Schulfreundin von mir freut sich auch schon total auf das Treffen und schwärmt die ganze Zeit davon.

Mir ist das Treffen ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich freue mich zwar, einige Leute wieder zu sehen, aber ich habe auch wieder neue Menschen kennengelernt die ich mag und mit denen ich befreundet bin. Meine ehemalige Schulfreundin aber romantisiert das Treffen total. Sie kommt ins Schwelgen und erzählt von alten Zeiten. Nicht dass ich die Schulzeit doof gefunden hätte, aber so toll war sie nun auch wieder nicht, als dass ich dem nachtrauern würde.

Wie ist das bei euch? Trauert ihr eurer Schulzeit auch hinterher und schwelgt in Erinnerungen, wenn ihr zu einem Treffen mit euren ehemaligen Schulkameraden eingeladen werdet? Übertreiben manche Personen da nicht ein bisschen? Ist es möglicherweise ein schlechtes Zeichen, wenn man die Schulzeit zu sehr romantisiert, weil man im Moment vielleicht nicht besonders glücklich ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass es normal ist, dass man später immer alles besser sieht, als es war. Man sagt ja nicht umsonst, dass heute die guten alten Zeiten sind, von denen man später sprechen wird. Die Zeit heilt eben alle Wunden und genauso wie die Trauer im Laufe der Jahre immer weniger wird, verblassen auch schlechte Erlebnisse und Erfahrungen immer mehr. Man erinnert sich zwar noch an sie, aber man kann es nicht mehr nachempfinden, wie man sich da gefühlt hat. Sich an Freude zu erinnern, ist einfacher.

Es ist ja nicht nur bei Klassentreffen so, dass die Schulzeit einem im Nachhinein schöner erscheint, als sie war, sondern auch bei vielen anderen Sachen. Aber das muss ja nicht unbedingt schlimm sein. Schlimm wäre es eher, wenn man Mobbingattacken gar nicht verarbeiten könnte, weil man die Erlebnisse immer gleich schlimm im Kopf hätte. Es ist schon gut, dass man manche Sachen deshalb leichter überwinden kann, weil schlimme Erlebnisse einem immer weniger schlimm erscheinen.

Es stimmt also tatsächlich, dass die Schulzeit gerne romantisiert wird. Allerdings gab es ja auch wirklich schöne Zeiten in der Schule, zumindest bei mir. Ich erinnere mich gerne daran zurück, wie ich die Mittagspausen mit meiner besten Freundin gemeinsam am See verbracht habe. Es war einfach eine schöne Zeit, aber so schön, dass ich nun wieder zurück wollen würde, war die Zeit auch nicht. Es gab viele Fächer, an denen ich fast verzweifelt bin und auch sonst gefällt mir die Uni einfach viel besser.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Prinzessin_90 hat geschrieben:Ich denke, dass es normal ist, dass man später immer alles besser sieht, als es war.

Im Allgemeinen stimme ich dir zu, aber nicht in Bezug auf die Schule. Ich habe die Schule immer gehasst und bin wirklich nicht gerne hingegangen. Ich mochte das Klassenklima nicht, die Lehrer waren menschlich teilweise total schrecklich, nicht zu vergessen der Zwang und Leistungsdruck. Ich habe immer viel Spaß am Lernen gehabt, aber die Atmosphäre in der Schule bzw. im Klassenzimmer fand ich immer grausam, egal zu welcher Zeit.

Mir ist schon so oft gesagt worden, das sich die Schulzeit später romantisieren und gerne daran erinnert werden würde, aber der Fall ist bis heute nicht eingetreten. Ich denke, dass das ein Stück weit auch vom Charakter und den eigenen Erfahrungen abhängig ist und daher nicht pauschalisiert werden sollte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Meine Abizeit muss ich gar nicht romantisieren, denn die war wirklich richtig toll und das habe ich vor allem damals, und nicht etwa in irgendeiner romantisierten Retrospektive, so empfunden. Als wir uns trennen mussten, waren viele von uns wirklich richtig traurig, wir hatten aber auch eine sehr gute Gemeinschaft ohne Außenseiter oder Mobbing und haben auch privat ständig Partys gefeiert oder uns abends in der Stadt getroffen.

Im Gegensatz zu der Schule, wo ich bis zur zehnten Klasse war, ging es dort aber auch tatsächlich sehr harmonisch und humanistisch zu und selbst die Lehrer waren immer nur auf unserer Seite, aber nie gegen oder über uns, wie ich es auf der anderen Schule teilweise erlebte. Dort habe ich auch mehr neutrale oder negative Erinnerungen dran mit viel Leistungsdruck, wenig Klassengemeinschaft und einem zweckmäßigen Nebeneinanderher leben. Soweit ich weiß, gab es auch dort mal ein Klassentreffen, aber ich bin dort gar nicht erst hingegangen, die Leute hatten mich einfach nicht so interessiert.

Nach dem Abitur hatten wir ein halbes Jahr später schon unser erstes großes Treffen, aber es hat leider überhaupt nicht mehr funktioniert. Vom Gefühl her war es komisch, ich hatte auch gar nicht den Eindruck, dass dort in Erinnerungen geschwelgt wurde, im Gegenteil, eigentlich ging es nur darum, was uns jetzt gerade im Leben so beschäftigt und das war zu dem Zeitpunkt wichtiger. Auf ein Treffen fünf Jahre später bin ich dann auch nicht mehr erschienen und soweit ich weiß, auch viele andere nicht.

» Verbena » Beiträge: 4792 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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