Stirbt die Zeitung langsam aus?

vom 08.10.2009, 11:28 Uhr

Ich lese eigentlich schon seit mehrere Jahren die Zeitung nur noch online. Ich würde nie auf die Idee kommen, mir am Morgen die FAZ oder die Zeit zu kaufen, wenn ich die selben Informationen daraus, auch im Internet nachlesen kann. Die Zeitung bietet mir keinerlei Besonderheiten mehr und der Inhalt deckt sich mit dem, was im Internet steht, eigentlich exakt.

Mittlerweile hat offenbar aber auch die Unterschicht das Internet erobert und die Bildzeitung präsentiert auf bild.de ja auch exakt die gleichen Informationen wie in ihrer Tageszeitung. Ich selbst bin der Meinung, dass die Zeitung langsam aber sehr sicher ausstirbt und wir bald alle die Informationen aus dem Internet bekommen. Ich kenne nur sehr wenige Leute, die wert darauf legen, beim Frühstück etwas 'Handfestes' vor sich liegen zu haben und zähle dazu mal meinen Vater.

Der hat seine Tageszeitung eben abonniert, weil er am Morgen nicht darauf verzichten kann und für ihn wäre das Internet jetzt eher keine Alternative, aber das ist auch sicherlich eine Frage des Alters. Wie seht ihr das: Stirbt die Zeitung als Printmedium langsam aber sicher aus?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



@Sippschaft: In Deinem Posting finde ich gleich mehrer Unterstellungen bzw. Annahmen, die schon eine gewisse Überheblichkeit widerspiegeln. Ich Frage mich nämlich gerade, was Du unter Unterschicht verstehst, die sich offenbar nun auch noch im Internet breit macht. Außerdem verstehe ich Korrelation zwischen Internetnutzung und Alter nicht. Denn gerade die Macher und Treiber dieser Angebote werden vermutlich im Alter Deines Vaters sein? Zusätzlich kenne ich sowohl die FAZ und die Zeit (aber auch andere) und sehe im Netz eben nur in der Bezahlvariante(!) exakt die gleichen Inhalte wie in der Druckvariante. Nicht aber in dem was frei zugänglich ist! Aber das nur als Anmerkung.

Dann ist es so, dass wenn die gedruckte Zeitung weg wäre, Du Online auch keinen einzigen Buchstaben finden würdest. Denn der Journalist der die Zeilen tippt sollte bezahlt werden. Umsonst wird er kaum arbeiten. Und die Online Umsätze tragen noch nicht mal die Kosten die Inhalte Online zur Verfügung zu stellen!

Die Zeitung hat aber - und da gebe ich Dir Recht - einen schweren Stand. Werbekunden wechseln in die Online-Welt. Gerade die Anzeigenkunden bereiten damit den Verlagen zunehmend Schwierigkeiten. Das führt aber nicht zwangsläufig zum Aussterben der Zeitung, sondern (nicht weniger schlimm) setzt einen Konzentrationsprozess in Gang. Die Blättervielfalt ist gefährdet und damit ein erhebliches Maß an Meinungspluralismus. Wie schnell nun die Entwicklung letztendlich sein wird ist ja Gegenstand zahlreicher Untersuchungen und Studien. Es gibt sogar welche, die ganz düster das Datum der letzen gedruckten Zeitung vorhersehen wollen. Ich bin da eher nicht so pessimistisch.

Dann noch ein Nachsatz: ich selber bin kein Freund der Springerpresse. Aber dieses Blatt erreicht Untersuchungen zufolge mehr als 10 Millionen Menschen bei einer regelmäßigen Auflage von über 3 Millionen! Und früher war die Auflage sogar fast doppelt so hoch. Daher noch mal die Frage nach der von Dir ins Spiel gebrachten Unterschicht, welche dann offenbar einen signifikant großen Anteil an der Bevölkerung ausmachen müsste. Weder die FAZ noch die Süddeutsche oder irgend ein anderes Blatt kommen auf diese Größenordnungen!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich lese die Neuigkeiten auch im Internet - und zwar täglich. Die Informationen bekomme ich erstens kostenlos und außerdem habe ich eine viel größere Auswahl an Quellen, um mir meine Meinung zu bilden. Allerdings widerspreche ich dir, dass man von den einzelnen Zeitungen genau die selbe Information erhält wie in der Print-Ausgabe. Sogar BILD stellt nur eine abgespeckte Version frei zur Verfügung. Und so traurig es auch ist - sie bauen absichtlich Fehler rein. Wer's mir nicht glaubt, sollte sich Folgendes mal ansehen.

derpunkt hat geschrieben:Dann noch ein Nachsatz: ich selber bin kein Freund der Springerpresse. Aber dieses Blatt erreicht Untersuchungen zufolge mehr als 10 Millionen Menschen bei einer regelmäßigen Auflage von über 3 Millionen! Und früher war die Auflage sogar fast doppelt so hoch. Daher noch mal die Frage nach der von Dir ins Spiel gebrachten Unterschicht, welche dann offenbar einen signifikant großen Anteil an der Bevölkerung ausmachen müsste. Weder die FAZ noch die Süddeutsche oder irgend ein anderes Blatt kommen auf diese Größenordnungen!

"Erfolg" bedeutet nicht, dass die Zeitung einem anständigem Niveau gerecht wird oder objektiv hochwertige Berichterstattung leistet. Deswegen stimme ich Sippschaft völlig zu, wenn die Rede von Unterschicht ist. Die BILD Zeitung, bzw. alle "Tochterproduktionen" der Springerpresse sind der letzte Schrott. Die BILD erreicht zwar viele Menschen (wenn man mich fragt, gehören diese zwar nicht zwangsläufig der Unterschicht an, aber jemand der die BILD ernsthaft liest und den Artikeln Glauben schenkt, gehört der intellektuellen Unterschicht an und ist nicht sonderlich gebildet. Nur geBILDet), aber das Niveau der Zeitung ist unter allem erträglichen. :twisted:

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» Sann » Beiträge: 466 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich war fleißiger Tageszeitungsleser bis mir die Abonnierung zu teuer geworden ist. Ich informiere mich morgens online am Frühstückstisch über meinen Ipod. Die Tagespresse kann ich bei Kollegen studieren und außerdem habe ich einen Tauschring aufgezogen wo die wichtigsten Wirtschaftszeitungen zirkulieren. Außerdem trägt mein Sohn Sonntags die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus die ich dann aus erster Hand lesen kann. Ich will damit sagen, dass ich trotz aller Online- Bequemlichkeit nicht auf die gedruckte Form der Zeitung verzichten will und auch verzichten kann und sich eigentlich genug Mittel und Wege finden um an alle Nachrichten zu kommen.

Die lokalen Informationen stehen derzeit nun einmal nur in der gedruckten Form zur Verfügung und ohne Zusatzkosten kann ich nur ausgewählte lokale Berichte meiner Lokalzeitung lesen. Das ist auch in Ordnung so, die Weltnachrichten stehen allerdings frei zur Verfügung. Ich denke deshalb nicht dass die Zeitungen aussterben, vor allem auch deshalb dass es viele Leute gibt die die Zeitung in gedruckter Form bekommen müssen weil sie über keinen Internetzugang verfügen oder es ganz einfach besser finden. Ich bin aber überzeugt davon dass die Leser der gedruckten Ausgaben immer weniger werden und sich das dann irgendwann für die kleinen Verlage nicht mehr rechnet und dann ihren Betrieb einstellen müssen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Den Eindruck, dass die Zeitung, bzw. ist es ja ein ganzer Blätterwals, den man am Zeitungsständer finden kann, ausstirbt, habe ich nicht. Für sehr viele ist es ein morgendliches lieb gewonnenes Ritual, beim Frühstücken und Kaffeetrinken die Zeitung zu lesen. Auch darf man nicht vergessen, dass die Zeitung ja nicht nur aktuelle Schlagzeilen bietet, sondern eben auch Todesanzeigen, Hochzeitsanzeigen, Artikel und Berichte aus der jeweiligen Stadt, die dann im Lokalteil stehen, meist sind auch Kleinanzeigen (von Wohnungssuche über Jobangebote bis hin zu Ankauf und Verkauf sämtlicher Sachen) mit drin.

Es gibt Leute, die die Tageszeitung allein wegen der Todesanzeigen abonniert haben und als erstes reingucken, wer nun gestorben ist. Andere haben sie wegen dem Lokalteil, der übrigens meist nicht im Inetrnet zu finden ist oder wenn nur mit einigen Artikeln.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Der Beitrag ist nun auch schon 9 Jahre alt und in der Zeit kann viel passieren. Aus heutiger Sicht kann man schon sagen, dass die Zeitungen mit sinkenden Auflagen und Verkaufszahlen zu kämpfen haben und einige Zeitungen inzwischen auch schon komplett eingestellt worden ist.

So ist 2010 zum Beispiel die Zeitung "Rheinische Merkur" eingestellt worden, 2012 hat die Frankfurter Rundschau Insolvenz angemeldet, dann wurde sie von der Frankfurter Allgemeine Zeitung übernommen. Financial Times Deutschland wurde Ende 2012 eingestellt. Die Newsweek erscheint nur noch online und wurde als Printmedium Ende 2012 eingestellt.

2013 wurde angekündigt, dass die Redaktion der Westfälischen Rundschau geschlossen wird. Die Washington Post wurde 2013 an den Amazon-Gründer Jeff Bezos verkauft. Die Axel Springer AG verkaufte die Berliner Morgenpost, das Hamburger Abendblatt, Hörzu und andere Medien. Wer weiß, ob man sonst nicht auch hätte Insolvenz anmelden müssen und 2014 hat die Abendzeitung in München einen Insolvenzantrag gestellt. Also das Zeitungssterben und Probleme in diesem Bereich sind nicht von der Hand zu weisen und wer das Gegenteil behauptet ist ziemlich naiv.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde auch, dass es immer mehr online stattfindet, was früher einfach noch greifbar in der Hand war. Man schaut mal eben online, liest etwas nach und dann hat man seine Informationen, da jeder von jedem kopiert braucht man dann nicht mal mehr das Onlineabo der Zeitung bezahlen, sondern muss einfach nur ein paar Seiten weiterschauen. Dort findet man dann teilweise den selben Text oder auch nur leicht abgewandelt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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