Eine erwachsene Frau als Mädchen bezeichnen und ansprechen?

vom 17.05.2016, 08:26 Uhr

Ich sehe nicht meinem Alter entsprechend aus und höre immer wieder, dass ich mich ja gut gehalten hätte. Nun ja, so alt bin ich nun auch wirklich noch nicht. :lol: Es kommt aber durchaus vor, dass mich eben andere viel jünger schätzen.

So erging es mir am Wochenende auch auf einer Feier. Ich habe bei einem Verein mitgeholfen und dort war auch ein neues Mitglied dabei. Es ging dann darum, dass ein Zelt abgebaut werden sollte und ein Helfer zu wenig da war. Jedenfalls rief einer der Männer, dass noch ein weiterer Mann gebraucht würde. Ich sagte daraufhin, dass ich mich ja angeboten hätte, wenn er auch gesagt hätte, dass eine Frau anpacken könnte. Ich bekam dann zur Antwort, dass auch gerne ein Mädchen helfen könnte, was ich dann auch getan habe. Ich muss aber doch schmunzeln, über diesen Ausdruck. Er schien auch nicht zu wissen, wer ich eben bin und das ich die Frau des Vorsitzenden bin. Ich fand es ganz lustig und nehme so etwas als Kompliment.

Auch mein Schwiegervater spricht mich schon mal mit " Mädchen" an. Manche Männer nennen sicherlich ihre Frau oder ihre Freundin auch "mein Mädchen". Ich finde das eigentlich ganz süß und würde mich nicht darüber aufregen. Aber ich denke, dass es auch immer noch eine Frage des Alters ist und wer das eben zu einem sagt. Wenn jemand Fremdes eine ältere Frau als Mädchen bezeichnet, kann das schon schnell respektlos klingen und eben nach hinten los gehen. Findet ihr es in Ordnung, wenn man zu einer erwachsenen Frau noch Mädchen sagt? Ist euch das schon passiert?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das Fernsehen macht es doch einem vor. Du schaust ja auch oft Trash-TV, wenn ich das in den Beiträgen von dir richtig deute. Da werden auch erwachsene Menschen als Jungen und Mädchen betitelt. Sei es bei DsdS, auch wenn wirklich schon reifere Männer und Frauen mitmachen oder bei der Sendung "Jungen gegen Mädchen". Dort spielen auch erwachsene Menschen gegeneinander.

Was ist dabei? Ich finde das gar nicht so schlimm. Ich bin Mitte 50 und bin auch schon oft als "junge Frau" angesprochen worden, was ich dann eher als Floskel empfinde. Genau, wie das "Junge" und "Mädchen" bei erwachsenen Menschen. Für ältere Menschen, wie es dann wohl auch dein Schwiegervater ist, wird es auch so sein, dass er sich neben einer jungen Frau noch älter vorkommt und eben ein "Mädchen" neben sich stehen hat.

Den Begriff "Mädchen" oder "Junge" sehe ich auch nicht unbedingt nur als einen Begriff für Kinder.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich sehe auch deutlich jünger aus als ich bin und ich wurde auch von Kunden bei der Arbeit schon mal als Mädchen bezeichnet. Nicht immer finde ich das gut, das muss ich sagen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es doch abwertend gemeint ist, wenn man so genannt wird. Es wirkt dann schon mal so, als ob mir in dem Moment nicht so viel zugetraut wird, wie einer erwachsenen Frau oder so.

Wenn ich dieses Gefühl habe, dann ärgere ich mich natürlich schon etwas über diese Anrede. Aber es gibt auch Menschen, bei denen es mich nicht stört, wenn sie mich als Mädchen bezeichnen. Das ist eben dann der Fall, wenn ich merke, dass es vielleicht eine etwas persönlichere Anrede sein soll, aber eben nicht abwertend gemeint.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wir haben gerade eine Serie aus den 1960er Jahren geschaut. Die Protagonisten waren alle Wissenschafter. Darunter auch eine Frau, deren Alter ich nicht mal annähernd bestimmen kann, aber sie hatte einen Doktor und war wohl mindestens 30 Jahre alt. Irgendwann kam es zu einer Geiselnahme und dann kam gleich die Forderung, "das Mädchen doch bitte freizulassen".

Ich fand das ungeheuerlich. Das war definitiv eine erwachsene Frau und kein Mädchen mehr. Natürlich gab es vorher schon einige andere Szenen, in denen diese Frau 60er-Jahre-typisch dargestellt wurde. Als ängstlich, schutzsuchend, naiv oder übermäßig emotional, während die Männer einen kühlen Kopf bewahrten. Dementsprechend war ich schon etwas angefressen.

Meiner Meinung nach kommt es halt immer auf den Kontext an. Wenn man von "Jungs und Mädchen" redet, ist es egal, wie alt die entsprechenden Personen sind. Aber wenn man zwischen "Männern" und "Mädchen" unterscheidet, wie in dem Beispiel der Threaderstellerin, finde ich das schon bedenklich.

Ich würde da kein Fass aufmachen und die Feministin raushängen lassen. Aber es würde mich schon ärgern. Ich bin auch sehr klein und werde immer für jünger gehalten. Aber 15 bin ich definitiv nicht mehr. Und ungefähr auf dieses Alter, bis vielleicht 21, beziehe ich diese Bezeichnung. Daher würde ich schon etwas sagen, wie "dass ich ein Mädchen war, ist zwar schon 20 Jahre her, aber ich kann dir ja trotzdem helfen".

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Für mich ist das nichts weiter als eine Floskel, die benutzt wird. Ich würde da nicht zu viel hinein interpretieren. Meist ist diese Floskel sogar eher abwertend gemeint. Daher frage ich mich, wie wenig Selbstwertgefühl man haben muss, dass man überall ein Kompliment hinein interpretieren muss, obwohl es sich nur um nichtssagende Floskeln handelt, nicht mehr und nicht weniger.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Nelchen hat geschrieben:Manche Männer nennen sicherlich ihre Frau oder ihre Freundin auch "mein Mädchen". Ich finde das eigentlich ganz süß und würde mich nicht darüber aufregen.

Das finde ich wiederum ziemlich abwertend und irgendwie gönnerhaft, ich würde sehr irritiert gucken, wenn mich ein Mann je vor anderen oder auch vor mir so bezeichnet hätte oder das täte. Es hat für mich etwas altväterliches und ist von niedlich weit entfernt. Mein Mädchen, so kann man sein Pferd nennen! :mrgreen:

Mädchen impliziert immer, dass jemand einen in keiner Art und Weise sonderlich ernst nimmt, das man ein kleines noch unerfahrenes, unbedarftes und naives Ding ist und nicht auf Augenhöhe. Von älteren Leuten ist es auch oft abwertend gemeint, vor allem, wenn sie einem zu verstehen geben, dass sie dich überhaupt nicht ernst nehmen. Ich kann es auch nicht nachvollziehen, wenn Frauen sich selbst ab einem gewissen Alter so bezeichnen.

Nein, als erwachsene gestandene Frau, die ihr Ding macht, sollte man nicht den Wunsch haben, so gesehen und genannt zu werden, es sei denn, man möchte für immer das kleine Hascherl sein, das keine echte Verantwortung übernehmen kann und will. Dann passt es ja wieder und manche fühlen sich in der Rolle wohl.

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Verbena hat geschrieben:Mädchen impliziert immer, dass jemand einen in keiner Art und Weise sonderlich ernst nimmt, das man ein kleines noch unerfahrenes, unbedarftes und naives Ding ist und nicht auf Augenhöhe. Von älteren Leuten ist es auch oft abwertend gemeint, vor allem, wenn sie einem zu verstehen geben, dass sie dich überhaupt nicht ernst nehmen.

Eben, der Meinung bin ich auch. Ich gehe auf die Vierzig zu, verdammt noch mal! Irgendwann muss der Unsinn doch aufhören, dass ich auf Grund meines Geschlechts als halbgarer Backfisch angesehen werde, der von Tuten und Blasen noch keine Ahnung hat. Ja, all das impliziert die Bezeichnung "Mädchen" bei mir: Jung, wenig Lebenserfahrung, harmlos, schutzbedürftig.

Ein Mann um die Vierzig würde bestimmt aus allen Wolken fallen, wenn jemand ihn als "Bub" bezeichnen würde und das offensichtlich nicht als Witz meint, sondern eher der Ansicht ist, ihm ein Kompliment zu machen, weil er noch so jung und unschuldig daherkommt. Da stehen Männer doch drauf, oder etwa nicht?

Das heißt umgekehrt aber auch nicht, dass ich meine hoffnungslos in den 1950ern feststeckende Kollegin jetzt herablassend belehre, wenn sie mich als "Mädchen" bezeichnet, weil an ihr sämtliche Emanzipationsansätze weit vorbeigerauscht sind, und ich 60 Jahre kulturelle Indoktrination nicht mit wenigen Worten beseitigen kann.

Und irgendwelche Opas werden eben höflich, aber bestimmt in ihre Schranken gewiesen, was glücklicherweise selten vorkommt, weil dieses "Mädchen" von Natur aus etwa so nett und zugänglich wirkt wie der Weiße Hai. Wer mich kennt, kommt sowieso nicht auf die Idee, mich anders als im Scherz als Mädchen zu bezeichnen, und den Unterschied verstehe ich schon.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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