Wenn 'eine Hand die andere wäscht' kann es stressig werden

vom 19.01.2014, 15:03 Uhr

Wir haben in letzter Zeit sehr viel Hilfe durch Freunde bekommen, weil wir umbauen. Geld wollten unsere Freunde nicht haben. Wir gehen in unserem Freundeskreis eigentlich auch nach dem Motto "Eine Hand wäscht die andre". Mein Mann ist aber dann auch so veranlagt, dass er dann auch nicht 'nein' sagen kann, wenn andere Hilfe brauchen. So ist er gerade total im Stress und hilft eigentlich jedem, der Hilfe braucht.

Dieses Motto "Eine Hand wäscht die andre" kann auch ganz schön stressig sein. Geht ihr auch nach diesem Motto oder bezahlt ihr für Hilfe, damit ihr dann nicht moralisch verpflichtet seid zu helfen? Wie denkt ihr sollte man es am besten machen, damit es nicht in Stress ausartet?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn eine Hilfsbereitschaft auszuarten droht, kann man auch mal nein sagen. Denn jeden Tag oder Abend helfen, ist etwas übertrieben und hat mit dem zitierten Sprichwort nichts zu tun. Es gibt einfach Menschen, die andere mit so viel Arbeit nebenberuflich eindecken, dass für die eigene Familie gar keine Zeit mehr bleibt. Aber gerade das ist nun wirklich nicht gewollt. Dem sollte man früh genug einen Riegel vorschieben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich kenne das Problem, weil ich auch nicht wirklich gut Nein sagen kann. Trotzdem lebe ich auch nach dem Motto "Eine Hand wäscht die andere". So finde ich es in einer Freundschaft einfach besser, als wenn man die Menschen für die Hilfe bei der Arbeit bezahlt. Dann könnte man sich ja gleich einen Handwerker für die Arbeit holen. Trotzdem denke ich, dass man auch mal Nein sagen muss und nun nicht jedem direkt helfen kann, nur weil einem selber eben auch geholfen wurde.

Für mich bedeutet das Motto, dass eine Hand die andere wäscht nicht, dass man jede Hilfe sofort ausgleichen muss und nun zwingend jedem sofort bei etwas helfen muss, weil derjenige mir auch geholfen hat. Das Motto bedeutet für mich eher, dass sich in einer Freundschaft die gegenseitige Hilfe schon irgendwie ausgleicht, dass man diesen Ausgleich aber nicht erzwingen sollte. Eine Freundschaft dauert hoffentlich ja länger und im Laufe der Jahre hilft jeder mal dem anderen. Das bedeutet für mich aber, dass man auch mal Nein sagen muss, wenn sonst die Familie darunter leidet, dass man nie Zeit für sie hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich finde, unter Freunden sollte Hilfe immer nach diesem Motto geschehen. Keiner meiner Freunde würde Geld annehmen, wenn er mir beim Umzug hilft. Benzingeld ja, das ist in Ordnung. Aber die geleistete Arbeit ist ein Gefallen, den man Freunden gerne tut.

Dabei gerät man dann auch nicht zwangsläufig unter Druck jederzeit bereit zu sein, den Gefallen zu erwidern. Es geht doch dabei nicht um festgeschriebene Regeln. Es gibt zum Beispiel keinen festen Zeitraum, in dem man den Gefallen erwidern muss. Sonst müsste man ja dann im Nachhinein doch zahlen, wenn sich keine Gelegenheit dafür ergeben sollte.

Und genauso kann man einen Gefallen auch mal ausschlagen, obwohl der andere einem schon mal geholfen hat. Grundsätzlich sollte man schon bereit sein, den Gefallen zu erwidern. Aber oft passen halt andere Faktoren nicht. Also ich finde, wenn man einen guten Grund hat, kann man ruhig mal Nein sagen. Man hat eben nicht immer Zeit oder die Kraft. Meiner Meinung nach sollten Freunde dafür dann auch Verständnis haben.

Steng genommen kann man es auch so sehen. Wenn A viel Freizeit hat, weil er z.B. keine Frau und Kinder hat, dann ist es für ihn zeitlich überhaupt kein Problem, seinem Kumpel beim Umbauen zu helfen. Die geleistete Arbeit hat den Wert x. Wenn nun A einmal Hilfe braucht, fragt er seinen Kumpel um die Erwiderung des Gefallens. Wenn aber der Kumpel eine Frau und fünf Kinder hat, ist das ein viel größerer Gefallen, um den ihn A. da bittet. Auch wenn die Arbeit, die zu leisten wäre, ebenfalls den Wert x hätte. Aber A. musste damals nur ein bisschen Freizeit opfern, sein Kumpel muss dafür seine Frau und seine Kinder vernachlässigen.

Ich würde es generell unter Freunden einfach nicht so eng sehen. Natürlich kann man nicht absagen, weil man keinen Bock hat oder lieber ins Fitnessstudio möchte, was man an allen anderen Tagen auch tun könnte. Aber man muss nicht sofort aufspringen und alles stehen und liegen lassen. Wenn man gerade in einer stressigen Zeit steckt, kann man doch zusagen, dass man beim nächsten Mal hilft. Solange das alles glaubwürdig ist und sich kein Muster ergibt. Man kann natürlich nicht immer Nein sagen.

So gesehen ist der Gefallen, den dein Mann seinen Freunden dann gewährt ein viel größerer als der, den sie ihm getan haben.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bei uns in der Familie beziehungsweise im Freundeskreis gilt auch das Motto "Eine Hand, wäscht die andere". Aber ich kenne die Situationen auch, wenn man versucht sich an sein Motto zu halten und es dann ziemlich stressig wird. Natürlich denkt man sich, dass es einfacher ist, wenn man Hilfe brauch und dem Helfer für seine Hilfe Geld anbietet, damit man dem Helfer moralisch nicht mehr verpflichtet ist. Aber meist ist es ja so, dass die Helfer aus der Familie beziehungsweise aus dem Freundeskreis gar kein Geld wollen oder sogar die Annahme des Geldes verweigern. Weshalb es auch immer schwierig ist, wenn der Helfer dann selber noch Hilfe benötigt und wir somit eigentlich verpflichtet sind zu helfen. Immer hin könnte ich zum Beispiel in so einer Situation auch nur schlecht Nein sagen, da ich genau weiß, dass uns auch geholfen wurde und wir nun eigentlich verpflichtet, sind zu helfen und sich auch das schlechte Gewissen meldet, wenn ich doch mal meine Hilfe absagen muss.

Unser Umzug und die Tage danach waren bei uns zum Beispiel total stressig. Wir hatten natürlich sehr viel Hilfe beim Umzug und einige Räume mussten nach dem Umzug noch renoviert werden. Die Renovierung haben wir alleine gemacht, trotz all dem kamen ständig Anfragen, ob man mal kurz helfen könnte. Aus einem kurz, wurde natürlich ein lang, weshalb es auch sehr stressig war. Wir mussten etwas teilen, wir mussten erst etwas helfen und, dann aber gleich danach weiter renovieren, damit wir auch fertig werden. Wir standen sogar eine ganze Nacht lang in dem einem Raum, um ihn fertig zu bekommen und am frühen Morgen rief dann mein Vater an, ob wir ihm kurz helfen können. Und in so einer Situation konnten wir auch nicht Nein sagen, obwohl wir richtig kaputt waren und es echt stressig ist. Aber zum Glück ist so etwas kein Alltag und beruhigt sich nach einiger Zeit auch wieder, sodass der Stress dann auch abnimmt.

Wenn uns aber mal zwischendurch geholfen wird und es keine große Sache ist, wie zum Beispiel kurz auf meine Kinder aufpassen. Und die Helfer dann auch kein Geld wollen, dann bedanke ich mich mit einem Abendessen oder mit einem Mittagessen. Oder der Schwester meines Mannes kaufe ich immer eine Kleinigkeit, wenn sie mal kurz und schnell aushilft. Meist freut sie sich über eine große Packung Toffifee oder über eine nette Tasse oder desgleichen.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Sicherlich sollte man darauf achten, dass die Hilfsbereitschaft im Freundeskreis ausgeglichen bleibt und dass im Endeffekt niemand ausgenutzt wird. Von daher sollte man darauf achten, dass man auch einmal selbst seine Hilfe anbietet oder sich anderweitig revanchiert, wenn einem in letzter Zeit öfters geholfen wurde oder wenn man öfters eingeladen wurde.

Allerdings sollte man es auch nicht übertreiben und man muss sich nicht immer sofort revanchieren. Immerhin sollte es in einer Freundschaft ja auch selbstverständlich sein, dass man sich gerne hilft und ich denke, dass man früher oder später auch automatisch eine Gelegenheit bekommen wird, sich zu revanchieren, so dass man das nicht immer gleich sofort machen muss. Immerhin sollte man in einer Freundschaft auch einfach etwas für jemanden machen können, ohne gleich etwas dafür zu verlangen.

Ich finde jedoch nicht, dass man immer ständig jemandem helfen muss, auch wenn einem selbst oft geholfen wurde. Sicherlich sollte man nicht die Hilfe abschlagen, nur weil man gerade keine Lust hat. Wenn man jedoch gestresst ist, es einem nicht gut geht oder man wenig Zeit hat, dann sollte man das auch offen sagen dürfen. Immerhin sollte Hilfe doch dennoch immer auf freiwilliger Basis geschehen und wenn man sich gezwungen fühlt, dann ist das auch nicht richtig.

Dass eine Hand die andere wäscht, bedeutet doch auch nicht immer, dass man für jede Leistung sofort eine Gegenleistung erwarten muss. Man kann auch etwas ohne Gegenleistung machen oder sich dann später erst revanchieren. Genauso kann man viele kleinere Leistungen auch mit einer größeren Leistung entschädigen. Es muss sich jedoch einfach über die Jahre im Gleichgewicht halten. Wenn das der Fall ist, dann sollte es eine Freundschaft auf jeden Fall auch verkraften können, dass man auch einmal etwas abschlägt. Gerade dann, wenn man völlig gestresst ist und sich unter Druck gesetzt fühlt, sollte man auch ehrlich sein. Gute Freunde sollten dann auch Verständnis für die Situation haben.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Prinzessin_90 hat geschrieben:Dass eine Hand die andere wäscht, bedeutet doch auch nicht immer, dass man für jede Leistung sofort eine Gegenleistung erwarten muss. Man kann auch etwas ohne Gegenleistung machen oder sich dann später erst revanchieren.

Das sehe ich ehrlich gesagt genauso. Ich handhabe das auch immer so, dass ich nicht sofort eine Gegenleistung erwarte, teilweise kann das auch erst Wochen oder Monate dauern, bis sich überhaupt der passende Moment dafür ergibt. Daher würde ich hier nichts erzwingen und wenn man halt entsprechend Zeit hat, dann kommt man auch nicht unter Druck.

Ich war aber auch noch nie in der Situation, wo gefühlt 100 Personen mir einen Gefallen getan haben und dann mehr oder weniger gleichzeitig eine Revanche erwartet haben. Ich persönlich handhabe das auch so, dass ich (wenn absehbar) auch der Person sage, dass ich bald bei XY Hilfe gebrauchen könnte und ich dann um einen Gefallen bitten werde. Manchmal ist das ja durchaus absehbar und an bestimmte Zeitpunkte oder Fristen gebunden. Da kann sich die andere Person dann darauf einstellen und es kommt nicht allzu überraschend.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin wiederum eher der Typ, der, wenn irgendwie möglich, nicht den Freundeskreis oder die Familie für Hilfeleistungen einspannt. Ich bin nämlich nicht sonderlich sensibel und von daher kann es passieren, dass ich nicht merke, wenn sich jemand ausgenutzt fühlt und eigentlich gar keine Lust hat, mir Zeit und Arbeit zu sparen. Und bevor ich meine wenigen Freunde überstrapaziere, klemme ich mich selber dahinter oder bezahle eben Handwerker, oder ein Taxi oder den Pizza-Lieferdienst.

Rein ökonomisch gesehen ist dies natürlich nicht ideal, aber im Zweifelsfall verzichte ich dann eben auch mal oder ein Projekt dauert etwas länger. Schließlich ist es nicht das Problem meiner Mitmenschen, wenn ich mir einbilde, ein Haus bauen oder meinen Garten umgestalten zu müssen, sodass es auch mein Problem ist, wie ich die Leitungen verlegt oder das Fundament ausgehoben bekomme.

Mir ist es lieber, finanzielle Verpflichtungen einzugehen als immaterielle Wünsche nach Gegenleistung auf dem Radar zu haben, weil ich dies als stressfreier empfinde. Ich selber helfe auch lieber, ohne Gegenleistungen zu erwarten, einfach, weil ich meinen Mitmenschen das Leben erleichtern möchte. Und ich kann auch nein sagen, wenn es mir zu viel wird, was wiederum nicht jeder kann, und was die Sache zusätzlich verkompliziert.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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