Im Internet erzählen, dass man dauerpleite ist?

Auf Instagram habe ich die Profilseite von einer Tänzerin gesehen. Sie beschwerte sich, dass ihr Chef fragte, ob sie am kommenden Samstag und Montag auf die Arbeit geht. Sie wird es aber trotzdem machen, da sie laut eigener Aussage dauerpleite ist und das Geld gut gebrauchen kann. Einige kommentierten diesen Post und bestätigten, dass es ihnen so ähnlich geht und sie immer eine Finanzspritze vertragen könnten.

Würdet ihr im Internet erzählen, dass ihr dauerpleite seid oder lebt ihr nach dem Motto: "Über Geld spricht man nicht"?

Ich würde das erzählen. Wieso auch nicht? Das Internet ist ja anonym und ich achte da immer sehr drauf, dass aufgrund meiner Angaben keine Rückschlüsse auf meine Identität gezogen werden können. Klar können Experten trotzdem über die IP an meinen wahren Namen kommen, aber wieso sollte jemand diesen Aufwand betreiben? Also Bedenken hätte ich da keine.

Sternenbande hat geschrieben:Das Internet ist ja anonym und ich achte da immer sehr drauf, dass aufgrund meiner Angaben keine Rückschlüsse auf meine Identität gezogen werden können.

Ich denke auch, dass es auf den Rahmen ankommt, in dem man das erzählt. Wenn man so etwas in einem anonymen Forum erzählt, wo einen niemand mit richtigem Namen und so kennt, dann mag das ja noch angehen und dann fände ich es nicht so schlimm. Aber bei Instagram sieht die Sache für mich schon etwas anders aus. Da kennen einen die Leute doch eher wirklich, die einem da folgen oder zumindest einige. Darum wäre ich mit solchen Äußerungen auf der Seite auch eher vorsichtig.

Ich würde solche Dinge nicht einfach so im Internet verbreiten und schon gar nicht auf Profilen, die auch Fotos und persönliche Informationen über mich enthalten. Generell passe ich gut auf, wie viel ich von meinem Privatleben im Web preisgebe, da ich nicht möchte, dass Unbekannte meine Identität herausfinden und Menschen, die ich kenne, möglicherweise meine privaten Aktivitäten durch Zufall entdecken und verfolgen können. Es gab in der Vergangenheit hunderte Berichte, in denen Arbeitgeber ihre Beschäftigten auf Facebook, Wer-kennt-wen und Co quasi schon "gestalkt" haben, um irgendeinen Vorwand zu finden, diese zu feuern oder zumindest in irgendeiner Form herunterzumachen.

Außerdem geht mir diese "Moser-Mentalität" auf Social Networks sowieso auf die Nerven, denn egal wohin man schaut, überall wird fröhlich gemeckert und Dampf abgelassen, wie wenig Geld man doch hat, wie nervig der Job ist, wie unverschämt sich eine gewisse Person doch wieder verhalten hat und dass man ja von aller Welt ach so ungerecht behandelt wird. Aber aktiv dagegen unternommen wird dann ja doch nichts, und stattdessen postet man vage Andeutungen oder latent depressive oder aggressive Kommentare, um damit Mitleid und aufbauende Worte einzufordern.

Gerade was finanzielle Angelegenheiten angeht, finde ich das Posting-Verhalten einiger Menschen (insbesondere von selbsternannten "Internet-Promis") auch immer sehr amüsant. Da wird dann am Montag noch darüber gejammert, dass man so gut wie pleite ist, am Mittwoch folgt dann erstmal ein 45-minütiges "Haul-Video" mit den neuesten Errungenschaften vom H&M, und am Samstag wird man auf einem Foto mit einem Champagnerglas in der Hand als Teilnehmer einer Szene-Party im beliebtesten und teuersten Club der Stadt markiert. Ich habe absolut nichts dagegen, dass Leute ihr Geld für ihr Vergnügen ausgeben, aber dann doch bitte ohne die lächerliche und offensichtlich gelogene "Ich-bin-so-arm"-Farce.

Für mich wäre so etwas auch zu persönlich und ich würde es deswegen nicht in einem sozialen Netzwerk posten. Aber das muss sicherlich jeder für sich entscheiden. Ich finde, dass Finanzen etwas sind, dass so niemanden etwas angeht und über das nicht auf einer öffentlichen Plattform sprechen muss, wo es wirklich jeder lesen kann. Ich wäre da auch vorsichtig mit Beschwerden, was den Job oder den Chef angeht, wäre ja gut möglich, dass dieser auch dort unterwegs ist und dies lesen kann.