Brauchen Stadtmenschen das Auto häufiger als Landmenschen?

vom 01.08.2017, 07:16 Uhr

Ich habe gerade im Fernsehen einen Bericht gesehen, in dem ein Automobil-Experte sich zu Dieselfahrzeugen äußerte. Laut seiner Aussage würden besonders Stadtmenschen das Auto sehr oft brauchen, fast täglich, sodass die Stadtmenschen eher auf Dieselfahrzeuge verzichten sollten. Die Landmenschen würden ihr Auto deutlich seltener brauchen und da wäre es nicht so schlimm, wenn diese eben einen Diesel fahren würden.

Ich musste schon fast lachen, als ich das gehört habe. Ich finde diese Aussage lächerlich und realitätsfern. Ich habe nämlich die genau umgekehrte Beobachtung und Erfahrung gemacht. Gerade auf dem Land, wo die Bus- und Bahnverbindung so schlecht (wenn überhaupt existent) ist, braucht man nahezu täglich ein Auto. Meine Eltern leben ländlich und sie brauchen beide ein Auto, weil sie sonst nicht zur Arbeit kommen. Einkäufe sind da eingeschlossen, weil der nächste Supermarkt 10 km entfernt ist.

Mein Partner und ich leben jedoch mitten in der Großstadt und wir brauchen unser Auto vergleichsweise selten. Zur Arbeit fahren wir beide mit der Bahn, Großeinkäufe werden mit dem Auto erledigt und das am Wochenende, Kleinigkeiten kauft man fußläufig im örtlichen Supermarkt ein. Ansonsten wird sehr oft das Bus- und Bahnnetz genutzt, das sehr gut ausgebaut ist. Wie seht ihr das? Brauchen Stadtmenschen das Auto häufiger als Landmenschen? Hat der vermeintliche "Experte" recht oder stimmt ihr nicht zu?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wahrscheinlich muss man da noch einmal mehr differenzieren. Es gibt natürlich Großstädte, wo der öffentliche Nahverkehr super ausgebaut ist. Da sagen die Leute tatsächlich, dass sie kein Auto benötigen. Ich lebe dagegen selbst auch eher städtisch, aber der öffentliche Nahverkehr ist hier einfach nur Müll. Wir sind die größte Stadt in Deutschland ohne Bahnhof. Straßenbahnen haben wir auch nicht, auch keine U-Bahn.

Bleiben nur Busse, die maximal mit viel Glück alle 15 Minuten kommen. Die fahren aber nie da, wo oder wann man sie braucht. Ich brauche mit dem Bus für Strecken, die ich mit dem Auto in 10 Minuten fahre, mit dem Bus mitunter eine Stunde. Und wehe man möchte nach 20 Uhr noch wohin.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich muss gestehen, dass ich auch Probleme habe diese Aussage nachzuvollziehen. Sicher sind die Wege, die jemand zurückgeht in der Stadt geringer, als auf dem Land, bedenkt man zum Beispiel, dass in einer Stadt mehr Supermärkte, Apotheken, Bäcker etc. sind, als auf dem Land. Aber ich kenne auch viele Leute, die in Städten wohnen und sehr faul sind und deswegen gerne mal das Auto nehmen. Auch bei neuen Strecken.

Auf dem Land sind die Wege weiter und alles entfernter, sodass ich subjektiv sagen würde, dass dort mehr mit dem Auto gefahren wird. Was ist denn überhaupt verglichen worden, die Anzahl der Fahrten oder die Strecken?

Auch kann man ja die Aussage, dass auf dem Land alle Diesel fahren und in der Stadt eben nicht, nicht pauschalisieren. Das muss anders betrachtet werden. Sicher sind auch in Städten die öffentlichen Nahverkehrsmittel besser ausgebaut als auf dem Land, sodass damit argumentiert werden könnte. Ich glaube aber, dass der Anteil der Bevölkerung, der diese öffentlichen Nahverkehrsmittel nutzt, weitestgehend gleich ist. Ich halte diese Aussage daher subjektiv für unhaltbar.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Eigentlich widerspricht sich das Ganze, da ja Menschen, die auf dem Land leben, auf ein Auto angewiesen sind, damit sie überhaupt in die nächste Stadt kommen, um diverse Dinge zu erledigen. Deshalb klang das jetzt im ersten Moment für mich etwas absurd. Es ist aber tatsächlich so, dass mir aufgefallen ist, dass ich das Auto im Prinzip weniger genutzt habe, als ich noch außerhalb der Stadt gewohnt habe.

Es war dann einfach so, dass ich mir genau überlegt habe, was ich alles brauche, wenn ich einen Großeinkauf machte, damit ich nicht zwei oder gar dreimal fahren muss, weil ich wieder etwas vergessen habe. Oder ich verband oft den Weg zur Arbeit oder von der Arbeit mit diversen Einkäufen, um nicht zweimal gehen zu müssen.

Mittlerweile muss ich sagen, dass ich mir nicht mehr viel daraus mache, da ich jetzt direkt in der Stadt lebe und gleich einmal irgendwo bin. Auch wenn ich fünfmal in der Woche los muss ist es mir egal, weil ich gleich einmal wieder zu Hause bin. Aber man kann das sicher sehen, wie man das will und man kann auch sicher nicht pauschalisieren.

Aber es ist schon ratsam, wenn man täglich öfter kurze Strecken zurück legt, dass man sich ein Benziner kauft und wenn man eben immer längere Strecken zurück legt, dass man sich dann ein Dieselfahrzeug anschafft.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Vielleicht geht es um die Nutzung des Autos in der Stadt? Die Probleme mit dem Feinstaub hat man ja nicht auf dem Land sondern in den größeren Städten, vor allem wenn sie wie Stuttgart auch noch eine ziemlich ungünstige Lage haben. In dem Fall kann es ja schon sein, dass der meiste Feinstaub von den Stuttgartern selber verursacht wird und nicht von den Menschen aus den umliegenden Dörfern. Also macht ein Dieselverbot dort auch mehr Sinn.

Anders wüsste ich diese Aussage jedenfalls nicht auf sinnvolle Weise zu deuten. Ich wohne am Stadtrand und kann ohne Auto relativ wenig erledigen. Wenn ich bei meinem Partner wohne, dessen Wohnung relativ zentral in einer Stadt liegt, brauche ich das Auto nur ab zu mal für einen größeren Einkauf. Wir sind am Überlegen, ob ein Auto nicht reicht, zumal es bei ihm in der Stadt ein Carsharing Angebot mit Elektroautos gibt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Na ja, diese ganzen Expertenmeinungen im fernsehen, die sollte man wohl wirklich nicht allzu ernst nehmen und dann hat ja die ganze Fragestellung für mich auch wenig mit Dieselfahrzeugen zu tun. Aber ansonsten bin ich schon auch der Meinung, dass man gerade auf dem Land, das Auto häufiger braucht, weil die ganze Infrastruktur ja dort meist dürftig ausgebaut ist. Weiß nicht, ob man dazu hochpromovierte Experten und Fachleute befragen muss.

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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