Wildpinkler ansprechen oder lieber übersehen?

Als ich einkaufen war, habe ich beim dm doch wirklich an der Warenannahme einen ungepflegt aussehenden Mann dabei gesehen, wie dort urinierte. Ich fand das richtig ekelhaft und mich hat es auch wütend gemacht. Immerhin hat der dm eine Kundentoilette, die jeder auf Nachfrage benutzen darf.

Ich habe in dem Moment auch überlegt, ob ich den Mann nicht ansprechen und darauf hinweisen soll, dass im dm eben eine Kundentoilette ist. Allerdings sah der Mann nicht gerade freundlich aus und ich hatte doch etwas Angst, dass der Mann vielleicht gewalttätig werden könnte.

Würdet ihr solche Wildpinkler ansprechen? Oder hättet ihr da auch Bedenken, dass dies irgendwie gefährlich werden könnte? Wie hättet ihr in so einer Situation reagiert?

Das kommt immer darauf an, wer wild pinkelt. Wenn Eltern ihre jüngeren Kinder wild pinkeln lassen, sage ich nichts. Immerhin fällt Kinder oft so kurzfristig ein, dass das Bedürfnis exakt jetzt so dringend ist, dass selbst zwanzig Meter zur nächsten Kundentoilette zu weit sind. Da fand ich das eher albern, wenn man da von anderen Leuten angesprochen wird, was mir mit meinen Kindern auch schon passiert ist. Und da kann ich mich richtig aufregen, wenn Leute ein Drama draus machen, wenn ein Kleinkind in der Phase des Trockenwerdens mal plötzlich muss, aber vollkommen selbstverständlich hinnehmen, dass Hundebesitzer ihren Hund auch an diesen Baum pinkeln lassen.

Auch wenn die Wildpinkler schon gut jenseits des Rentenalters sind, sage ich auch nichts. Ich kenne das von alten Verwandten und Bekannten, dass da die Kontrolle über die Kontinenz oft nicht mehr so funktioniert wie gewünscht. Und das ist den alten Herrschaften dann oft selbst schon so peinlich, dass ich sie nicht darauf ansprechen würde. Die Alternative wäre ja, einen Senior zu zwingen in die Hose zu machen, bis die Toilette mit Rollator erreicht ist. Das ist ja auch der Menschenwürde nicht gerade förderlich! Da sollte man Gnade vor Recht ergehen lassen und hoffen, dass man im Alter so lange fit bleibt, dass einem derartige Situationen erspart bleiben.

Wenn die Personen allerdings so fit wirken, dass sie tatsächlich eine öffentliche Toilette aufsuchen könnten oder sich zumindest so platzieren könnten, dass unbeteiligte Passanten das nicht mitbekommen, dann kommt von mir schon öfter mal ein halblauter Kommentar, dass das eine Sauerei ist. Im Regelfall kommt da auch kein Kommentar zurück. Wenn die Person allerdings den Eindruck macht, dass sie aggressiv reagieren könnte, spare ich mir als Frau wenn ich allein unterwegs bin schon lieber den Kommentar. Sicherheit geht da vor.

Ich muss zugeben, dass ich mich nicht traue, anderen Leuten Nachhilfe in Sachen Sauberkeitserziehung zu geben. Wer sich in der Öffentlichkeit so schlecht benimmt, hat bestimmt noch einiges an Unflätigkeiten zu bieten, was ich mir nicht anhören möchte. Gerade bei Männern kommt dann noch die leidige körperliche Überlegenheit dazu, weswegen ich lieber Abstand halte. Am Ende werde ich sonst noch angepisst oder in die Urinpfütze geschubst oder Schlimmeres.

Deswegen finde ich Wildpissen zwar eklig, aber fühle mich nicht bemüßigt, mich hier mit breiter Brust für die öffentliche Hygiene einzusetzen. Auch die halblauten Kommentare verkneife ich mir, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass die auch keine Sau interessieren, und schon gar nicht die, die gerade an die Wand pisst. Für mich macht auch das Alter des Pinklers keinen Unterschied - ich möchte auch den nackten Hintern eines Kleinkinds nicht sehen, hüte mich jedoch doppelt und dreifach, ein Elternteil zu kritisieren. Die reagieren oft nicht weniger volatil auf die Anmerkung, dass man hierzulande beim Urinieren Diskretion walten lässt, als jeder besoffene Penner.