Nur beruhigt sein, wenn nach OP mit Person gesprochen wurde?

Eine Freundin ist wirklich sehr beunruhigt, wenn ein ihr nahestehender Mensch operiert wurde. Sie wartet dann sehr auf eine Nachricht, um eben zu erfahren, ob alles gut gelaufen ist. Aber meist gibt sie sich damit noch nicht zufrieden. Wenn es eben möglich ist und der Patient so weit fit ist, möchte sie zumindest kurz im telefonieren. Sie erst wirklich beruhigt, wenn sie dann die Stimme des Menschen gehört hat und selbst gehört hat, dass es ihm soweit gut geht.

In gewisser Weise kann man das sicherlich auch verstehen. Gerade, wenn es um Personen geht, die einem wirklich viel bedeuten. Aber ich muss sagen, dass ich schon den Personen eine gewisse Erholungs- und Ruhephase einräume. Am Operationstag würde ich dann auch wirklich nur kurz einen Besuch machen oder anrufen, wenn es sich um nahe Verwandtschaft handelt. Ansonsten denke ich, dass sich der Patient ja sicher noch nicht so gut fühlt und man ihn dann mit so etwas nicht quälen sollte.

Seit ihr auch erst beruhigt, wenn ihr nach einer Operation mit der Person selbst sprechen konntet? Findet ihr das Verhalten meiner Freundin übertrieben? Sollte man dem Patienten nicht wenigstens einen Tag der Ruhe gönnen? Reicht es nicht, wenn man durch andere übermittelt bekommt, wie es der Person geht?

Bei uns in der Familie machen wir es immer so, dass der Partner dann am Tag der Operation zu der Person geht und dort auch anfragt, wie es gelaufen ist und es dann den anderen mitgeteilt wird. So ist man informiert und die betreffende Person kann sich in Ruhe ausruhen. Besuch wird dann auch erst empfangen, wenn der Patient es möchte und über den Partner mitteilt. So hat sich das eingebürgert und ich finde es auch gut so. Mir reicht es vollkommen, wenn mir da der Partner der betreffenden Person sagt was war und wie es der Person geht.

Ich hatte nun schon mehrmals das Vergnügen auf dem Operationstisch zu liegen und ich fände es eher stressig wenn ich nach der Operation dann eigentlich erst mal meine Ruhe haben und schlafen will, aber daran denken muss mich noch bei X,Y und Z melden muss damit diese Personen nicht aus einer Situation, die eigentlich nur mich betrifft ein Drama machen, bei dem sie im Mittelpunkt stehen. Zum Glück habe ich solche Menschen aber nicht in meinem Leben.

Wir machen es auch immer so, dass sich erst mal nur der Partner um den Patienten kümmert und "nahestehende Menschen" können sich dann bei diesem Partner erkundigen oder man macht eben ab, dass sie angerufen werden. Ich habe es noch nie erlebt, dass das jemand nicht akzeptiert hat, Unzufriedenheit erklärt und ein persönliches Telefonat verlangt hat.

Ich finde es ehrlich gesagt schon reichlich egozentrisch, wenn man die eigenen, bestenfalls unbehaglichen, Gefühle um so viel höher ansetzt als das Wohlbefinden einer frisch operierten Person. Selbst wenn es sich nur um einen kleinen Eingriff handelt, ist man hinterher doch immer gebeutelt und groggy, manchen wird schlecht, und man braucht einfach Erholung nach körperlichen Strapazen.

Viele Leute empfinden Sozialkontakte aller Art zudem als eher stressig denn aufmunternd und müssen sich mehr oder weniger dazu zwingen. Und meiner Erfahrung nach ist es meist das Letzte, was man nach einer OP braucht, sich um die Gefühle anderer Leute zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sich niemand emotional verletzt oder gekränkt fühlt, während einem selber der Drainageschlauch aus dem Bauch hängt.

Man kann zwar einerseits schon sagen, dass ein kurzer Anruf oder Besuch ja nicht "schlimm" sei, wenn dafür Tante Hildegard wieder schlafen oder die Wodkaflasche absetzen kann, aber andererseits stellt sich in meinen Augen hier schon die Frage, wessen Wohlbefinden denn nun im Vordergrund steht. Und wenn man nicht einmal an sein eigenes Wohl denken kann, wenn man gerade zugenäht wurde und flachliegt, wann denn dann?