Gerichtsmediziner - Ausbildung, Erfahrung, Verdienst

vom 14.03.2008, 18:14 Uhr

Ich finde diese ganzen Sendungen über Gerichtsmedizin sehr interessant. Ich habe auch schon oft mit dem Gedanken gespielt vielleicht mal was in der Richtung zu machen. Ich nehme jedoch mal an,dass ich Medizin studieren muss und danach noch was machen oder?

Ich würde mich freuen,wenn ihr mir hier mal schreiben könnt wie ein solcher Werdegang aussieht. Ich konnte dort aus versicherungstechnischen Gründen noch kein Praktikum machen. Ich sollte mich aber nochmal mit 18 melden. Nun könnt ihr mir da vielleicht auch helfen,da es nun denke ich mal auch viel um Laborarbeit gehen oder?

Ich danke euch schonmal.
Grüße Julia

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo

vielleicht hilft dir
das oder oder das

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» Julian » Beiträge: 3431 » Talkpoints: 5,77 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Pathologie und Rechtsmedizin sind zwei voneinander getrennte Institute. Die Pathologen sind eher für Sektionen zuständig, wenn Oma XY im Krankenhaus verstirbt und das ist dann schon fast eher eine Qualitätssicherung, ob denn der Arzt XY mit seiner Diagnose Herzinfarkt richtig lag und die Behandlung deshalb auch nicht verkehrt war. Außerdem müssen Pathologen noch sehr viel am Mikroskop arbeiten und feststellen, ob Gewebeproben (von noch lebenden Patienten) gutartig oder bösartig sind oder ob ein Tumor komplett im Gesunden entfernt wurde.

Ein Rechtsmediziner hat dann eher mit Kriminalfällen zu tun. Wenn Oma XY also in ihrer Wohnung plötzlich tot aufgefunden wird, dann kommt kein Pathologe, sondern ein Rechtsmediziner und der guckt, ob sie zum Beispiel Selbstmord begangen hat oder ob vielleicht Opa XY die Oma aus dem Weg räumen wollte. Es wird eine Leichenschau gemacht und meistens auch noch eine Obduktion. Und auch ein Rechtsmediziner hat nicht nur mit Toten zu tun, die werden auch gerufen bei Kindesmisshandlung oder Misshandlungen anderer Art, also immer wenn in irgendeiner Weise eine Straftat vermutet wird. Ich hatte dieses Semester Rechtsmedizin an der Uni und fand es wahnsinnig interessant, weil die Vorlesungen immer fast wie ein Krimi waren, auch wenn die Fotos oft nicht sehr appetitlich waren.

Und ja, du musst vorher ganz normal Medizin studieren und dann deinen Facharzt eben als Rechtsmedizinerin machen, der dauert noch mal 6 Jahre.

Es ist auf jeden Fall ein interessanter Job aber man muss wissen, ob man mit so viel Gewalt und Elend umgehen kann, denn ich zum Beispiel habe bis vor einem halben Jahr immer noch an das Gute im Menschen geglaubt und seit den Vorlesungen tue ich das nicht mehr so wirklich. Wenn man da Frauenleichen sehen muss, die vom eigenen Freund auf brutalste Weise hingerichtet wurden aus niederen beweggründen wie Schwangerschaft, dann zerstört das schon ganz schön das Weltbild. Auch mit Äxten gehen die Leute öfter aufeinander los, als man vielleicht denkt und gerade auch wenn Kinder misshanelt werden, würde mich das total fertig machen. Und ich hätte auch keine Lust in einem dunklen gruseligen Kellerloch bei Stromausfall und Regen mit einer Kerze die Leichenschau zu machen, wenn ich wüsste bis vor kurzem war der Mörder hier noch anwesend und hat den Toten aufs brutalste masssakriert. Nein danke, dann arbeite ich lieber in ner Klinik und helfe alten Omis mit Verstopfungen :lol:

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Grooovegirl hat geschrieben:Es ist auf jeden Fall ein interessanter Job aber man muss wissen, ob man mit so viel Gewalt und Elend umgehen kann, denn ich zum Beispiel habe bis vor einem halben Jahr immer noch an das Gute im Menschen geglaubt und seit den Vorlesungen tue ich das nicht mehr so wirklich. Wenn man da Frauenleichen sehen muss, die vom eigenen Freund auf brutalste Weise hingerichtet wurden aus niederen beweggründen wie Schwangerschaft, dann zerstört das schon ganz schön das Weltbild. Auch mit Äxten gehen die Leute öfter aufeinander los, als man vielleicht denkt und gerade auch wenn Kinder misshanelt werden, würde mich das total fertig machen. Und ich hätte auch keine Lust in einem dunklen gruseligen Kellerloch bei Stromausfall und Regen mit einer Kerze die Leichenschau zu machen, wenn ich wüsste bis vor kurzem war der Mörder hier noch anwesend und hat den Toten aufs brutalste masssakriert. Nein danke, dann arbeite ich lieber in ner Klinik und helfe alten Omis mit Verstopfungen :lol:


Das kann ich nur bestätigen. Ich arbeite ja beim Landgericht, hab damit also auch sehr viel zu tun und bekomm auch die Vorträge der Rechtsmediziner in der Verhandlung live mit.

Die Bilder in den Gutachten hab ich mir auch schon desöfteren angesehen. Das is schon ziemlich derb. Also ich glaub auch, dass man das machen können muss. Aber ansonsten mit Sicherheit ein sehr interessanter Beruf.

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» <~Coco~> » Beiträge: 240 » Talkpoints: 21,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also meine Freundin studiert auch in Richtung Gerichtsmedizinerin / Rechtsmedizinerin. Dazu hat Grooovegirl ja schon alles wesentliche gesagt.

Wichtig ist hier aber auch die persönliche Komponente: Denn wenn einem ein gewisser Faktor, ich nenn es mal Grusel, nicht liegt hat man wenig in dem Job verloren. Das haben auch viele ihrer Kommilitonen erkannt und das ganze sein lassen. Das Feld ist wirklich eines, welches sich bis zum Ende noch stark im Studium lichtet und einen relativ guten Magen benötigt.

Mir drehte sich teilweise nur bei der Beschreibung von Bildern und Gerüchen der Magen um, ganz zu schweigen von bestimmten Abbildungen - mittlerweile sehe ich das gelassen und kann mich auch mit ihr problemlos darüber beim Essen unterhalten (ich mache da täglich Fortschritte). Das sollte man nämlich auch berücksichtigen: Viele Partner und Freunde kommen mit dieser Berufswahl nicht gut klar was wenig zuträglich für Beziehungen und Freundschaften ist.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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