Wenn der Seelsorger plötzlich von seinen Problemen erzählt

Vor einigen Tagen ging es mir nicht besonders gut und ich wollte mit einer anonymen Person über den Tod von meinem Vater und auch einige andere Dinge besprechen. Ich mache mir einfach auch manchmal große Sorgen um meine Mutter, weswegen ich ein neutrales, unvoreingenommenes und anonymes Gespräch als geeignet empfunden hätte.

Plötzlich erzählte mir die Seelsorgerin von ihren Problemen: Ihre Katze wäre vor kurzer Zeit gestorben und sie findet keinen richtigen Anschluss in ihrem Freundeskreis. Außerdem ist sie bei ihrer Großmutter aufgewachsen, da das Verhältnis zu ihren Eltern schlecht ist, ihr Vater hat sie sogar geschlagen. Der Seelsorgerin ging es wohl auch nicht besonders gut.

Ich habe ihr über eine Stunde lang zugehört und war für sie da. Aber richtig befreiend war dieses Gespräch nicht, ganz im Gegenteil sogar, irgendwie ging es mir danach schlechter. Hat sich ein Seelsorger schon einmal bei euch ausgeheult?

Das war ziemlich unprofessionell für die Seelsorgerin, wenn auch menschlich. Jedem geht es mal schlecht.

An deiner Stelle würde ich nochmal das Gespräch suchen. Sag ihr. dass du Verständniss für Ihre Situation hast, aber du hast die Stunde ja bezahlt damit sie für dich da ist.

Ninchen hat geschrieben:An deiner Stelle würde ich nochmal das Gespräch suchen. Sag ihr. dass du Verständniss für Ihre Situation hast, aber du hast die Stunde ja bezahlt damit sie für dich da ist.

Das ist ja wirklich mies gelaufen. Die Frau hat da sicherlich nicht das gemacht, was man als Seelsorger machen sollte, nämlich zuhören und dann darüber reden. Sie war in dem Moment sehr egoistisch. Selber habe ich noch nie einen Seelsorger in Anspruch genommen und kann dir deswegen nicht von irgendwelchen Erfahrungen berichten, aber vielleicht magst du ja mal so eine Telefonnummer anrufen, bei der man über Probleme reden kann.

Ich hatte so etwas noch nicht. Sicher ist es klar dass auch ein Seelsorger mal einen schlechten Tag hat und dann trotzdem seine Arbeit machen muss, wenn er dafür eingeteilt ist. Aber das kann es doch nicht sein, dass man dann die Probleme der Person, die man seelsorgerisch unterstützen soll, quasi ignoriert und nur von den eigenen Problemen berichtet. Dann ist es wirklich die Frage, ob die Tätigkeit als Seelsorgerin für diese Frau richtig ist.