Lormen - Kunstsprache für Taubblinde über die Hände

Lormen und Tadoma sind zwei Kunstsprachen für Taubblinde, die sonst nicht mit einem anderen Menschen kommunizieren könnten. Während Lormen über die Berührung der Handflächen und Finger zum Verständnis führt, ist bei Tadoma das Ertasten und Berühren von Gesichtsbewegungen erforderlich, um eine Kommunikation führen zu können. Lormen ist leichter erlernbar und hat sich durchgesetzt.

So genau kann ich mir das nicht vorstellen. Werden die Worte durch Ertasten einzelner Begriffe, Worte oder Buchstaben gebildet oder wie muss ich mir das vorstellen? Wie kann ein Taubblinder, der nie eine Sprache kennengelernt hat unterscheiden, was er macht und was ein Wort bedeutet? Wie lernt er die einzelnen Begriffe überhaupt kennen? Woher soll er wissen, was Liebe, Sehnsucht oder Freude bedeutet? Bevor er eine Kunstsprache kennenlernt, muss er doch erst einmal die Bedeutung der einfachsten Worte wissen.

Habt ihr beruflich mit Taubblinden zu tun gehabt? Wie meistern sie das Dasein? Sind sie in der Lage, einen Beruf auszuüben? Kann jemand die Kunstsprache Lormen?

Bei Lormen geht es wirklich um Buchstaben. Auf die Fingerkuppe vom Daumen tippen, bedeutet "A", die Fingerkuppe vom kleinen Finger bedeutet "O". Am Handgelenk langfahren, bedeutet "X" und so weiter. Ich denke, man muss ihnen einfach immer wieder bestimmte Wörter vormachen.

Man beginnt mit Sachen, die man ihnen auch in die Hand geben kann. Z.B. Tasse, Tisch, Hund. Mit der Zeit merken sie dann, dass sich die Zeichen in anderen Wörtern wiederholen und dass es eine logische Reihenfolge gibt. Und wenn sie alle Buchstaben und viele Wörter kennen, kann man ihnen auch abstrakte Begriffe wie Sehnsucht erklären.

Im Endeffekt lernt doch ein "normales" Kind nicht anders. "Das ist ein A". "Das Mädchen heißt Anna". Während ein normales Kind eben noch den Laut dazu hat, ist es für ein taubblindes Kind etwas abstrakter. Ich denke, diese Kinder haben den großen Vorteil, dass sie unglaublich wissbegierig sind.

Ich stelle es mir richtig schwer vor für Kinder und auch Erwachsene, eine Sprache zu erlernen, die man nicht hört und nicht sieht. Die Menschen müssen ein sehr gutes Gedächtnis haben, das immer im Training bleiben muss. Dann ist es wirklich so, dass das ganze Alphabet in der Hand ist. Ja, anhand von fertigen Gegenständen sind die Buchstaben auch besser zu erklären, das ist richtig. Ich hoffe nur, dass man sich heute besser mit Taubblinden befasst und ihnen ein so gut wie es geht normales Leben ermöglicht. Durch Lormen sind sie auch in der Lage anderen Menschen mitzuteilen, was sie bewegt. Ich hatte viele Jahre taubstumme Kunden. Obwohl ich die Gebärdensprache nicht kannte, sind wir immer zurecht gekommen. Zur Not gab es auch noch Papier und Bleistift, was bei Taubblinden leider nicht möglich ist.

Es gibt einen sehr guten Film zu dem Thema aus dem Jahr 1962. Er basiert auf dem autobiografischen Roman der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller und heißt "Licht im Dunkel". Hier bekommt man einen Einblick in diese oder eine ähnliche Methode, wie Taubblinde über eine Tastsprache kommunizieren können.

Taubblind zu sein stelle ich persönlich mir ja ganz schlimm vor. Umso besser, dass es das Lormen gibt. Davon habe ich auch schon gehört. Ich selbst habe Gebärdensprache gelernt und habe im Zuge dessen auch vom Lormen etwas gehört, beherrsche es aber nicht. Ich weiß nur, dass es im Grunde so etwas wie Klopfzeichen sind. Man nimmt die Hand des Gesprächpartners und streicht oder Klopft auf die Hand. Der macht das dann zurück und so kommt dann ein Gespräch zustande. Das beherrschen auch einige gehörlose Personen, die nicht blind sind.