Lernen Kinder gerne freiwillig auswendig?

Ich habe als Kind gerne die Bücher von Karl May gelesen und war ganz stolz darauf den ewig langen Namen von Hadschi Halef Omar auswendig zu können. Auch mein Sohn hat früher gerne auswendig gelernt. Er konnte beispielsweise alle Pokemon-Namen nacheinander auswendig sagen, ich glaube, dass es über hundert waren. Manchmal hat es genervt. Es war wie ein Tick, immer wieder hat er die Namen geübt, bis er es fehlerfrei aufsagen konnte.

Viele Kinder können die Bücher, die die Eltern ihnen immer wieder vorlesen, auswendig und lernen das gerne und sagen es auch gerne auswendig auf. Mein Sohn hat beispielsweise manche Lurchi-Bücher auswendig gewusst, und sie mit vier Jahren seinem kleinen Bruder "vorgelesen", sodass manche Besucher staunten, dass er schon lesen kann und auch noch in Schreibschrift.

Kann es wohl sein, dass Kinder gerne auswendig lernen und dass es ihnen die Schule wieder durch ihren Druck austreibt? Lernen eure Kinder auch gerne auswendig?

Es gibt sicher Kinder die gerne auswendig lernen. Manche Kinder machen das aber auch nur aus Bequemlichkeit. Wenn sie ein Buch immer wieder lesen und es nicht so flüssig lesen können, wie sie es gerne würden, dann merken sie sich oft automatisch stellen und können die Texte dazwischen auswendig ergänzen. Das ist eine Möglichkeit warum ein Kind auswendig lernt.

Ich habe nie gerne auswendig gelernt muss ich zu geben. Für mich war das immer eine vollkommen Sinnlose Qual, denn es gibt immer Bücher oder heutzutage da Internet wenn man etwas nachschlagen möchte. Prüfungsfragen habe ich immer mit Logik erklärt aber nie weil ich sie auswendig gelernt habe.

Viele Kinder lernen auch aus Langeweile auswendig, weil sie irgend etwas ein Hörspiel beispielsweise zum 100. mal gehört haben. Es ist dann wie ein Lied was man zu oft hört irgendwann kennt man den Text ob einem das Lied nun gefällt oder nicht. Aber der Text wird durch die ständigen Wiederholungen einfach Abgespeichert.

Mein Fazit ist das es Kinder gibt die gerne auswendig lernen und andere nicht so gerne.

Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Kinder ein gutes Gedächtnis haben und noch nicht so viele Erfahrungen damit gemacht haben, wie unendlich langweilig Auswendiglernen sein kann, wenn einen das Thema nicht interessiert. So ist es zumindest mir damals ergangen.

Als Kind konnte ich mir viele Dinge viel besser merken, sodass Auswendiglernen auch keine Anstrengung für mich bedeutet hat. Außerdem habe ich Gedichte schon in der Grundschule gemocht und mich gefreut, wenn man mich für das fehlerfreie, sinnerfassende Vortragen eines solchen Werkes gelobt hat. Das gab es damals auf dem Lande noch. Aber als es an das kleine und große Einmaleins ging, hat die Quälerei angefangen und ab da ging es bergab mit dem Auswendiglernen und der Merkfähigkeit. Zahlenkolonnen konnten mich einfach nicht begeistern, also habe ich sie auch nicht gerne auswendig gelernt. Es kommt also meiner Meinung nach auf das Alter und auf das Thema an, ob ein Kind gerne auswendig lernt.

Kinder, die noch nicht lesen können, sind darauf angewiesen, sich Dinge leichter zu merken bzw. das Gehirn nutzt die Gabe, um sich möglichst viel merken zu können. Sobald Kinder einigermaßen gut lesen können, besteht nicht mehr der Bedarf alles auswendig wissen müssen, dann geht das automatisch zurück, weil sie durch Lesen sich den Text auch jederzeit selbst erarbeiten können.

Das ist wichtig für das Gehirn, denn es handelt sich um einen weiteren Entwicklungsschritt. So kann man sich interessantes selbst erarbeiten und ist nicht auf andere angewiesen, die es vorlesen.

Es ist also ganz normal, dass Lesekinder nicht mehr die Bücher auswendig bringen. Das habe ich bei unseren Kindern gut beobachten können. Übrigens haben sie schon vor der Schule lesen können, sodass die Schule gar keine Schuld haben kann.