Zu welcher Uhrzeit wäre der ideale Schulbeginn?

vom 01.11.2019, 13:15 Uhr

Es laufen ja schon längere Zeit Debatten darüber, dass ein Schulbeginn um 08:00 Uhr oder sogar noch früher, für einen Großteil der Schüler/innen nicht hinnehmbar wäre. Viele würden unter Schlafmangel leiden, kommen somit unausgeschlafen und unkonzentriert zum Unterricht und das schlägt sich dann oftmals in schlechteren schulischen Leistungen nieder.

Deswegen plädieren Eltern, Schlafmediziner und Schüler/innen ja sowieso, für einen späteren Schulbeginn. Seht ihr bei der Uhrzeit des Schulbeginns auch einen unbedingten Reformbedarf oder haltet ihr diese Diskussionen für übertrieben? Welche Vorteile und Nachteile seht ihr denn in solch einem Bestreben und zu welcher Uhrzeit wäre denn für euch der ideale Schulbeginn?

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich sehe nicht den Bedarf darin die Schulbeginnszeiten zu ändern, sondern sehe hier die Schuld bei den Eltern. Ganz ehrlich, wenn ich mein Kind ewig lange auflasse, muss ich mich nicht wundern, dass es 8 Uhr oder noch früher nicht leistungsfähig ist und alles in einer Qual ausartet. Das fängt ja im Kindergarten schon an. Wenn man da sein Kind nicht konsequent abends ins Bett schickt, ist es am nächsten Tag eben auch müde. Struktur ist wichtig. Vor allem kann ein Kind aber nach der Schule auch nicht einfordern, dass dann der Arbeitgeber oder die Uni auch so handeln, dass man dann nur zu Zeiten kommen muss die einem angenehm sind.

Schule bedeutet dass man etwas macht, was einen auf die Arbeit vorbereiten soll. Das heißt auch, dass man lernt Regeln zu akzeptieren und auch daran arbeitet pünktlich zu einer bestimmten Zeit bestimmte Dinge zu machen. Das gehört doch alles dazu. Ich sehe aber die Inkonsequenz der Eltern durchaus schon bei den Kindergartenkindern. So gibt es da beispielsweise Eltern, die die Kinder ewig auf lassen und dann sind die Kinder am nächsten Tag eben total müde. Feste Zeiten sind da extrem wichtig, aber das kann man weder vorschreiben noch irgendwie kontrollieren. Würde man die Schule später anfangen lassen, wären die Kinder eben noch länger wach und man würde dann dasselbe Problem haben. Hier muss man wirklich die Eltern in die Pflicht nehmen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe da erst eine Umfrage vom Kinderkanal Kika gelesen. Die hat da vor Kurzem eine Umfrage dazu gemacht. Schulkinder (1300 Erst- bis Sechsklässlern) wünschten sich im Schnitt einen Schulbeginn um 8.40 Uhr. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin unterstützt das. Eine Empfehlung liege hier bei einem Schulstart von 8.30 Uhr. Auch in vielen Nachbarländern ist das gang und gäbe.

Also ich kann mir schon vorstellen dass da was dran ist. Natürlich kann man sein Kind auch früher ins Bett schicken aber oft ist das ja auch eine Sache von Zeitmanagemet und Prioritätensetzung. Uns war z.B. schon wichtig, dass wir auch noch Familienzeit haben z.B. durch gemeinsames Abendessen bzw. gehen ja oft schon Vereins- und Freizeitangebote bis 18.00 Uhr. Gemeinsames Abendessen war dann bei uns immer um 19.00 Uhr und bis das Kind dann geduscht und Bett-fertig war bzw. geschlafen hat war es nun mal schon oft 20.30-21.00 Uhr. Aufgestanden wird bei uns um 6.30 Uhr. Ich hatte und habe auch immer noch das Gefühl, dass diese halbe Stunde mehr Zeit bis zum Schulbeginn nicht schaden würde. Gerade auch bei Buskindern.

Natürlich müsste man diese spätere Beginnzeit dann auch festsetzen und dem Kind weiterhin Werte wie Pünkltichkeit und Struktur beibringen. Aber selbst in meinem Berufsbild (kaufmännische Angestellte) gibt es inzwischen meist einen gewissen Gleitzeitrahmen. Ich habe in den letzten 15 Jahren jetzt bei vier verschiedenen Arbeitgebern gearbeitet und hatte immer einen Gleitzeitrahmen von +/- zwei bis drei Stunden. Sprich, ich konnte selbst wählen ob ich schon um 6.00 Uhr oder erst um 9.00 Uhr beginnen wollte.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde, Ramones Beitrag bringt es auf den Punkt und gehe mit dem Geschriebenen eins zu eins konform. Eltern müssen ihren Kindern, die Ruhe- und Schlafenszeiten gewähren, die sie ihrem Alter entsprechend brauchen. Dann klappt das auch mit der Konzentration in der Schule. In den ersten Grundschuljahren lag meine Tochter stets 19.00 Uhr im Bett, bereit zur Nachtruhe. Ich selbst sorgte dann stets dafür, dass im Haus dann auch Ruhe war und sie einschlafen konnte. Morgens um sechs war für sie nämlich die Nacht schon zu Ende und ich musste sie wecken. Als sie etwas älter war und etwas weniger Schlaf benötigte, war sie 20.00 Uhr fertig für die Nacht.

Diesen Rhythmus behielten wir stets bei und sie konnte stets ruhig und ungestört schlafen. Es gab nie Probleme in der Schule, sie konnte sich stets im gesamten Unterricht konzentrieren, obwohl sie schon so früh aufstehen musste. Als sie dann älter war und mit dem Bus zum Gymnasium fahren musste, weckte ich sie auch schon, bevor ich zur Arbeit fuhr. Ich wollte sicher gehen, dass sie auch wirklich wach war und gefrühstückt hatte. Das war dann auch immer schon gegen 06.00 Uhr morgens. Ich musste ja noch ca. eine dreiviertel Stunde mit dem Auto fahren um gegen sieben Uhr im Büro zu sein. Wenn ich mir vorstelle, dass sie vielleicht erst um neun Uhr mit dem Unterricht begonnen hätte und ich deshalb vielleicht erst nach acht Uhr mit der Arbeit begonnen hätte, bin ich doch froh, dass das zu dieser Zeit noch nicht so war.

Denn dann hätte ich täglich erst gegen 16.45 Uhr Feierabend machen können und wäre erst frühestens 17.30 Uhr daheim gewesen. Dann hätten wir beide wirklich nicht viel voneinander gehabt, denn sie wäre sicher auch ziemlich fertig gewesen, wäre sie erst mindestens eine Stunde später, also ca. 16.15 Uhr daheim gewesen. Und ich selbst hatte zehn Jahre lang stets Punkt sieben Uhr Unterricht. Dafür musste ich allerdings auch erst nach sechs Uhr aufstehen, weil ich einen Schulweg von maximal fünf Minuten Fußweg hatte.

Nach dreizehn Uhr war ich dann aber auch schon wieder daheim und stets fit für den Rest des Tages, bis es für mich dann auch wieder gegen 20.00 Uhr ins Bett ging. Auch stelle ich es mir schwierig während der Sommermonate vor, wenn es nach zehn Uhr schon echt heiß ist und gerade mal die zweite Unterrichtsstunde angebrochen ist. Denn dann lässt die Konzentration bei den Schülern schon gewaltig nach.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde nicht, dass es allein an der Schlafenszeit liegt. Denn die meisten Schulkinder und noch mehr Jugendliche sind entwicklungsbedingt Eulen und so früh einfach nicht leistungsfähig, auch wenn sie früh ins Bett gehen. Der deutsche Schulbeginn und dann noch so lustige Dinge wie die nullte Stunde entsprechen einfach nicht der überwiegenden altersgerechten Chronobiologie.

Ich kann drei Systeme vergleichen und meine Kinder haben vom späteren Schulbeginn deutlich profitiert, obwohl sie nicht mehr Stunden geschlafen haben. Die halbe Stunde später in den Niederlanden war schon deutlich besser, nein Uhr in Schottland und Irland waren ideal. Und die Betreuung war auch nie das Problem, weil die Arbeitszeiten in vielen Jobs dort ähnlich sind.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Der Schulbeginn ist nur so früh, weil die Arbeitszeiten bei uns so früh anfangen. Die Kinder sind jedoch meistens noch im Tiefschlaf, wenn sie zur Schule gehen und die erste Stunde kann man eigentlich streichen. Hängt natürlich von der Person ab. Ich bin ein Morgenmensch und konnte zu Zeiten als ich studiert habe am Besten von 5-9 Uhr morgens arbeiten. Außer die Unterbrechungen für Frühstück und einen Spaziergang mit meiner Hündin war dies meine produktivste Zeit.

Dies wäre zu Schulzeiten nicht gegangen, weil ich bis 7:30 Uhr im Bus saß und dann um 7:45 Uhr die Schule anfing. Somit wer meine Leistungszeit komplett unterbrochen. Würde ein System bevorzugen, welches den Kindern erlaubt frei zu lernen, je nach ihren persönlichen Möglichkeiten und Präferenzen. Wüsste aber aktuell noch nicht, wie das praktisch umsetzbar ist. Denn manche Kinder lernen am leichtesten am Abend andere sind erst ab 10 Uhr aufnahmefähig. Dies wäre organisatorisch eigentlich nicht umsetzbar, außer wir sprengen das aktuelle System auch in der Arbeit und jeder macht nur noch so wie er es möchte.

Eigentlich ein nettes Gedankenexperiment, wäre interessant ob es hier bereits irgendwelche Pilotprojekte gibt. Es müsste so etwas sein, wie es normalerweise nur bei Heimunterricht möglich ist. Doch frage ich mich wie man dies auf alle Schüler übertragen könnte? Hier müsste ich mir noch genauere Gedanken machen und ein spannendes neues Zeitmodell für Schüler entwickeln. :think: Irgendwelche Ideen dazu?

» TinaPe » Beiträge: 451 » Talkpoints: 13,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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