Worin besteht der wahre Reiz von "Making a murderer"?

vom 23.12.2018, 15:48 Uhr

Die oft gerühmte und weltbekannte Dokumentation "Making a murderer" erzählt die Geschichte eines Mannes aus dem mittleren Westen der USA, der aufgrund einer Anklage wegen Vergewaltigung 18 Jahre zu Unrecht im Gefängnis gesessen hat. Nachdem er entlastet werden konnte, wurde er 2005 aus dieser unrechtmäßigen Haft entlassen und verklagte darauf das entsprechende County.

Zu einem Urteil in der Sache kam es aber nicht mehr, denn ein Mord an einer jungen Frau, die von Avery kurz vor ihrem Tod getroffen wurde, führte zu einer erneuten Anklage. Avery wurde zusammen mit seinem jugendlichen und lernbehinderten Neffen ein zweites Mal der Ermordung und Verstümmelung der jungen Frau angeklagt. Soweit die Prämisse und Auftaktgeschichte zu der Dokumentation, die sich im wesentlich mit dieser Zeit der erneuten Anklage beschäftigt und dabei eine ganze Menge Fragen aufwirft. Fragen zum wahren Verlauf des Geschehenes, aber vor allem auch einen kritischen Blick auf das amerikanische Justizsystem zulässt.

Soweit ich weiß, ging es den beiden Macherinnen vor allem um diesen letzten Punkt. Wenn man aber im Netz so querliest, reduziert sich die Diskussion vor allem auf die Frage, ob Avery unschuldig an diesem Mord war oder nicht. Der kritische Aspekt bezüglich des Justizsystems geht dabei oft etwas unter. Woraus rekrutiert sich der genau Reiz von "Making a murderer"? Liegt es an der sehr gut gemachten filmischen Dokumentation über viele Jahre hinweg, die optisch alleine durch den Vorspann ansprechend und spannend gestaltet wurde?

Oder ist es mehr der Reiz, das amerikanische Justizsystem in all seiner Fehlerhaftigkeit dargestellt zu sehen? Ist es am Ende doch nur profan die alte True Crime Frage nach dem, was wirklich passiert ist?

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich glaube es handelt sich hierbei um ein gutes Zusammenspiel von Kritik des Systems gegenüber und einer schlichten Dokumentation, die zum Nachdenken anregen soll. Natürlich stellt man sich die Frage nach der Schuld. Es wäre auch schlimm, wenn der erste Gedanke dem System gelten würde, denn einen Unschuldigen braucht das System nicht anklagen, deswegen muss zunächst die Schuld geklärt sein um Kritik an dem System üben zu können. Wobei so eine Dokumentation ja generell zum diskutieren einlädt, was gut ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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