Wie sinnvoll ist ein Werte-Unterricht für Flüchtlinge?

vom 12.05.2018, 21:26 Uhr

Laut Medienberichten hat vor kurzem die Jahrestagung der Union stattgefunden, wobei dort am meisten über den geplanten Werte-Unterricht für Flüchtlingskinder diskutiert worden ist. Wie seht ihr diesen Werte-Unterricht? Meint ihr, dass ohne diesen Unterricht eine gute und gelungene Integration in diese Gesellschaft gar nicht möglich ist? Oder ist das eine falsche Annahme? Welche Inhalte müsste denn so ein Werte-Unterricht vermitteln? Was haltet ihr für zwingend notwendig und was ist vernachlässigbar? Sollte man nur Flüchtlingskinder in diesem Sinne unterrichten oder alle Migranten, egal welchen Alters?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das ist doch ausgemachter populistischer Unsinn. Zuerst einmal stellt sich die Frage, welche Werte überhaupt vermittelt werden sollen. Wenn es um soziale Normen und erstrebenswerte Charaktereigenschaften geht, dann funktioniert das viel besser im normalen Unterricht. Da wird das sowieso vermittelt und praktisch gelebt.

Menschen aus aller Herren Länder in ein Klassenzimmer zu stecken und westliche Werte zu lehren, das funktioniert nicht. Denn es ändert weder die Haltung, noch beeinflusst es das Verhalten. Das kennt jeder selbst. Nur weil man in Englisch oder Französisch etwas über die Kultur erfahren hat, verhält man sich nicht anders. Die feinen Nuancen lernt man erst praktisch dort im Land.

Und welche Werte denn sonst bitte? Was ist denn typisch deutsch? Weißwurst? Einer toten Gans vom Pferd aus den Kopf abreißen? Schützenvereine? Biikebrennen? Der Blockwart in der Siedlung? Alles, was kein reines Faktenwissen ist, muss erlebt werden. Und dazu braucht man Kontakt zu denen, die selbstverständlich so leben.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich bin mir hier nicht so ganz sicher. Einerseits bin ich durchaus auch der Meinung, dass die Werte und kulturellen Hintergründe eines Landes nur durch eigene Erfahrung erlebt und verinnerlicht werden können. Aber dazu müssten die "Alteingesessenen" die brandneuen Mitbürger, die aus einem völlig anderen Kulturkreis kommen, erst einmal mitspielen lassen und zweitens die Werte auch selber vorleben, die sie anderen Leuten vermitteln wollen, die von Kindheit an andere Spielregeln gewohnt sind. Aber da sehe ich in vielen Fällen schwarz.

Gerade auf dem Land habe ich nämlich eher den Eindruck, dass Geflüchtete wenig von den guten deutschen Werten wie Toleranz und Rücksichtnahme mitbekommen, sondern eher erfahren, dass sie ausgegrenzt und unerwünscht sind. Und wenn man auf Grund der Hautfarbe oder Sprache an den Rand der Gesellschaft gedrängt wird, woher soll man dann die Feinheiten im Umgang miteinander lernen?

Es macht schon einen Unterschied, ob man als wohlhabender, optisch unauffälliger Mensch in einem Land mit einer vergleichbaren Kultur ein Studium macht oder ähnliches, oder ob man von heute auf morgen aus dem ländlichen Nigeria in einer bayerischen Kleinstadt abgeworfen wird und dort erst mal schief angeschaut bis angefeindet wird, weil man die Bürokratie nicht wie die Einheimischen instinktiv beherrscht.

Wenn Sinn und Verstand dahintersteht, halte ich es also durchaus für sinnvoll, Geflüchteten die Ausprägungen deutscher Kultur auch in Kursen beizubringen und nicht darauf zu warten, dass sie in fünf Generationen nicht mehr als "die Neger" oder ähnliches ausgegrenzt werden.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Kindern erst genug Deutsch zu vermitteln, das ist sicher sinnvoll. Aber wie integrativ wirksam ist es, Kinder länger zu separieren, um zu lernen, dass man hier gefälligst tolerant zu sein hat und Antisemitismus unerwünscht ist? Das sollten alle lernen. Aber wie viel lernt jemand, der zwei Jahre separiert wird und "in den Pausen genug Kontakt zu Deutschen hat"? Die gelebte Toleranz der einheimischen Kinder ist bestimmt vorbildlich und prägend. :lol:

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich meinte ja, "mit Sinn und Verstand", cooper. :wink: Ich muss auch zugeben, dass ich mich mit den genaueren Umständen nicht näher befasst habe. Natürlich kann es böse nach hinten losgehen, wenn gerade jüngeren Schülern vermittelt wird: Der Esat und die Choga müssen extra Unterricht bekommen, weil die nicht wissen, wie man Müll trennt oder dass man beim Links Abbiegen mit dem Fahrrad die Hand rausstreckt.

Wie gesagt, optimal erscheint mir dieser Ansatz auch bei Weitem nicht, aber ich würde eben auch nicht davon ausgehen, dass Leuten aus anderen Kulturkreisen die hierzulande gängigen "Werte" einfach so zufliegen, ohne dass die Leute, die schon länger da sind, ihnen die nötigen Informationen zukommen lassen.

Die Frage bleibt natürlich offen, was hier mit Werten gemeint ist, zumal da gerade Geflüchtete und AsylbewerberInnen bestimmt schon gemerkt haben, wie es mit manchen gesellschaftlichen Idealen hier bestellt ist. Ich dachte hier auch ehrlich gesagt weniger an abstrakte Ideale wie Gleichberechtigung, sondern eher an konkrete Alltagserscheinungen wie: Bei uns gibt es auch weibliche Autoritätspersonen, oder das schon erwähnte Mülltrennen, die Kehrwoche, den Schrebergartenverein, und dass die Deutschen Autos und Hunde oft mehr schätzen als Kinder.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Naja, Kehrwoche und Mülltrennung ist im Grundschulalter ebenso wenig als Dauerthema geeignet wie religiöse Toleranz und ähnlicher Krempel. Das kann man anschneiden und eben im Alltag leben. Das gilt auch für die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Der Namen ist doch das, was in der Realität passiert. Die "Knoblauch- und ,Spaghettifresser oder Muselmanen" werden schief beäugt und angemacht. Das bleibt auch so, weil die Gruppen über Jahre zusammenwachsen und ein Kennenlernen immer schwerer wird.

Und dann wird gelernt, dass man die Christen respektieren muss, und dass dieser Respekt offenbar sehr einseitig ist. Das kann nicht gutgehen. Dazu kommt wieder die Frage welche Werte? Warum sollte die Kehrwoche vermittelt werden? Im größten Teil des Landes gibt es die nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ja also öhm, dann mal die Frage des Tages, welche Werte haben wir denn, die man vermitteln kann? Sind es jetzt rein deutsche Werte oder eher westliche Werte die unterrichtet werden sollen? Dann wäre ich für westliche Werte etc sicherlich dafür, solange man das ordentlich anpackt, aber deutsche Wertigkeiten sind da welche? Die alt bekannte „Pünktlichkeit“? Einmal die Woche den Flur putzen? Ich kenne ehrlich gesagt als deutsche Staatsbürgerin, die ich immer war, keine deutschen Wertigkeiten, um sie an Flüchtlinge zu vermitteln.

Westliche Werte wären sicherlich nicht verkehrt. Dort sollten Flüchtlinge aller Couleur und Kulturen sowie religiöse Hintergründe vielleicht erlernen, was im Westen in Ordnung ist, was möglicherweise im Vergleich zur Heimat nicht geht. Was Frauen dürfen, was man darf, sagen darf usw. Im Grunde dürfen wir ja alles, was nicht dem Rechtsstaat verletzt, aber das muss man denen auch dann beibringen. Das Frau gleichwertig ist, tragen darf, was sie will, nicht der Mann der Machthaber ist, Schläge nicht erlaubt sind usw.

Trotzdem muss ich auch mal anmerken, dass hier keine allzu großen Hoffnungen drauf zu lenken sind, dass anhaltende Probleme (die nachweislich mehr werden) sich dadurch in Luft auflösen. Es gibt die Sorte Mensch, die offen dem neuen Land gegenüber tritt, wirklich Hilfe und Schutz sucht sowie sich versucht nach allen möglichen Gegebenheiten anzupassen. Natürlich aber eigene religiöse Vorstellungen, Wünsche, Meinungen und eben Erziehungsmethoden aus der Heimat wohl auch weiterhin daheim praktizieren würde. Vollkommen legitim.

Dann gibt es aber all jene, die Schutz suchen/brauchen und wollen oder eben nicht suchen, aber haben wollen. Die ein besseres leben wollen, teilweise streng erzogen sind usw. Die picken sich seit Jahren, nicht erst seit der Flüchtlingskrise, nur all das frei westliche heraus, was ihnen zusagt und beim Rest ist die Frau dann die Gebährmaschine, die Frau für alles, sie darf nicht mit Männern reden, Schläge sind in Ordnung usw.

Die Sorte wird es immer geben, weil Deutschland und viele andere Länder es meiner persönlichen Meinung nach verpennt haben, westliche Werte zu vermitteln und wer sie nicht akzeptiert und seine Frau widerrechtlich entsprechend behandelt (teilweise ist es eben Nötigung, sexuelle Gewalt, körperliche Gewalt und mehr), der fliegt aus dem Land raus. Punkt!

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^