Wie entscheidend ist das Timing bei einer politischen Wahl?

vom 12.06.2018, 08:04 Uhr

Es wird in den Medien darüber spekuliert, warum die SPD bei den Bundestagswahlen seit 2009 so schlecht abgeschnitten hat. Die Parteispitze ist der Ansicht, dass das Timing hauptverantwortlich für die Wahlergebnisse ist. Wenn man die Kanzlerkandidaten frühzeitiger nominieren würde, um sie besser für den Wahlkampf in Position zu bringen, würde das die Ergebnisse stark beeinflussen und verbessern.

Was haltet ihr persönlich von dieser Ansicht? Meint ihr, dass das Timing selbst so viel ausmacht? Hätte die SPD eurer Ansicht nach viel besser abgeschnitten, wenn man die Kandidaten vorher bekannt gegeben und in Position gebracht hätte? Oder hat die SPD ganz andere Probleme und die Ursache liegt woanders?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es gibt da sicher noch viel mehr Probleme. Natürlich kann es ein Vorteil sein, wenn man frühzeitig jemanden als Spitzenkandidat nominiert und dieser einen entsprechenden Wahlkampf mit einem guten Programm führen kann, wo er immer wieder erklären kann, wie er jetzt alles anders und besser machen will.

Wenn man allerdings ein schlechtes Programm und keine wirklichen Lösungsansätze hat, dann bringt es auch nicht viel, dass statt einem halben Jahr schon zwei Jahre lang dem potentiellen Wähler zu präsentieren. Bei der letzten Wahl könnte man ja sogar eher sagen, dass man den Spitzenkandidaten viel zu früh präsentiert hat.

Die Nominierung von Martin Schulz hat ja einen wochenlangen Hype um die SPD ausgelöst, wo man sogar auf Augenhöhe mit der Union war. Blöderweise war aber eben das Programm dahinter nicht überzeugend genug. Da könnte man jetzt spekulieren, wenn man Martin Schulz erst 2 Monate vor der Wahl präsentiert hätte und das ganze Marketingbudget in diese 2 Monate gesteckt hätte, wäre vielleicht das nicht so gute Programm gar nicht aufgefallen und man hätte mit dem gleichen Schulz-Hype vielleicht 30 Prozent erreicht.

Die SPD braucht gerade, wenn man frühzeitig einen Kandidaten präsentieren will auch ein überzeugendes Konzept hinter der Person. Sie braucht wieder eine klare Abgrenzung zu den anderen Parteien und Punkte mit denen man sich ganz klar als Sozialdemokrat vertreten fühlen kann. Im Moment sieht man doch kaum so richtige Unterschiede zwischen Union, FDP, SPD und Grünen, wenn man es eher oberflächlich betrachtet. Natürlich machen schon alle unterschiedliche Politik, aber das kommt in der Wahrnehmung nicht so richtig rüber. Und wenn sich das nicht ändert, bringt auch ein fraglich besseres Timing keinen besseren Erfolg für die SPD.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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