Werden Bienen als Pollenüberträger bald arbeitslos?

vom 18.10.2015, 11:51 Uhr

In der Dokumentation, die ich gerade sehe, ging es gerade um ein Gewächshaus, wobei man da teilweise Fliegen nimmt, die ganzen Blüten zu bestäuben. Man hätte die Fliegen so abgerichtet, dass sie die Blüten bestäuben könnten, obwohl Bienen so etwas ja normalerweise machen. Aber das Problem sei, dass Bienen angeblich zu "wählerisch" seien, was bei den Fliegen nicht der Fall sei. Man zeigte dann auch tatsächlich Fliegen, die einige Blüten bestäubten.

Mir war gar nicht bewusst, dass man Fliegen überhaupt so "erziehen" könnte, dass sie Blüten bestäuben. Offenbar geht das aber. Ich bezweifle allerdings stark, dass Bienen dann irgendwann "arbeitslos" werden würden, da man wohl kaum Fliegen so dressieren könnte, dass sie Honig produzieren wie ich finde. Dennoch hat der Sprecher in der Dokumentation die Frage in den Raum geworfen, ob Bienen als Pollenüberträger bald arbeitslos werden könnten, da die Fliegen diesen Job offenbar auch übernehmen könnten. Was meint ihr dazu?

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es gibt viele Insekten, die Blüten bestäuben. Fliegen gehören generell dazu. Das ist also keine Überraschung. Ebenso Hummeln, viele Wildbienen, Wespen etc. Der große Vorteil von Bienen gegenüber allen anderen Insekten, ist es, dass sie als großer Staat zusammenleben.

Daraus folgt zum einen, dass sie immer wieder nach Hause zurückkehren. Daher kann man sie auch ohne Gewächshaus einsetzen. Die Fliegen würden sich aus dem Staub machen.

Zum anderen folgt daraus, dass sie ihre Brut pflegen und ein Teil der Pfege beinhaltet die Fütterung. Es muss also Futter herangeschafft werden. Außerdem überwintert ein staatenbildendes Volk, was ebenfalls bedeutet, dass sehr viel Futter mit nach Hause gebracht werden muss.

Diese Mengen - durch die Jahrtausende währende Züchtung der Honigbiene sind die Mengen noch gestiegen - leistet kein anderes Insekt. Die fressen immer nur für sich selbst, was sie an dem Tag brauchen. Es werden keine Vorräte angelegt. Somit ist die Bestäubungsleistung auch sehr viel geringer. Für Fliegen sind Pollen eher nur ein Leckerbissen und nicht die Hauptnahrungsquelle. Also wenn sie ohne die entsprechende Erziehung bestäuben, dann eher zufällig.

Also meiner Meinung nach wären Fliegen nur eine Notlösung, falls das Bienensterben tatsächlich mit dem Aussterben der Honigbiene enden sollte. Aber die Veränderung würde jeder Einzelne von uns merken. Fliegenbestäubte Lebensmittel wären um ein Vielfaches teurer. Da muss ja der Aufwand der "Erziehung" und das Gewächshaus miteinbezogen werden.

Zum Vergleich: Imker bekommen bereits an die 50 € pro Volk pro Monat für deren Bestäubungsleistung. Wie viele Völker man pro Hektar aufstellen sollte, ist von der Pflanze abhängig. Pro Hektar alles im einstelligen Bereich. Aber das läppert sich ganz schön zusammen. Unsere Bienen verdienen im Frühjahr im Raps mehrere Tausend Euro. Und das obwohl wir ja auch noch den Honig ernten.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^