Welche Bedeutung hat für Euch der Equal Pay Day?

vom 30.10.2022, 10:06 Uhr

Ende Oktober war in Österreich der Equal Pay Day. Dieser Tag markiert das Ereignis an welchem die Männer in Österreich durchschnittlich bereits jenes Einkommen erreicht haben, wofür die Frauen im Allgemeinen bis zum Jahresende noch schuften müssen.

Welche Bedeutung hat für Euch der Equal Pay Day? Wird dieser in Deutschland auch ausgerufen und welche Parteien nutzen diesen besonders für das Aufmerksammachen von bezahlungsmäßigen Ungerechtigkeiten? :|

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



In Deutschland ist es umgekehrt. Hier war der Equal Pay Day am 07. März und da ist es so, dass Frauen quasi bis zu diesem Tag umsonst gearbeitet haben, während Männer von Anfang des Jahres an schon verdienen. Ich finde es wichtig, dass man solche Tage öffentlich mitteilt, damit die Menschen sich Gedanken darum machen. Leider fürchte ich, dass sich trotzdem nicht viel ändert.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich halte von solchen Tagen und von diesem Kastendenken Mann - Frau - Divers gar nichts. Es liegt weniger am Geschlecht, mittlerweile zumindest nicht mehr, sondern am Beruf und den Auszeiten, dass Frauen im Schnitt weniger verdienen als Männer. Es gibt mehr Frauen in sozialen Berufen und mehr Männer, die zum Beispiel bei BMW als Facharbeiter arbeiten. Vielleicht kämpfen Menschen, ob Frau, Mann oder Divers in sozialen Berufen auch nicht so stark für Lohnerhöhungen wie etwa Piloten und Pilotinnen, Techniker und Technikerinnen.

Wenn man zum Beispiel nach Tarif bezahlt wird oder Beamter ist, dieselbe Qualifikation hat und keine Auszeiten hatte, dann ist der Verdienst doch gleich. Mann, Frau oder Divers ist da kein Kriterium. Das hoffe ich zumindest. Eine meiner Nichten ist Bauingenieurin und teilt sich die Erziehungszeiten mit ihrem Mann. Dadurch haben beide gleich viele Unterbrechungen. Ich weiß nicht genau, was sie verdienen, habe aber herausgehört, dass sie in etwa gleich sind, was ihre Stellung anbelangt.

Mein Mann war Lehrer. Während wir beide gearbeitet haben, habe ich immer mehr verdient als er. Das Gegenteil im späteren Leben und speziell in der Rente kam dadurch zustande, dass ich wegen der Kinder länger in Erziehungszeit war und danach meistens nur Teilzeit gearbeitet habe. Das ein Problem, aber mittlerweile teilen sich in meiner nachkommenden Generation die Geschlechter die Erziehungszeit, was ich sehr gut finde.

Aber vielleicht ist das auch nur bei den Akademikern der Fall. Ich kann mir vorstellen, dass es in anderen Berufen immer noch so ist, dass die Frau zu Hause bleibt, weil sie eh schon aufgrund ihrer Berufswahl schlechter verdient als der Mann. Also ist die Berufswahl das Problem beziehungsweise die schlechtere Bezahlung in sozialen Berufen und nicht Mann oder Frau oder Divers.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Blümchen, als Beamter oder nach Tarif ist die Bezahlung bei gleicher Qualifikation und ohne Auszeiten mitnichten automatisch gleich. Da steigt Mann heute gern schneller auf, weil ihm bei gleicher Qualifikation und gleichem Posten mehr Berufserfahrung zugesprochen wird. Das verkürzt den Rhythmus, während Frauen oft nur automatisch nach x Jahren höher eingruppiert werden. Natürlich steigen auch manche Frauen überdurchschnittlich schnell auf, aber bei Männern passiert das immer noch häufiger.

Und auch ein Tarifvertrag schützt nicht vor ungleicher Bezahlung. Mein erster Arbeitgeber zahlte nach Tarif. Ich habe nach der Ausbildung allerdings mehr verdient als langjährig Ausgelernte, die brav nach Tarif abgerechnet worden sind. Da ich alle Lohnabrechnungen in der Hand hatte, wusste ich genau, wer was bekommt.

Andersherum geht es auch. Nach dem zweiten Studium wurde ich nach Tarif bezahlt. Dummerweise bekam der unverheiratete Kollege 100 Euro mehr. Diesen Familienzuschlag brauchte der arme Kerl laut Vorstand, weil er ja einmal eine Familie ernähren muss. :wall: Erst als ich mich lautstark beschwert habe, dass ich als verheiratete Frau bereits Familie zum Durchfüttern habe, bekam ich auch den Zuschlag. Allerdings war man der Meinung, dass ich den nicht brauche, weil ich ja einen Versorger habe. Und das war tatsächlich in diesem Jahrtausend!

Beim nächsten Arbeitgeber gab es wieder offiziell Tariflohn. Aber ich hatte Übertarif, einen üppigen Zuschuss zur Kinderbetreuung, eine Babyecke im Büro und einen Firmenwagen mit Tankkarte. Dazu wurde der Parkplatz bezahlt. Damit bin ich aber immer noch nicht zu den männlichen Kollegen aufgeschlossen. Die Positionen darunter wurden nicht so üppig honoriert, aber die Eingruppierung ließ eben auch da viel Spielraum und war nicht automatisch fair.

» cooper75 » Beiträge: 13337 » Talkpoints: 500,43 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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