Welche Argumente sprechen für Euch gegen eine Therapie?

vom 12.12.2017, 02:58 Uhr

Ich habe regelmäßig mit vielen Menschen zu tun, die eigentlich eine Therapie benötigen würden. Meist geht es um traumatische Erlebnisse, das soziale Abseits und gesellschaftliche Abseits sowie Süchte. In der Familie gibt es aber auch Menschen, die ein erhebliches Aggressionspotenzial aufweisen und mehr.

Nun habe ich mal erwähnt, dass eine Freundin von mir seit mehr als 13 Jahren bereits Psychologin ist und natürlich unterhalten wir uns oberflächlich aus Datenschutzgründen über ihren Beruf. Dabei sagte sie mir, dass es viele Menschen gibt, die zu ihr kommen und sagen, dass man ihnen sogar abgeraten habe, zu einer Therapeutin zu gehen.

Auch in meiner Familie habe ich Menschen, die ihre Süchte nicht gebacken kriegen, ihre Familie damit verletzten, ihre Kinder vernachlässigen oder mit in die Sucht ziehen, aber viele Argumente eher gegen eine Therapie finden statt Argumente, die für eine Therapie sprechen.

Wie sieht es denn mit Euch aus? Habt Ihr Argumente, die Euch aufzeigen würden, nicht zu einem Therapeuten zu gehen oder zu einer Therapeutin? Gibt es für Euch plausible Argumente, die gegen eine Therapie sprechen, was denkt Ihr?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, dass es für viele eben ein großer Schritt ist eine Therapie zu beginnen oder diesen Gedanken zu fassen. Viele gestehen sich ja selbst nicht ein, dass sie ein Problem haben und dabei Hilfe brauchen. Vielleicht ist es auch immer noch so, dass viele meinen, dass man verrückt ist, wenn man einen Psychologen nötig hat. Aber eine Therapie ist ja auch meist mit Arbeit verbunden, man muss an sich selbst arbeiten und sich direkt mit den Problemen und Süchten auseinandersetzen. Das ist sicherlich auch ein Problem.

Für mich sprechen eigentlich meist eher die Argumente für eine Therapie, wenn man so hört, was manche Menschen beschäftigt oder wie es ihnen geht, aber das muss der Betroffene natürlich selbst entscheiden. Man kommt sicherlich irgendwann an einen Punkt, bei dem man dann selbst merkt, dass es so nicht weitergehen kann und man besser Hilfe in Anspruch nimmt. Aber leider ist das eben nicht bei allen Menschen so.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Es ist einfach mal nicht leicht sich Fehler einzugestehen. Bei einer Sucht muss man erst vor die Wand fahren, es selber einsehen, bis man etwas machen kann. Wenn der Patient es nicht einsieht, wird das auch nichts bringen, denn dazu kann man niemanden zwingen. Die Überwindung sich mit einem sehr persönlichen Problem helfen zu lassen ist einfach groß.

Nehmen wir mal den Fall an man wurde als Kind vergewaltigt, da muss man dann alles beschreiben alles wieder hervor holen was man verdrängt hat und das ist alles nicht einfach, was man auch weiß. Man wird vor einer fremden Person eventuell weinen und sich schwach zeigen, dass ist eine ganz schön große Überwindung.

Prinzipiell sollte es keine Argumente gegen eine Therapie geben, wenn man eine nötig hat. Man sollte sich helfen lassen und dennoch wird man tausende Ausreden finden, wenn man nicht hingehen möchte. Man muss selber so weit sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Plausible Argumente würden mir auch keine einfallen. Aber das heißt eben auch nicht, dass eine "Therapie" automatisch für jeden und jedes Problem geeignet ist. Da der Begriff nicht geschützt ist, gibt es auch unqualifizierte, und selbstverständlich auch schlicht unfähige "TherapeutInnen", wie in jedem Beruf. Und die Chemie muss in jedem Fall stimmen, ebenso wie der Wille, an seinem Problem zu arbeiten.

Mit "darüber reden" ist es nämlich auch bei Weitem nicht immer getan, sondern es kann auch ganz schön unangenehm werden, irgendwelche Traumata auszugraben und zu verarbeiten oder sein Selbst- und Weltbild auseinanderzunehmen und neu zusammenzusetzen. Das ist kein Spaziergang.

Von daher kann ich verstehen, dass Menschen, die beispielsweise an den falschen Typen geraten sind oder völlig überzogene Ansprüche an die Wirkung einer Therapie hatten, ihre schlechten Erfahrungen verallgemeinern und davon abraten. Dazu kommt noch das übliche Stigma gegenüber psychischen Erkrankungen und die gängigen Klischees, dass nur "Verrückte" zum "Seelenklempner" oder gar in die "Klapse" müssten.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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