Was macht eine Serie zu einem "Meisterwerk"?

vom 08.01.2022, 04:09 Uhr

Man hört es immer wieder, dass Serien als ein "wahres Meisterwerk" bezeichnet werden. Oftmals sind es sehr bekannte Seriennamen, die dann fallen. Wer kennt denn zum Beispiel nicht Hitserien wie "Die Sopranos", "Game of Thrones" oder auch "Breaking Bad"? All diese Serien sind regelmäßig auf Hitlisten, die Titel tragen wie "Die 10 besten Serien der letzten Jahre" oder "Die besten Serien seit dem Beginn der 2000er Jahre" und die von diversen Webseiten und Magazinen und auch beispielsweise bekannten Archivseiten wie der "Internet Movie Database" IMDb veröffentlicht werden.

Ich denke auch als Gelegenheitszuschauer wird einem schon des Öfteren klar, ob eine Serie "gut" ist oder sogenanntes "Trash-TV" und demnach eher seichte Unterhaltung darstellt. Aber was genau macht denn nun eigentlich eine Serie zu einem echten Meisterwerk? Und wie kann man dies denn "messen"?

Ich denke, viele Menschen denken hierbei als allererstes an die schauspielerische Leistung des gesamten Besetzung und auch an den sogenannten "Showrunner", der meist auch das Drehbuch konzipiert hat und bei den Entscheidungen während des Drehs einen großen Einfluss hat.

Ich habe zum Beispiel viel Positives über die Serie "Mindhunter" von David Fincher gehört. Ich denke, dass viele Menschen Serien, die von sehr bekannten Regisseuren produziert werden, von vornherein ein großes Maß an Vertrauen "vorschießen", da sie wahrscheinlich bereits mehrere Filme oder andere Serien dieser Regisseure gesehen haben und damit wissen, was sie erwartet. Es ist ja zudem so, dass jeder Regisseur und Produzent seine eigene "Handschrift" hat, die man in ihren Werken oft ganz genau wiedererkennen kann.

Dann gibt es natürlich Schauspieler, die quasi ein Qualitätssiegel für jede Serie sein würden. Man kann da unter anderem auch danach gehen, ob ein Schauspieler vielleicht bereits Emmy-Preisträger ist. Bekannte Gesichter sind dabei beispielsweise Meryl Streep, Bryan Cranston oder Tom Hanks. Viele dieser Schauspieler kennt man bereits von Filmen und weiß um deren schauspielerische Fähigkeiten und Qualitäten.

Aber ist das genug, damit eine Serie zum Meisterwerk wird? Wie kann ein Drehbuch besonders gelungen werden, was für Kriterien gehören dazu? Was ist für euch persönlich die wichtigste "Zutat", die euch eine Serie als meisterlich wahrnehmen lässt? Habt ihr konkrete Beispiele dafür?

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wie bei jeder Kunstform bedarf es des Funkens, der unbekannten Zutat, die das Gewöhnliche vom Außergewöhnlichen unterscheidet und nicht immer benannt werden kann. Eine Serie kann alles formal richtig machen, alle schon bekannten und erfolgreichen Ingredienzen zusammenmixen und es kommt trotzdem kein Meisterwerk heraus. Es ist ein bisschen wie beim Kochen: Tolle Zutaten und die richtige Reihenfolge führen nicht immer zum Erfolg. Das ist zumindest meine Einschätzung der Sache.

Wo das Geheimnis liegt, kann ich nicht sagen, ich würde es aber nicht auf Setting, Location, Handlung, Schauspieler, Network oder Showrunner runterbrechen können. Wobei ich persönlich bei Namen wie David Lynch oder Vince Gilligan auch sofort neugierig werde und beiden viel Expertise zuschreibe, aber ich habe auch schon Serien gesehen, deren Produzenten ich alle gar nicht kannte, die trotzdem toll waren.

Eine Serie muss sogar aufpassen, nicht krampfhaft zu einem Meisterwerk aufsteigen zu wollen, obwohl sie gar nicht das Zeug dazu hat, dann wird es nämlich peinlich und prätentiös. Ein gutes Beispiel ist The Walking Dead. Jedes Mal wenn dort zwei Schauspieler alleine in einen Raum gesteckt werden, um ein Kammerspiel aufzuführen, ist es eher Trauerspiel und zum Fremdschämen. Sie können es einfach nicht und wollen es doch so sehr. Die Dialoge sollen wichtig und bedeutungsschwer sein, sind aber vor allem wechselweise peinlich oder todsterbenslangweilig.

Und dann gibt es Mad Men, zum Beispiel die Folge "The Suitcase". Zwei Figuren nachts bei der Arbeit an einem Projekt, es passiert außer der Interaktion zwischen den beiden Charakteren nicht viel an Handlung, was man beschreiben könnte und trotzdem ist gerade diese Folge für mich ein Meisterwerk. Wie die ganze Serie sowieso. Was ist der Unterschied zwischen den Beispielen, abgesehen von der Güte der Schauspieler? Bei dem einen sind die Dialoge aufgeblasen und man guckt als Zuschauer von außen herauf, während man bei Mad Men, sofern man die Serie mag, an den Lippen der Charaktere hängt und gebannt jede Zeile verfolgt.

Ähnlich empfinde ich das auch bei dem Vergleich von Breaking Bad und Ozark. Das eine ist schon ein Klassiker, das andere wird in meinen Augen außer solider Unterhaltung keiner werden, obwohl die Zutaten ähnlich sind.

» Verbena » Beiträge: 4780 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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