Was haltet ihr von Ramelows Öffnungsplänen?

vom 24.05.2020, 10:56 Uhr

Der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, möchte ja ab 6. Juni alles wieder öffnen. Es sollen dann keine Verbote mehr gelten. Man darf also wieder ohne Masken in Geschäfte, die Abstandsregeln brauchen nicht mehr eingehalten zu werden und alle Schulen und Kitas werden normal geöffnet. Es soll nur noch lokal und bei Bedarf reagiert werden.

Allerdings wird wie in Schweden auf die Vernunft der Leute gesetzt. Sie sollen also freiwillig bestimmte Regeln beachten. Ich bin da zwiegespalten und tendiere eher dazu, dass es für diese komplette Lockerung zu früh ist. Ich denke, dass ein möglicher Ausbruch dadurch schwer nachzuverfolgen ist. Es gibt ja noch keine App, die Kontakte messen kann. Es reicht ein einzelner Infizierter, der von außerhalb kommt, um ein explosives Wachstum auszulösen. Was haltet ihr von den Öffnungsplänen?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich halte es für absoluten Schwachsinn. Letztendlich muss er sich da auf die anderen Bundesländer verlassen, dass diese sich daran halten, damit in Thüringen nichts ankommt. Verteilen wird sich der Virus auf dieser Art wie in Schweden. Ich komme gebürtig aus Thüringen und war geschockt, was mir da so am Telefon erzählt wurde, wie die Leute sich beim Einkaufen verhalten haben und wie viele einkaufen waren. So richtig verstanden haben das viele Leute leider nicht.

Ich finde es grob fahrlässig nun alle über eine Klippe springen zu lassen, nur weil die Wirtschaft das braucht, dass die Leute alles machen können, alles genutzt werden kann. Letztendlich wird sich das zeigen und ich hoffe, dass die Menschen in Thüringen Glück haben, denn dieses werden sie bei dem Beschluss brauchen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


In einem Restaurant haben sich gerade zehn Leute angesteckt, in einer Kirche waren es sogar 40. Daran sieht man wie schnell das gehen kann. Von daher weiß ich nicht, ob es wirklich eine gute Idee ist jetzt zu vermitteln, dass die Gefahr gebannt sei. Und wie "vernünftig" die lieben Mitmenschen sind zeigen diese beiden Fälle und das obwohl die Regeln noch in Kraft sind.

Auf der anderen Seite gehen die Fälle der Neuinfektionen zurück. Hier gibt es Landkreise, die seit vielen Tagen keine neuen Fälle mehr verzeichnet haben. Da kann man doch langsam davon ausgehen, dass es dort tatsächlich keine unentdeckten Fälle mehr gibt und, dass die Gefahr sich anzustecken gleich null ist. Also wenn niemand von Außen in den Landkreis kommt und sich alle Infizierten an die Quarantäne halten.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Grundsätzlich finde ich es richtig, nach dem großen Hammer jetzt doch mehr und mehr auf lokale Lösungen zu setzen. Anfangs wussten wir ja nicht wie sich das Virus in Deutschland ausbreiten wird, wie gefährlich es ist und wie man es behandeln kann.

Gut das wissen wir mittlerweile auch alles nur in Teilen. Aber zumindest haben wir ja gesehen, dass es doch insbesondere in der Ausbreitung riesige Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländer gab und gibt und auch in den Ländern selber noch einmal sehr starke Schwankungen von Kommune zu Kommune.

Das muss man sich schon fragen, warum Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt wo es jetzt schon mehrere Tage auch mal gar keine Neuinfektionen gab, die gleichen Regeln brauchen wie Länder, wo noch tausende Infizierte herum rennen.

Von daher finde ich es jetzt, nachdem wir den Infektionsverlauf einigermaßen abschätzen können, durchaus richtig die Maßnahmen nur dort wirklich hart zu fahren, wo wir hohe Infektionszahlen haben. Dass darf aber natürlich nicht dazu führen, dass wir wo anders jetzt alles vernachlässigen. Denn zumindest an dem Problem mit der Impfung und adäquaten Therapie hat sich ja bis jetzt immer noch nichts geändert. Das heißt also wir sollten schon zu sehen, die Infektionszahlen möglichst gering zu halten.

Da nun also von Jetzt auf Gleich alle Maßnahmen fallen zu lassen, finde ich dann doch auch zu mutig. Zumal sich ja die Frage stellt, ob die Gesundheitsämter wirklich in der Lage sind Infektionsketten nachzuvollziehen. Ich habe da ja immer so meine Zweifel, wenn ich mir meinen Alltag anschaue. Ich könnte da mit Sicherheit, wenn ich erst nach einer Woche merke, dass ich vielleicht krank bin, nicht mehr sagen mit wem ich bis dahin alles Kontakt hatte.

Also lockern finde ich grundsätzlich richtig, aber ich denke auch das sollte man stufenweise machen und ab 6.Juni quasi wieder alles zu erlauben geht mir da doch etwas zu weit. Wobei man natürlich schauen muss, wie das dann die Kommunen umsetzen und ob nicht doch einfach viele Regeln erst einmal bleiben und dann eben als Verordnungen der Kommunen umgesetzt werden und eben nicht mehr als Landesverordnung.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Experten sagten vor wenigen Stunden, dass bezüglich der Sars-Cov-2-Erreger-Infektiosität keinerlei neue Erkenntnisse vorliegen. Das heißt, 98 Prozent der Bevölkerung sind gefährdet. Erst etwa zwei Prozent der Bevölkerung Deutschlands hatten die Krankheit durchgemacht, und es wird angenommen, dass die Antikörperbildung für eine Immunisierung ausreichte.

In diesem Zusammenhang wird berichtet, dass bei amerikanischen Soldaten, von denen man glaubte, sie seien immun, eine zweite Infektion innerhalb von wenigen Wochen aufgetreten sei. Man kann daraus ablesen, wie wackelig die momentan noch andauernde Situation ist. Die Freiheit von Neuinfektionen bedeutet nicht, dass alle Leute des entsprechenden Kreises auch tatsächlich immun sind. Das ist eine ganz grobe Fehleinschätzung, die fatale Folgen haben kann.

Erst wenn die Bevölkerung "durchgeimpft" wäre, vorausgesetzt es gäbe jetzt schon einen Impfstoff, und das oben erwähnte prozentuale Verhältnis sich umgekehrt hätte, könnte man getrost auf Präventionsmaßnahmen verzichten. Es käme aber durch den dann einsetzenden lockerungsbedingten Tourismus dann wieder zur Einschleppung in bereits als coronafrei gemeldete Gebiete. Im Endeffekt dreht sich die Mühle dann wieder im Kreis. Und so wird keine Verbesserung der Situation erzielt, auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Seite. Was nützt dem Bäcker oder Kneipier ein todkranker Kunde. Garnichts.

Dieser Virus ist einer von der diabolischsten Sorte, der so oder so der Menschheit einen großen Schaden zufügt. Aber die Wahlmöglichkeit besteht noch, durch geeignete staatliche Maßnahmen zumindest ein wenig Schadensbegrenzung zu betreiben. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Solidaritätsfond aufgelegt werden könnte für alle jetzt wirtschaftlich hart getroffenen Unternehmer. So könnte man bildlich gesprochen, den Druck aus dem Kessel ablassen.

» Gorgen_ » Beiträge: 1060 » Talkpoints: 374,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Gorgen_ hat geschrieben:Die Freiheit von Neuinfektionen bedeutet nicht, dass alle Leute des entsprechenden Kreises auch tatsächlich immun sind.

Das habe ich auch nicht gemeint. Wenn in einem Kreis alle Infizierten bekannt sind, es also wahrscheinlich keine unentdeckten aktiven Infektionen mehr gibt, steckt sich einfach deshalb niemand mehr neu an weil die bekannten Fälle in Quarantäne sind.

Das ist ja das realistische Ziel, dass man Infektionsketten wieder nachvollziehen kann und alle Infizierten und Kontaktpersonen rechtzeitig isolieren kann. Null Infektionen sind nicht realistisch und eine Herdenimmunität erst mal auch nicht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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