Warum scheinen die Berliner weniger Disziplin zu haben?

vom 05.10.2020, 18:17 Uhr

In der Welt stand heute ein Artikel, der Jens Spahn zitierte, da er die Aussage traf, dass die Hauptstadt sich nicht im angemessenem Rahmen an die Coronavorschriften hält. Berlin sei jetzt wohl wieder ein Hotspot und trotzdem halten sich die Anwohner sowie Ladenbesitzer nicht ausreichend an die Vorschriften.

Wenn wir nun davon ausgehen, dass der Herr Spahn eine richtige Beobachtung vollbracht hat, dann frage ich mich, worauf dieser Leichtsinn von den Berlinern beruht. Glaubt ihr das liegt daran, dass die Berliner generell Freigeister sind? Oder eventuell doch daran, dass Berlin eine multikulturelle Stadt ist und dadurch das Gehör für den Vater Staat geringer ist?

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» turkeyboii » Beiträge: 601 » Talkpoints: 3,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge



An Multkulti kann es nicht liegen, denn München hat einen höheren Anteil an Menschen unterschiedlicher Wurzeln als Berlin. Große Städte sind wahrscheinlich eh lockerer im Umgang mit den Corona-Regeln als Dörfer, in denen jeder jeden kennt und die soziale Kontrolle besser greift. Hamburg hat auch so seine Probleme mit Feierwütigen.

Berlin ist ja bekannt für sein Nachtleben und seine Kneipen, die auch nachts offen haben. Viele junge Leute gehen nach Berlin, auch um das Nachtleben zu genießen. Berlin ist halt in ihren Augen eine hippe Stadt. Und wenn viele junge Leute nachts unterwegs sind und zusätzlich die Locations nicht gut kontrollieren und kontrolliert werden, entstehen solche Corona-Glutherde, die schwer nachzuverfolgen sind und die irgendwann leider auch auf die ältere Bevölkerung übergreifen.

Die Berliner hätten wahrscheinlich mehr Disziplin, wenn mehr kontrolliert würde. Man braucht auch keine strengeren Regeln, wie etwa ein von Frau Kalayci vorgeschlagenes Alkohoholverbot, sondern einfach nur bessere Kontrollen der schon bestehenden Regeln.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es ist doch nun einmal so, wo mehr getestet wird, fallen auch mehr positive Testergebnisse auf. Auf der anderen Seite ist es auch sehr wahrscheinlich, dass in größeren Städten mit mehr Einwohnern und je nach Dichte auch mehr erkranken als auf einem Dorf mit zwanzigfach weniger Einwohnern. Das muss man auch im Falle von Berlin erst einmal so aufgreifen. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung wäre hier natürlich ein mathematisches Geschehnis, ebenso andere mathematische Vorgehensweisen, um die Extremwerte auch mal genauer zu durchleuchten.

Es ist natürlich auch wiederum eine größere Chance vorhanden, dass in größeren Städten mit mehr Einwohnern auch die Zahl derer, die sich weniger an Regelungen halten, größer ist. Wo mehr Menschen, desto höher die Wahrscheinlichkeiten wohl in allen Richtungen. Das hat also per se nichts damit zu tun, dass die Berliner generell resistent gegen Regeln seien oder disziplinloser seien, als wir Essener, die Wuppertaler, Münchener & Co.

Vielleicht mag es nicht von der Hand zu weisen sein, dass insbesondere gewisse „Landsleute“ mit ehrbaren Männern sich nicht an staatliche Angelegenheiten halten, das ist auch im Pott immer wieder dieselbe Klientel, die mit großen Hochzeiten trotz Verboten etc. auffällt, aber das alleine reicht am Ende auch nicht aus, um so etwas begründen zu können. Und es wäre auch frech, jetzt so zu tun, als wäre das Problem durch Corona erschwert worden. Sie geben ohnehin einen Scheiß auf Justiz und Regeln der deutschen Gesetzgebung, das sogar in wesentlich schlimmeren Punkten, sodass man hier nicht jetzt mit Corona noch drauf kloppen müsste. Sie tragen unter Umständen aber zur erhöhten Infektion bei.

Doch auch Leugner und all jene, die sich auf einmal in ihren Rechten derart eingeschränkt fühlen, dass sie nicht mal mehr die Maske tragen, sind mehr geworden. Ich fahre täglich derzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, weil sonst mit dem PKW ich ständig im Stau stehe. Dort sind immer 2 Personen in der Bahn, die nichts tragen. Vom Junkie, Ehrenmann bis über die resistente Omi und den Opi. Da sagt keine Sau etwas, kein Fahrer tut etwas usw.

Es ist wahrscheinlich so, dass das Große und Ganze alles mit den vielen Tests auf einmal kommt. Doch natürlich macht dies die Gefahr nicht weniger wichtig, aber man sollte nicht jetzt das Bashing auf Berliner, Essener, Pottler etc. tätigen. Es gibt überall Idioten, die sich an 0,0 halten, andere an weniger als andere usw. Dann gibt es aber eben auch Tests, die vermehrt werden und möglicherweise längst aufzeigen, was viele immer dachten, dass die Anzahl der Kranken größer ist, als uns lieb sein dürfte.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde auch manche Regeln übertrieben. Beispielsweise wird nun bei einem Unternehmen, wo ich manchmal Kurse abhalte, jeder Raum vorher desinfiziert mit so ekligem Chlor-Zeug. Das finde ich total übertrieben; es stinkt furchtbar und es erzeugt durch diesen Geruch auch eine total unangenehme Stimmung, als würde man im Krankenhaus sitzen. Weil sich meine Kursteilnehmer beim Betreten des Flures nicht die Hände desinfiziert haben, wurde ich von der Sekretärin auch gleich angepflaumt. Zudem hatte ich mal eine Weiterbildung und da hat der Dozent ständig das Fenster aufgerissen, es war eiskalt. Ich selbst lüfte bei meinen Kursen nicht, ist mir auch egal, was da in irgendwelchen Konzepten steht, ich hab da keine Lust drauf und mir ist das im Herbst zu kalt. Sowas nervt mich sehr und wenn andere in ihrem Umfeld ähnliches erleben, kann ich verstehen, warum es einige Menschen eben nicht mehr einfach brav mitmachen, sondern manches auch für übertrieben halten.

Das erlebe ich in der Region, in der ich arbeite, oft. Viele sind hier eher kritisch eingestellt. Das sind nicht unbedingt Leugner, die denken, es gäbe Corona nicht. Aber das sind einfach Menschen, die diese Einschränkungen nerven. Mir passiert es beispielsweise manchmal, dass ich die Maske vergesse. Bin ich bestimmt nicht die einzige Person, die dieses Problem hat. Dass man weiß, man muss da nochmal zurück, nur um dann mit Maske durch beispielsweise einen ansonsten nahezu leeren Supermarkt zu laufen - so richtig sehe ich das nicht ein. Längere Zeit die Maske zu tragen finde ich super unangenehm. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, damit im Bus zu fahren. Mir tun die Leute total leid, die dann bei längeren Fahrten 30 min oder mehr mit der Maske herumsitzen müssen, da erstickt man doch fast.

Ist das so verwunderlich, dass das die Menschen nicht mehr wollen? Dass Leute es eben blöd finden, wenn man beispielsweise Verwandte im Krankenhaus oder Altenheim nicht besuchen kann? Ich wollte beispielsweise Anfang November jemandem im Klinikum besuchen, wir hatten uns dazu schon fest verabredet. Geht nun aber wahrscheinlich nicht, weil die Kliniken Besuchsverbot haben. Das sind so Dinge, wo es ir übertrieben erscheint.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Kätzchen14 hat geschrieben:Es ist doch nun einmal so, wo mehr getestet wird, fallen auch mehr positive Testergebnisse auf.

Ich glaube nicht, dass das noch daran liegt. Also getestet wird seit einer Weile ziemlich viel, aber die Zahlen steigen unabhängig davon einfach an, obwohl die Zahl der Tests ca. gleich hoch ist.

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» trick17 » Beiträge: 12 » Talkpoints: 1,37 »


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