Warum machen Eltern ihren Kindern kein Frühstück mehr?

vom 10.03.2020, 17:03 Uhr

Mir fällt schon seit Jahren auf, dass Schüler vor der Schule oder auch nach der Schule in den Supermarkt gehen und sich erstmal was zum Essen holen. Ich war letzte Woche und auch gestern so geschockt, wie viele Schüler morgens im Supermarkt unterwegs sind und ich hätte das gerne mal gefilmt. Sie fallen auch auf, weil ihre Unterhaltungen sehr laut und manchmal auch mit einer Gossensprache geführt werden oder auch mit kleinen Neckereien (Treten, Schimpfwörtern, Beleidigungen usw.).

Ich frage mich, was machen die Eltern, sind ihre Kinder es nicht wert, ihnen einen guten Start in den Tag zu geben, indem sie ihnen ein Frühstück machen. Das Argument, dass die Eltern arbeiten gehen möchte ich nicht bezweifeln, aber man kann seinen Kindern doch ein Frühstück hinstellen, statt ihnen jeden Morgen Geld zu geben, was in vielen Familien zum Teil auch knapp ist. Ich kann das nicht so richtig nachvollziehen und es macht doch nicht viel Arbeit den Kindern morgens ein Frühstück zu machen. Welche diesbezüglichen Beobachtungen habt ihr denn gemacht?

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bist du sicher, dass die sich alle was zum Frühstücken gekauft haben? Vielleicht haben sie ja auch was für die Pause oder einfach so zum Naschen gekauft? Jüngere Schüler dürfen ja in den Pausen das Schulgelände nicht verlassen, deshalb müssen sie ja vor der Schule einkaufen gehen.

Stellt sich natürlich trotzdem die Frage warum die Eltern ihren Kindern kein Pausenbrot mitgeben, das mit Sicherheit ausgewogener wäre als das, was sich die meisten Kinder in einem gewissen Alter selber im Supermarkt aussuchen. Wahrscheinlich ist es einfacher und man geht so Konflikten aus dem Weg.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ihr tut ja mal wieder so, als hätten alle Eltern (realistisch gesprochen: die Mütter) ihren lieben Kleinen "früher" liebevoll das Käsebrot mit dünn Margarine drauf hergerichtet, und wenn man ein paar Äpfel ergattern konnte, wurden diese selbstverständlich in Achtel geschnitten dazugepackt. :roll:

Das mag wohl so um die Schulspeisung der Alliierten herum noch relativ verbreitet gewesen sein, aber ich glaube eher, dass schon immer nicht "alle Eltern" Zeit oder Lust hatten, dem Nachwuchs Frühstück zu machen und dazu noch handgeklöppelte Pausenbrote mitzugeben. Natürlich ist das nicht gesund oder empfehlenswert. Besser wäre es für das Jungvolk allemal, Vollkornbrot, Obst, Gemüse und so Zeug zu futtern, aber nicht alle Eltern sind eben top vorbildliche Gesundheits-Hipster und viele sind selber mit Süßkram aus dem Supermarkt, Pizza und so Zeug großgeworden.

Und dass Kinder und Jugendliche, gerade unbeaufsichtigt, gerne mal provozieren und sich der "Gossensprache" bedienen, ist auch beileibe keine neue Entwicklung. Mich nerven die Bälger zwar auch, aber wie gesagt, unbeaufsichtigt, impulsiv und lästig waren wir alle mal. Von daher würde ich es eher als normal ansehen, wenn Supermärkte in der Nähe von Schulen regelmäßig von Schülern gestürmt werden, die eben das Zeug kaufen, was man in dem Alter so möchte und sich ausdrücken, wie es in dem Alter üblich ist.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Was ist denn an der Beobachtung neu? Und was hat das damit zu tun, ob es Frühstück gibt? Meine Schulzeit ist mehr als nur ein paar Jahre her, die endete deutlich vor dem neuen Jahrtausend. Und wir waren ständig da, wo es die bösen Sachen gab. Und laut und nervig waren wir auch. :D

Die Grundschule vor fast 40 Jahren hatte einen Bäcker nebenan. In meiner Klasse frühstückten alle am Familientisch. Und trotzdem reichte die Schlange beim Bäcker meterweit auf die Straße. Dort traf man sich und kaufte ein Negerkußbrötchen, das damals eben so hieß. Heute ist wohl Matschbrötchen korrekt.

Und das Gymnasium? Die Trinkhalle gegenüber hatte mehr Brötchen und Teilchen als manch Bäcker, im Winter gab es heiße Bockwurst. 1.000 Schüler sind hungrig. Die Lehrer hielten am Zebrastreifen Wache, damit Unter- und Mittelstufe nicht entwischen. Nette Pädagogen rieten zum Rewe, der zumindest auf der gleichen Straßenseite lag. :D

Wir schwänzten und saßen beim goldenen M an der nahegelegenen Autobahn. Weil unser Hausmeister nur Kaffee verkaufte, gingen wir in die benachbarte Grundschule. Da gab es Wackelpudding und Schaumwaffeln. Dabei hatten fast alle Schüler eine Hausfrau als Mutter, es gab Frühstück und dank gehobenem familiärem Background Vollkornbrot und Gemüsesticks mit in die Pause.

Das sah man auch deutlich. Nirgendwo gab es fettere Krähen, Elstern und Lösen als auf dem Schulhof. Dagegen wirkten die Artgenossen auf den Deponien geradezu schwachbrüstig. :lol: Irgendwo musste das liebevoll drapierte Essen von Mama schließlich hin.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Vielleicht wollen auch manche Kinder das einfach irgendwann nicht mehr. Und mit unter schmecken die Sachen aus dem Supermarkt manchmal auch einfach besser als das gesunde Pausenbrot von Mama und Papa.

Meine Kinder frühstücken immer zu Hause und für die Pause kriegen sie immer auch Pausenbrote mit Gemüse mit. Trotzdem kriege ich da des öfteren eben auch zu Hause wieder was vorgelegt, wo es dann heißt, dass das nicht schmeckt. Das ist dann eben so. Zum Glück gehen die noch zur Grundschule. Da ist die Alternative dann eben derzeit noch halt in der Pause nichts zu essen oder rumzutauschen. Aber wenn die größer wären, dann würden die sich bestimmt auch manche Tage etwas zu essen holen, obwohl sie genug dabei haben.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich kann mich selber noch an Zeiten erinnern, in denen ich lieber zum Kiosk gegangen bin um mir Süßes zu holen oder irgendetwas Fertiges. Mit Sicherheit hatte ich immer ein Brot dabei oder ein Brötchen, aber das lockt Kinder nun mal mehr als das gesunde Brot. Ich denke daher nicht, dass es zwangsläufig immer nur an den Eltern, sondern auch an der Einstellung der Kinder. Wobei es auch Eltern gibt, die gar nichts mitgeben, aber ob das mehr geworden ist, weiß ich auch nicht.

Meiner Meinung nach kann man das aber nicht bewerten nach dem ob die Kinder sich etwas kaufen oder eben nicht. Das ist ja dann noch ein ganz anderer Reiz. Außerdem haben auch nicht alle Eltern immer die Lust dazu, was ich auch sehr schade finde, aber wenn man fertige Brötchen kaufen kann oder Brote lockt das dann vielleicht und man gibt dem Kind lieber Geld mit. Ich finde das nicht so schön.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Es klingt irgendwie so, als wenn ich aus einer anderen Zeit komme. Einer Zeit, wo Mütter eben nicht mehr täglich, sondern nur ab und an mal Frühstück gemacht hätten. Meine Mutter hat durchaus mal Frühstück gemacht, damit sie sicher gehen konnte, dass wir etwas mitnehmen, aber eben auch nur dann, wenn sie wach war.

Ansonsten hat sie aus dem Schlafzimmer gerufen, dass wir uns was zu essen machen sollen, frühstücken sollen oder eben etwas kaufen müssen. Das war nicht immer der Fall, denn gerade die Grundschule war eigentlich fast regelmäßig Frühstück da. Ab der späteren Schule natürlich weniger, weil man aber auch alt genug war, daran zu denken und nicht den Kopf voller Quatsch hatte.

Doch wenn ich zurück denke an Geschichten meiner Mama, gab es da nie gemachte Brote oder so gut wie nie. Dasselbe galt für meine Oma, meine Cousins usw. Es ist also nie so, dass das in irgendeiner weise geregelt war, dass hier wer Frühstück macht.

Ich kann also ohnehin nicht so richtig erkennen, woher die Annahme kommt, dass Eltern immer Frühstück gemacht haben oder welches für die Schule mitgegeben haben. So wirklich „normal“ war das schon vor 30-40 Jahren nicht. Es gibt immer Ausnahmen, aber bis heute erkenne ich da keine genaue Gradlinie, die das irgendwie als „normal“ erkennbar machen würde.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Als ich vor der Homeoffice-Zeit noch täglich ins Büro gegangen bin, habe ich mir vor der Arbeit auch hin und wieder etwas im Supermarkt geholt, da dieser quasi auf dem Weg liegt. Mir ist da auch aufgefallen, dass da immer sehr viele Schüler waren, die sich auch zu großen Teilen etwas aus der Selbstbedienungs-Backwarenabteilung gekauft haben. Und tatsächlich sind die Schüler auch nicht durch angenehmes Verhalten aufgefallen.

Mich hat das auch gewundert, wobei das zu meiner Schulzeit aber nicht unbedingt anders war. Da haben sich viele Klassenkameraden von mir in der Pause irgendwelche Backwaren und Süßkram am Schulkiosk gekauft. Und nach Schulaus sieht man mittags ja auch dauernd irgendwelche Schüler, die in die Supermärkte strömen und sich ungesundes Zeug kaufen.

Verallgemeinern kann man das wohl nie und es gab sicher schon immer Eltern, die ihren Kindern Frühstück gemacht haben und solche, die es nie getan haben. Ich kann aber ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehen, weshalb manche Eltern ihren Kindern täglich Geld mitgeben. Oft kaufen sich die Kinder eben ungesundes Zeug wie Berliner davon. Da muss man sich dann auch nicht wundern, wenn sie dann auch Gewichtsprobleme haben.

Ich kann verstehen, dass berufstätige Eltern nicht immer die Zeit haben, ihren Kindern Frühstück zu machen, wobei man das ja aber auch abends vorbereiten kann. Und so ein Brot für die Schule zu schmieren, dauert ja aber in der Regel auch nicht wirklich lang. Oder man frühstückt gemeinsam zu Hause und sorgt dafür, dass das Kind sein Mittagessen in der Schule erhält, wenn das möglich ist. Möglichkeiten, den Kindern ein gesundes Essen zu bieten, gibt es doch immer.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Prinzessin_90 hat geschrieben:Ich kann verstehen, dass berufstätige Eltern nicht immer die Zeit haben, ihren Kindern Frühstück zu machen, wobei man das ja aber auch abends vorbereiten kann. Und so ein Brot für die Schule zu schmieren, dauert ja aber in der Regel auch nicht wirklich lang. Oder man frühstückt gemeinsam zu Hause und sorgt dafür, dass das Kind sein Mittagessen in der Schule erhält, wenn das möglich ist. Möglichkeiten, den Kindern ein gesundes Essen zu bieten, gibt es doch immer.

Das Blöde daran ist halt, dass viele Kinder das Brot dann verschmähen und bei dem Belag des Brotes oft auch sehr wählerisch sind. Mein Sohn beispielsweise, 9 Jahre alt, mag keine Brotaufstriche, nur Salami oder Gelbwurst, aber auch das nicht immer, denn er findet das mit der Zeit langweilig, da die Möglichkeiten hier natürlich begrenzt sind. Er hätte eigentlich die Option, sich unterschiedliche Aufstriche auszusuchen, aber wie gesagt mag er diese nicht.

Die Kinder bekommen oft bereits in der Grundschule von anderen Kindern mit, dass die z.B. Kinder Pingui (!) oder so einen Mist in der Pause verzehren und verweigern dann das Brot. Das finde ich schon ziemlich doof und irgendwann hat man dann keine Motivation mehr, täglich eines zu machen, wenn das dann meist nur zur Hälfte verzehrt wird und hierüber gemeckert wird. Manchmal habe ich dann echt am Vortag an der Backtheke vom Supermarkt eine Brezel oder ein Hörnchen gekauft, dann war mein Sohn am nächsten Tag zufrieden, übrig bleibt hiervon nichts.

Zu meiner Schulzeit (80er) gab es viel von diesem ungesunden Quatsch noch nicht, von Milchschnitte vielleicht mal abgesehen, und die Kids hatten fast alle noch ein Pausenbrot dabei. In der weiterführenden Schule gab es dann einen Pausenverkauf, da brauchte es dann kein Pausenbrot mehr und meine Mutter war da morgens tatsächlich nicht sehr motiviert, was mir aber nichts ausmachte, da es ja den Pausenverkauf gab.

Dass man wenn man berufstätig ist keine Zeit hat, ein Pausenbrot zu machen, halte ich für etwas weit hergeholt, ich verwende vorgeschnittenes Brot, Wurst und Butter und die Zubereitung dauert maximal 3 Minuten. Auch einen Apfel zu schneiden geht vergleichsweise schnell. Ob diese mehr oder weniger gesunden Speisen dann allerdings verzehrt werden oder nicht steht auf einem anderen Blatt. Bei meinem Großen habe ich hier auch schon aufgegeben, er geht wie fast alle Jungs in seiner Klasse zum Pausenverkauf bzw. Supermarkt.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Tja, das klassische Pausenbrot ist halt nicht mehr fancy und irgendwann werden normale Pausenbrote auch langweilig. Manche Helikoptermamas lösen das Problem so, dass sie den Kindern von klein auf trendy Brotboxen mit in Form gebrachten Gürkchen und anderen Dingen mitgeben und es so auch unterstützen, dass die Kinder ein klassisches Pausenbrot irgendwann verschmähen. Denn wenn du von Kindesbeinen an jeden Tag ein tolles Pausenbrot bekommst und irgendwann deine Mama keine Zeit mehr hat und dir einfach nur ein Brot, eine Banane oder sowas mitgibt, dann kaufst du auch lieber im Supermarkt ein.

Aber es sind nicht nur solche Mamas. Wie alt sind denn die Kinder, die du da im Supermarkt siehst? Bei uns war es so, dass du mit dem Übergang ins Gymnasium auch 5 Euro am Tag bekamst, um dir etwas beim Bäcker zu holen und in der Kantine zu essen, weil du keinen Bock mehr auf Brote hattest und die Brotbox immer gut gefüllt wieder mit nach Hause gekommen bist. Bei uns war das jedoch mit 11 oder 12 Jahren, weil die Grundschule bis zur sechsten Klasse lief, vielleicht ist das in Deutschland schon in vielen Haushalten etwas früher dran.

Aber das verwächst sich auch irgendwann wieder. Spätestens wenn man arbeiten geht, nimmt man sich wieder häufiger etwas Essbares mit. Es sind nicht immer nur die Eltern, die zu faul sind, den Kindern ein adäquates Frühstück mitzugeben und vielleicht besorgen sich die Kinder auch nur einen Snack im Supermarkt. Auch wenn die Eltern arbeiten gehen, bedeutet das auch nicht, dass sie keinen Bock dazu haben, dem Kind etwas mitzugeben. Ich denke, dass auch "Kinder" irgendwann wählerischer werden und mit zunehmendem Alter der Brotbox entwachsen.

Zusätzlich muss ich auch mal dazu sagen, dass ich auch nie der Frühstückstyp war. Als Kind/Jugendlicher stehst du um sechs Uhr oder früher auf, manche können dann einfach noch nicht frühstücken, wie auch ich. Da gibt es maximal eine Tasse Tee. Und die Gossensprache ist auch nicht unbedingt eine "Gossensprache". Auch wir hatten eine Jugendsprache, die mit "Alter", "knorke", "geil" oder whatever einherging. Heutzutage ist es dann eher "yolo", "Chaya" oder "Babo" und Ähnliches, was sich für uns Erwachsene natürlich ziemlich cringe anhört.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12530 » Talkpoints: 71,65 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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