Warum gibt es keine Schulbusse in der Großstadt?

vom 04.11.2014, 07:53 Uhr

Seit meine Tochter schulpflichtig ist, stelle ich mir die Frage, warum es hier in der Großstadt eigentlich keine Schulbusse gibt und die Kinder sich jeden Morgen in, durch den Berufskehr überfüllte, Busse drängeln müssen. Oft bleiben sie dadurch auf der Strecke - sprich an der Bushaltestelle stehen, weil die Busse zu voll sind und die Fahrer niemanden mehr einsteigen lassen.

Wie sieht es denn bei Euch aus, gibt es da noch Schulbusse oder müssen sich auch Eure Kinder jeden Morgen in völlig überfüllte Busse drängeln und kommen dadurch ab und an zu spät zum Unterricht?

Benutzeravatar

» eselchen » Beiträge: 973 » Talkpoints: 2,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Da wo schon Buslinien eingerichtet sind, findet man keine Schulbusse. Das hat nichts mit Stadt oder Land zu tun. Denn auch in meinem Heimatort, wie auch letzten Wohnort sind die Schüler mit den normalen Buslinien mitgefahren. Und das sind jeweils Orte im ländlichen Bereich. Da werden eben die Fahrpläne so gestaltet, dass sie mit den Unterrichtszeiten passen und es braucht normal keine extra Schulbusse.

Sollte es dann so, wie bei euch sein, muss man an den öffentlichen Nahverkehr herantreten und die Sache schildern. Eventuell schließen sich da die Elternsprecher der betroffenen Schulen zusammen und suchen das Gespräch mit dem zuständigen Unternehmen. Aber wenn man überall extra Busse nur für die Schüler einsetzen wollte, ist das auch eine Frage der Kosten. Immerhin würden mehr Fahrzeuge benötigt, die dann zwei bis drei Mal am Tag zum Einsatz kommen.

Den Rest des Tages stehen sie rum und auch die zusätzlichen Fahrer müssen bezahlt werden. Wer sollte die Kosten da denn übernehmen? Am Ende regen sich alle Fahrgäste auf, weil die Kosten insgesamt auf die Tarife umgelegt werden oder die betroffenen Eltern, weil man sie eventuell zur Kasse bittet. Entsprechende Diskussionen um die Kosten habe ich erst im Sommer hier lächelnd verfolgt.

Da wird halt das Kind auf biegen und brechen am Gymnasium angemeldet und wenn der Bescheid kommt, dass es auch angenommen ist, kommt die Frage auf, wer die Fahrtkosten bezahlen soll. Denn hier wird innerhalb des Stadtgebietes erst ab einer bestimmten Entfernung zwischen Wohnung und Schule durch die Stadt bezahlt. Alles darunter muss man selbst zahlen und dann blasen die Eltern die Backen auf, wenn plötzlich knappe 20 Euro mehr Ausgaben im Monat anstehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wenn es doch schon einen Bus zu dieser Zeit gibt muss man ja nicht unbedingt noch mit einem Bus durch die Gegend fahren, auf dem Schulbus steht. Wobei einfach in einer Großstadt mehr Leute mit diesem Bus fahren und man sich bei dem Busunternehmen auch durchaus mal beschweren kann, wenn das Kind im Bus immer stehen muss und teilweise auch stehen gelassen wird, weil dann muss noch ein Bus um diese Zeit fahren.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Für das Problem der vollen Busse gibt es schließlich Einsatzwagen. Ich sehe es wie meine Vorschreiber: Wozu sollten noch mehr Busse fahren, wenn es eine Verbindung gibt?

Unsere Schülerfahrtkostenverordnung sieht vor, dass für Schüler die günstigste zumutbare Art der Beförderung zu wählen ist. Das ist in der Stadt in der Regel der Anbieter für Bus und Bahn. Hier werden pro Monat maximal 100 Euro übernommen, die allerdings um den Eigenanteil vermindert werden könne, wenn der Schulträger einen Eigenanteil erhebt. Gilt die Karte auch außerhalb der Schulzeit fällt immer ein Eigenanteil an. In Bezirksklassen und -fachklassen ist immer ein Eigenanteil von bis zu 50 Euro von den Eltern zu tragen.

Dazu muss der Schulweg mindestens 3.5 Kilometer lang sein, damit der Schulträger Kosten übernimmt. Das ist eine erhebliche Verbesserung. Zu meiner Zeit mussten noch 5 Kilometer erreicht werden, wenn man eine Kostenübernahme wollte. Und die tolle Karte kostet hier ohne Kostenübernahme mal eben 50 Euronen im Monat. :wall:

Ohne die Nutzung des ÖPNV mit speziellen Karten wäre das alles nicht finanzierbar. Man muss sich nur denken, wie viele Busse dann nur für Schüler fahren müssten. Ich nehme nur die beiden Gymnasien in meinem Stadtteil: Kaum ein Schüler wohnt näher als die 3,5 Kilometer und auf jeder Schule werden 1.000 Kinder unterrichtet. Da lohnt sich die Nutzung der sowieso fahrenden Busse und Bahnen und der Einsatz von Einsatzwagen zu den absoluten Stoßzeiten. Anders wäre das finanziell nicht zu stemmen.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Sich beim Verkehrsunternehmen zu beschweren bringt gar nichts - das haben wir ja schon gemacht. Und da wir Eltern die Fahrkarten sowieso selber zahlen müssen, sehe ich halt nicht ein, warum die Kids stehen gelassen werden. Da ist nix mit Subventionierung. Wir zahlen im Monat über 50 € für den ÖPNV nur fürs Kind.

Benutzeravatar

» eselchen » Beiträge: 973 » Talkpoints: 2,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn das Ticket nicht subventioniert wird, dann ist der Weg zur Schule eher kurz, richtig? Das erklärt auch, warum der Bus an den letzten Haltestellen vor der Schule oder einem wichtigen Umsteigepunkt zu voll ist. Recht hilfreich ist es, wenn nicht die Eltern sondern die Schule sich beim Verkehrsunternehmen beschwert.

Ansonsten helfen dann nur Schusters Rappen, das ist schließlich so vorgesehen, wenn ein Ticket nicht subventioniert wird. Wenn der Weg zu gefährlich ist, ist es sinnvoll den Schulweg über eine Elterninitiative abzusichern. Wir haben das in der Grundschule über einen "Elternbus" geregelt. An den Ecken zu den Hauptstraßen haben wir "Haltestellen" eingerichtet.

Dort warten die Kinder, bis die an dem Tag zuständigen Eltern mit den bereits eingesammelten Kindern vorbeikommen und schließen sich der Gruppe an. Der Rückweg wird zu den Hauptschulschlusszeiten ebenso organisiert.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Es ist doch reichlich egal, ob man das Fahrkarte selbst bezahlt oder bezahlt bekommt. Mit einem gültigen Ticket hat man das Recht auf Beförderung. Und höhere Gewalt kann man hier kaum als Ausrede seitens des öffentlichen Nahverkehrs bringen. Das ist schlichtweg nur eine falsche Planung. Notfalls muss man eben in den Stoßzeiten die öfter die Strecke mit einem Bus besetzen. Das kann man zu Zeiten, wo weniger Fahrgäste unterwegs sind wieder einsparen.

Hat man bei uns in der Stadt zum Beispiel bei der Straßenbahn so gemacht. Die fahren außerhalb der Stoßzeiten eben seltener, um Kosten zu sparen. Im Berufs- oder eben Schulverkehr sind dagegen ausreichend Kapazitäten vorhanden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Hier gibt es im Prinzip in jeder Stadt Einsatzfahrpläne, die sich einfach runterladen lassen. Da sieht man dann sehr gut, ob man sich einen Bus quetschen muss oder ob in fünf Minuten der nächste Bus kommt.

Dass man das Recht hat mitzufahren, das ist sicherlich unbestritten. Nur geht das häufig genug schief. Und das ist kein Problem der Großstädte. Ich weiß hier, dass die eine U-Bahn immer überfüllt ist, da nützt auch kein schneller Takt. Zusätzlich weiß ich, dass ich mit dem ÖPNV wahrscheinlich bald (und das mitten in einer Großstadt) ziemlich abgeschnitten sein werde.

Dann es ist zu erwarten, dass die U-Bahn in meiner Stadt bald nicht mehr fahren kann. Dann dauert eine Fahrt von 5 km in die Stadtmitte gut eine Stunde. Die bisher gute Verbindung in die Landeshauptstadt fällt dann ganz weg. :whistle:

Auf dem Land war es aber nicht besser. Da kam man mittags nicht in den Bus, weil der proppevoll war und Einsatzwagen gab es nicht. Bereits ab 18.30 Uhr durfte man sich den Taxibus 30 Minuten vor dem eigentlichen Bedarf bestellen und trotz Ticket nochmal gut 3 Euro für eine Fahrt von 4 Kilometern zahlen. Das heißt, das gehörte zum Alltag der meisten Berufspendler. :wall:

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


An meinem Wohnort gibt es in dem Sinne auch keine Schulbusse. Allerdings werden zu den Stoßzeiten E-Busse eingesetzt auf manchen Strecken. Teilweise fahren die auch anders, als die regulären Linien. Zum Beispiel nicht über die Innenstadt, wenn es von einem Vorort in einen anderen Vorort geht, für eine Strecke, die man sonst eben über die Innenstadt fahren würde.

Als ich noch in die Berufsschule ging, fuhren Morgens alle zwei bis drei Minuten Busse in das Berufsschulzentrum. Normaler Takt waren aber zehn Minuten. Alle zusätzlichen Busse waren E-Linien. Also in die Schule kam man immer wunderbar.

Lustig wurde es zum Schulschluss. Die Berufsschule lag in einem Berufsschulzentrum. Dort gibt es mindestens vier Berufsschulen, die zum Teil auch noch Oberstufengymnasien und andere Schulformen anbieten. Also richtig viele Schüler. Die dann zum Großteil nach der fünften oder sechsten Stunde Schulschluss hatten und alle zu der einen Bushaltestelle strömten.

Dort blieben immer Fahrgäste zurück. Ich habe zwar ab und an mitbekommen, dass der Fahrer dann gefunkt hat. Ob aber ein weiterer Bus kam, bezweifle ich. Somit musste man halt zehn Minuten auf den nächsten Bus warten, der dann auch nicht wirklich leerer war oder lief zu einer Bushaltestelle, an der andere Linien abfuhren. Was aber noch mal einen guten Fußweg bedeuteten.

Würde mein Kind ständig nicht mehr mit in den Bus kommen, würde ich mich an das örtliche Verkehrsunternehmen wenden und die Situation mit Uhrzeit melden. Hier sind die eigentlich mittlerweile sehr bemüht, für solche Situation eine Lösung zu finden.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich bin auf dem Land aufgewachsen und dort gab es nur Schulbusse für die Grundschüler. Wenn man zur weiterführenden Schule wollte, musste man die normalen Linienbusse nehmen. Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem gar nicht. Wenn die Buslinien zu voll sind, sodass man nicht mitfahren kann, warum fährt man dann nicht früher zur Schule?

Dann hätte man das Problem doch gar nicht erst. Man muss ja nicht unbedingt den allerletzten Bus nehmen, mit dem man pünktlich bei der Schule wäre. Gerade in Großstädten ist die Taktung der Busse doch engmaschiger als auf dem Land. Ansonsten muss man sich eben bei den Verkehrsunternehmen beschweren, um eine Änderung zu erreichen.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^