Pflege der eigenen Eltern

vom 10.12.2009, 00:29 Uhr

Das war mit Sicherheit eine schwierige Entscheidung für euch. Denn jemanden gegen seinen Willen ins Heim zu geben, würde mir gar nicht gefallen. Ich persönlich würde mit allen Mitteln versuchen, die Person - besonders, wenn es meine Eltern wären - selbst zu pflegen.

Dabei kommt es natürlich auf die eigenen Umstände an. Muss man selbst noch arbeiten, ist das Haus oder die Wohnung auf eine eventuelle Gehbehinderung vorbereitet, hat man genügend Zeit / Kraft, etc. Ich denke, dass man sich nur dann um ein Elternteil kümmern kann, wenn man selbst nicht mehr arbeiten muss - zumindest dann, wenn das Elternteil stark eingeschränkt ist und nicht mehr alleine bleiben kann.

Auch muss es natürlich möglich sein, dass sich der ältere Mensch in der Wohnung oder im Haus einigermaßen selbstständig bewegen kann. Gibt es viele Stufen und Hürden, die zu überwinden sind, wird es natürlich schwierig. Gibt es keine geeignete Badewanne oder Dusche ist es beinahe unmöglich, sich um die Person zu kümmern.

Wieso hat sich deine Oma denn so sehr gegen das Altersheim gewehrt? Ich denke, dass sie ja durchaus hätte merken und wissen können, dass es bei euch zu Hause- aus welchem Grund auch immer - nicht funktionieren würde. Wenn man dann ein nettes Altersheim findet, ist es dort womöglich ohnehin besser als zu Hause. Man findet dort sicher neue Freunde und Menschen, die in der gleichen Situation oder im gleichen Alter sind!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich glaube es geht nicht nach dem „wollen“ sondern was das Beste für alle Beteiligten ist. Solange es geht und der Pflegeaufwand sich im Rahmen hält ist das sicherlich auch in Ordnung dass man sich um seine Eltern kümmert aber irgendwann ist auch die Kraft zu Ende und man möchte auch wieder ein Privatleben haben. Es sind so die täglichen Reibereien und Nicklichkeiten die viel Kraft kosten und letztendlich auch die eigene Partnerschaft belasten. Später kommt dann vielleicht noch dazu dass gefüttert, gewindelt und gewaschen werden muss, Alzheimer oder senile Bettflucht. Spätestens dann ist für mich Schluss mit häußlicher Pflege.

Bei uns im Haus wohnt die Oma meiner Frau, eine Frau so an die 90 die schon immer etwas schwierig war und jetzt im hohen Alter ihr Wesen noch mehr zum negativen veränderte. Noch kommt sie gut zurecht, aber Einkaufen, die Haushaltsarbeiten, fast alles müssen wir erledigen. Auch die ewige Ungewissheit ob der Herd und der Wasserhahn ausgeschaltet wird, keine Fremden in unserer Abwesenheit reingelassen werden, die Tür wieder verschlossen wird und so weiter sind schon ein bischen belastet. Leider haben wir nur ein gemeinsames Badezimmer und die Toilettenspülung und Waschbeckenreinigung wird gerne vergessen. Alte Damen sind meistens auch ein bischen undicht, so verläuft jeden morgen eine frische Pinkelspur quer durchs Bad über den Badteppich und über den Flur, so richtig schön Tropfen an Tropfen. Das sind alles so Dinge wo ich sagen muss dass ältere Menschen, so sehr sie auch an ihrem Zuhause hängen mögen, vielleicht wo anders doch besser aufgehoben sind.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich denke es kommt immer auf die Situation drauf an. Meine Eltern wohnen 140 km weit weg und ich denke das es für sie mal das beste ist ein ein Altenpflegeheim zu kommen. Sicher klingt das recht arg aber es wird kaum eine andere Möglichkeit geben. Sofern sie schwer Pflegebedürftig werden. Ich hoffe es nicht.

Meine Großmutter hat einige Jahre in einem Altenheim gewohnt und sie hat sich dort so wohl gefühlt. Sie hat vorher alleine in einem Haus gewohnt und das war einfach nicht mehr möglich. Auch wenn ein paar Mal am Tag wer vorbeigekommen ist war sie doch die meiste Zeit alleine. Sie wollte selber ins Altenheim und konnte es gar nicht mehr erwarten bis ein Platz frei wurde.

Oft wenn sie dann im Krankenhaus war hat sie dann gejammert sie möchte nach Hause und die Krankenschwestern haben uns dann gefragt ob sie wohl weiß das sie nicht nach Hause sondern ins Altenheim kommt. Unsere Antwort drauf war die, das meine Großmutter nach Hause ins Altenheim will. Sie hat sich dort so wohl gefühlt bis die dann leider verstorben ist.

Allerdings würde ich mir die Altenheime sehr gut anschauen. Es gibt ja auch solche und solche. Das Heim in dem meine Großmutter war war echt schön und es wurde für die Abwechslung der alten Leute gesorgt. Gegessen wurde zum Beispiel an einem riesigen Tisch, es wurde gesungen und gebastelt und so weiter.

Ein anderer Bekannter von mir ist in einem anderen Pflegeheim und dort sehen die Zustände ganz anders aus. Jeder sitzt irgendwie den ganzen Tag alleine herum und das wars dann. So kanns einem auch gehen.

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» torka » Beiträge: 4369 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Also ich denke, es kommt auf den Grad der "Behinderung", wenn ich das jetzt einmal so sagen darf, an. Wenn die Person Alzheimer hat, kann es auch sehr schwierig für die Angehörigen sein, wenn man sie im Heim besucht, noch aufreibender wäre es aber, so eine Person zu Hause zu pflegen. Ist die Frau/ der Herr aber nur geh- oder hörbehindert, stellt das nicht so eine große Problematik dar, wie ich finde.

Ich spreche aus Erfahrung, da meine Großmutter mit 59 Jahren einen Schlaganfall gehabt hat und dann sage und schreibe 15 Jahre im Bett verbracht hat. Sie konnte nicht sprechen, nicht essen und sich kaum bewegen. Das ist doch kein Leben. Und dann hat man eines ihrer Kinder, welches Krankenschwester gelernt hat, dafür verurteilt, dass sie ihre Mama nicht zu Hause pflegt, ich meine, irgendwann muss man die Sache einmal realistisch sehen. Solche Personen wie meine Großmutter hätten rund um die Uhr Pflege nötig gehabt und meine Tante hätte dann sowohl ihren Beruf als auch ihre Partnerschaft an den Nagel hängen können.

Darum bin ich einfach der Meinung, wenn die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht, werden die Eltern auch einsehen, wenn man sie in ein Heim gibt. Ist man aber so oder so zu Hause bei den Kindern und lebt die zu pflegende Person im selben Haus, kann sich selber bewegen und noch gewisse Dinge alleine machen und braucht sie einfach Unterstützung, beispielsweise beim Spritzen bei Diabetes, spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, die Person auch zu Hause zu pflegen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke, das ist generell ein heikles Thema. Und auch wenn ich für die Aussage nun gesteinigt werde, die Wünsche der Eltern ( oder anderer naher Verwandter) können nicht immer erfüllt werden. Manchmal müssen sie auch ganz einfach nicht erfüllt werden. So hart das klingen mag.

Meine Mutter hat mir und meinem Bruder immer gesagt, wenn sie mal alt ist, will sie zu mir ziehen. So in der Art. Aus Sorge vor der bösen Schwiegertochter. Ich habe meiner Mutter an sich früh klar gemacht, das ich nicht in der Lage bin einen Menschen zu pflegen. Da hat mir noch nie gelegen. Wie schon jemand anderes schrieb, da muss man auch irgendwie dazu geboren oder berufen sein. Meine Mutter hat das auch akzeptiert, mit dem Wissen, das sie später halt mal in ein Altenheim oder so muss.

Vor ein paar Jahren erkrankte meine Mutter an Krebs. Als er diagnostiziert wurde, war von Anfang an klar, unheilbar. Man konnte nur versuchen ihr das Leben zu erleichtern.

Die erste Phase lief quasi so, das ich, neben einem Vollzeitjob und einem täglichen Arbeitsweg von knapp zwei Stunden und zum Teil einer 6- Tage- Woche, mich um unsere Mutter kümmerte. Meine Mutter lebte mit unserem Vater in einem Haushalt. Der war auch noch berufstätig und machte an sich nicht viel. Einkaufen, Putzen, Kochen- alles die Aufgaben meiner Mutter. Und ich musste brav jeden Abend nach Feierabend bei meinen Eltern antanzen. Wehe ich machte das nicht, dann drehte mein Vater am Rädchen. Jeden freien Tag war ich mit meiner Mutter entweder beim Arzt, zu Terminen im Krankenhaus, bei der Krankenkasse, Einkaufen und was weiss ich noch wo sonst. Und wenn sie stationär zur Chemotherapie ins Krankenhaus musste, dann brachte ich sie hin. Und für meinen Vater war es der Weltuntergang, wenn die Krankenhausaufenthalte über ein Wochenende gingen. Dann war er ja am Wochenende alleine daheim.

Ich hatte selbst einen eigenen Haushalt. Musste auch mal Einkaufen- och da konnte ich dann auch für meine Eltern einkaufen und das noch bis in die Wohnung liefern. Und noch dazu einen Arbeitsplatz der vom ersten Arbeitstag an durch Mobbing geprägt war.

Die ganze Situation war dann noch geprägt von Anforderungen meines Vaters, die einfach nur übertrieben waren. Angefangen bei: Kündige mir mal den und den Vertrag. Eine Schreibmaschine hat er selber. Und sagte ich nein, dann war die Hölle los. Also sagte ich halt ja und schaffte es einfach nicht. Ich hatte ja kaum noch Zeit für mich.

Das Ende vom Lied war, das sich mein Leben nur noch um meine Mutter drehte. Alles andere blieb auf der Strecke. Inklusive ich selbst. Ein halbes Jahr nach Diagnosestellung wurde ich dann krankgeschrieben. Ok da lagen noch andere Sachen im Argen und Auslöser war an sich Mobbing auf der Arbeit. Die Krankschreibung endete im Jahr drauf in einem Rentenantrag weil ich aufgrund meiner eigenen Erkrankung nicht mehr erwerbsfähig war.

Von Seiten meiner Familie kamen nur Vorwürfe bis hin zu das ich einfach zu faul zum Arbeiten sei. Ok meine Mutter sagte das nicht. Aber so ganz begriff sie auch nicht was los war.

Mir wurde alles zuviel. Ich versuchte Freiräume zu schaffen, die mir zum Teil nicht zu gestanden wurden. Somit zog ich mich irgendwann fast komplett zurück. Informationen bekam ich auch auf Nachfrage nicht.

Irgendwann, im Endstadium der Erkrankung meiner Mutter, fiel sie in der Wohnung. Oberschenkelhalsbruch. Ich bekam das erst mitgeteilt, als mein Vater aus dem Krankenhaus zurück war.

In den folgenden Tagen stellte sich raus, das der Bruch inoperabel ist. Meine Mutter wollte zwar noch eine sehr riskante Operation, die aber zum Glück scheiterte. Aber sie war von da an bettlägerig. Zu dem Zeitpunkt wurde sie noch über die Palliativstation des örtlichen Krankenhauses betreut. Schon da stand es zum Teil kritisch, da unsere Mutter zu Krampfanfällen neigte, aufgrund der Metastasen im Kopf. Somit verbrachte ich mehrere Nächte bei ihr im Krankenhaus. Als Dank rechnete mir mein Bruder die Stunden hoch, die er mit Mama verbrachte. Aber mal am Wochenende bei ihr schlafen? Nein das ging nicht, da gabs doch Fussball im Fernsehen und das müsste ich verstehen.

Ich war nach wenigen Tagen wieder am Ende meiner Kräfte. Und dann wagte ich es noch, mich um Sachen zu kümmern, die meine finanzielle Existenz bedeuteten.

Nun sollte Mama von der Station entlassen werden, weil die halt nicht für Langzeitaufenthalte da sind. Mit Heim nehmen ging nicht. Erstmal war die Wohnung nicht geeignet und mein Vater verliess morgens um 3 Uhr das Haus und kam erst gegen 17 Uhr und noch später Heim. Meine Mutter war der Ansicht, Vater kann sie ja morgens in den Rollstuhl setzen, mit dem sie selbst sich nicht fortbewegen konnte und das sei ok. Von Vatern selbst kamen so Sprüche wie: Die werden mir Mama nicht mit heim geben, weil sie wissen, das ich so früh das Haus verlasse. Da dachte ich dann auch nur, was für Vorstellungen hat der Mann? Und mein Bruder wollte sie dann mit aller Gewalt mit zu sich Heim nehmen und unbezahlten Urlaub nehmen. Was aber nur für 4 Wochen gegangen wäre. Und das Krankenhaus empfahl ein Hospiz. Da wollte Muttern nicht hin und Vatern stöhnte wegen der Kosten.

Meine Sorge war an sich, was ist wenn sie einen Krampfanfall hat. Klar hätten wir Medikamente bekommen und man hätte uns auch gezeigt, wie man die spritzt. Aber ganz ehrlich? Zumindest mein Bruder und mein Vater wären dazu gar nicht in der Lage gewesen, in einer solchen Situation. Und ich sah kommen, wenn wir sie in die elterliche Wohnung bringen, dann bin im Endeffekt wieder nur ich zuständig, zuzüglich zur Bemutterung meines unselbstständigen Vaters. Und die Wohnung meines Bruder schied an sich für mich aus, weil die einfach zu weit weg ist und ich keine Chance gehabt hätte, meine Mutter regelmässig zu sehen.

Mein Bruder litt enorm unter der Erkrankung unserer Mutter. Das sie sterben könnte, gab es in seinem Kopf nicht. Und ich machte mir noch dazu grosse Sorgen, was wäre, wenn Muttern halt Nachts aufwacht, nach meinem Bruder ruft, er sie nicht hört und sie entweder krampft oder aus dem Bett fällt ( sie wollte bis zum Schluss selbst aufstehen, obwohl das nicht mehr ging) und verstirbt. Er würde sich sein Leben lang Vorwürfe machen, obwohl er nichts dafür gekonnt hätte.

Wie gesagt meine Mutter wollte Heim. Mein Bruder machte mir auch enorme Vorwürfe, das wir ja nur wegen mir Mama nicht mit Heim nehmen konnten. Und Mama sagte irgendwann, sie geht ins Hospiz. Weil sie es lieber hat, wenn wir sie besuchen und das gerne machen, als wenn wir uns quasi um die Pflege "prügeln". Ok sie verwendete andere Worte und kannte auch die Gespräche die wir Angehörigen geführt hatten nicht.

Unsere Mutter kam in das Hospiz. Von dem was man uns vorher gesagt hatte, traf nicht viel zu. Allerdings stimmte die Kommunikation zwischen uns Angehörigen gar nicht. Wir gingen uns eher aus dem Weg. Wäre das besser gelaufen mit der Kommunikation, dann hätte ich zu meinem Bruder wohl gesagt, das das Hospiz nicht das Wahre ist und ob wir es nich doch daheim probieren wollen. Zurückbringen hätten wir sie jederzeit können. Aber wie gesagt, wir sprachen im grossen und ganzen nur das Nötigste miteinander.

Unsere Mutter verstarb im Hospiz. Auch wenn einiges dort nicht so gut lief, denke ich heute, das es doch der richtige Weg war. Wir hätten die Pflege nicht geschafft. Vorallem weil unsere Mutter sich auch von uns nichts sagen liess. Ich weiss, wie ich im Hospiz mehrfach versucht habe ihr ihre Medikamente zu geben und sie nur böse wurde. Bei der Schwester hat sie ihre Medikamente ohne Probleme genommen.

Falls mein Vater mal ein Pflegefall wird, sind wir beiden Kinder nicht in der Lage ihn zu pflegen. Auch weil uns da wohl auch die Nähe fehlt. Bleibt nur noch die finanzielle Seite übrig. Aber dafür wird sich eine Lösung finden lassen.

Ach ja man hat mir im Krankenhaus ein paar Handgriffe gezeigt, wie man unsere Mutter wickelt und ähnliches. Bevor meine Mutter aus dem Hospiz verlegt wurde, hat mein Bruder nicht einmal pflegerische Tätigkeiten übernommen.

Und da ich selbst nicht ganz gesund bin, ich würde es nicht wollen, das mein Bruder sich um mich kümmern muss. Mit meinem Vater würde das gar nicht klappen.

Was ich an sich aussagen möchte, die Pflege von Angehörigen ist nicht immer einfach. Das klappt auch nur, wenn die Angehörigen da geschlossen dahinter stehen. Und man sollte auch daran denken, das Angehörige mit Familienmitgliedern anders umgehen. Wie gesagt, meine Mutter hat sich von uns nur unter Zwang die Medikamente, die wirklich wichtig waren, geben lassen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Meine Oma hatte Alzheimer. So lange es ging, blieb sie in ihrem Haus zu Hause. Aber nach einiger Zeit war die Krankheit dann schon soweit vorgeschritten, dass sie nicht mehr alleine bleiben konnte. Es war einfach zu gefährlich, weil sie immer öfter Aussetzer hatte und nicht mehr wusste wo sie war und so weiter. Sie musste deswegen sogar einmal von der Polizei gesucht werden, da sie vom Einkaufen nicht mehr nach Hause gefunden hat! War echt nicht besonders lustig.

Meine Eltern haben meine Geschwister und mich dann gefragt, ob wir etwas dagegen haben, dass unsere Oma dann zu uns kommt. Ich habe das toll gefunden, dass wir in diese Entscheidung auch mit einbezogen wurden, weil es hat uns ja alle betroffen. Wir haben in einer Großstadt in einer Wohnung gewohnt und so war es eben auch aus Platzgründen nicht ganz so einfach, auch wenn wir eine recht große Wohnung hatten.

Auf jeden Fall waren von Anfang an alle damit einverstanden, dass unsere Oma zu uns kommt. Der Anfang war für mich sehr schwer. Ich hatte einen sehr engen Bezug zu meiner Oma und ich weiß noch, dass es für mich sehr schwer war, zu sehen, wie sehr sie immer mehr verfällt. Auch für meine Oma war es am Anfang sehr schlimm. Sie wusste wohl, was auf sie zukommt und ist oft dagesessen und hat geweint, zumindest eben in Zeiten, wo sie bei vollem Bewusstsein war.

Mit der Zeit hat die Krankheit natürlich ihren Lauf genommen und es ging meiner Oma immer schlechter. Wobei ich schon sehr viel darüber nachgedacht habe, ob es ihr wirklich schlechter ging. Ich glaube in gewisser Weise sogar, dass sie am Schluss ein sehr schönes Leben hatte. Meine Oma hatte es in ihrem Leben nicht leicht. Zuerst war der Krieg und dann die Nachkriegszeit. Mein Opa hat sie alles andere als gut behandelt und sie hat unter ihm sehr gelitten. Trotzdem hat sie immer zu ihm gehalten, weil das damals eben so üblich war.

Nachdem mein Opa gestorben ist, war das Alleinesein für sie aber auch nicht so einfach und dann ging es ihr selber bald immer schlechter. Am Ende ihrer Alzheimerkrankheit lebte sie wie gesagt in ihrer eigenen Welt und sie hat total viel gelacht. Sie hat irgendwie alles sehr rasch lustig gefunden, vermute ich zumindest. Also sie hat die Welt auf ihre eigene Art und Weise erlebt.

Für uns als Angehörige war es jedoch sehr schwer. Sie erkannte uns meistens gar nicht mehr und hat aus unserer Sicht oft nur noch wirre Sachen erzählt. Wenn ich sie in der Früh aufgeweckt habe, hat sie mich beschimpft, weil sie der festen Überzeugung war, dass sie gerade ein Kind bekommen hat und ich es ihr weggenommen habe und so weiter. Wer solche Situationen von einem geliebten Menschen erlebt, ist da echt ein wenig schockiert.

Meine Oma lebte 10 Jahre bei uns. Die letzten Jahre war sie ein reiner Pflegefall und auch bettlägrig. Ich habe auch meine Oma gewickelt und gefüttert. Ich habe das gerne für meine Oma gemacht, aber ich muss auch zugeben, dass mir das nicht immer leicht gefallen ist. Es hat auch viel Verantwortung bedeutet, auch für meine Eltern.

Es musste immer jemand zu Hause sein. Meine Eltern konnten nicht wirklich in Urlaub oder so fahren. Sie haben auf alles verzichtet und erst nachdem meine Oma gestorben ist, kam heraus, wie sehr meine Eltern das belastet hat und mich ehrlich gesagt auch. Meine Eltern haben es verlernt einfach so einmal etwas zu unternehmen. Es ging nicht, weil es musste ja jemand bei Oma sein. Sie hätten natürlich auch eine Pflegehilfe bekommen, aber das haben sie immer abgelehnt, weil sie das wohl eben alleine machen wollten und sie sich glaube ich dafür geschämt hätten, wenn sie Hilfe angenommen hätten, auch wenn das natürlich überhaupt nicht so gewesen wäre!

Im Endeffekt bin ich unendlich froh, dass meine Oma bei uns zu Hause war. Ich sehe es auch weiterhin als richtige Entscheidung. Allerdings hat es uns alle mehr belastet als wir dachten. Meine Eltern sagen jetzt, dass sie später einmal in ein Heim wollen, da sie uns das alles nicht antun wollen. Sie haben es selber erlebt, wie groß die Belastung sein kann. Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht, wie ich das später sehen werde. Prinzipiell bin ich gerne dazu bereit, sie auch aufzunehmen, wenn es dann irgendwie möglich sein wird. Ich bin alleinerziehend und werde dann nicht so leicht auf einen Job verzichten können.

Ob es finanziell gehen wird, dass ich meine Eltern zu Hause pflege weiß ich nicht. Es wird aber auf jeden Fall für mich in Frage kommen. Wie es dann aber sein wird, werde ich einfach abwarten. Das wird dann denke ich von mehreren Faktoren abhängig sein.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also ich komme aus Marokko. Da ist das bei uns ganz normal dass die Kinder ihre Eltern pflegen. Meine Oma hat ihre Schwiegermutter z.b. bis zum Tod gepflegt, dass heißt Kleider gewechselt, sie gewaschen und ihren Urin in Eimer ausgeschüttet, ihren Platz gereinigt und ihr Bett gemütlich gemacht. Fand ich echt super.

Ich denke oder bin mir sicher das ich es auch machen werde. Es gibt bei uns ein Sprichwort: Wenn die Mutter das Baby bekommt, pflegt sie es jeden Tag und freut sich auf jeden weiteren Tag. Wenn aber ein Kind seine Mutter pflegt, ist es froh, wenn die Mutter verstorben ist. Und gerade deswegen möchte ich meiner Mutter z.b. zeigen, ich bin genau so für sie da wie auch sie für mich ihr Leben lang da war.

» rosalinda » Beiträge: 5 » Talkpoints: 0,41 »



NathKath88 hat geschrieben:Wie seht ihr das? Würdet ihr eure Eltern zuhause pflegen oder in ein Heim geben? Wie seht es aus, wenn sich die alten Herrschaften dagegen sträuben? Ich freue mich auf eure Antworten!


Ich kann ganz klar sagen, dass ich es nicht machen würde. Die Verantwortung wäre mir zu groß, das könnte ich nicht mit mir selbst vereinbaren. Wobei es natürlich auch darauf ankommt, wie stark pflegebedürftig meine Mutter wäre. Aber vom jetzigen Standpunkt aus gesehen, würde ich es eher ablehnen.

Meine Freundin arbeitet als Altenpflegerin und hat einen sehr harten Job. Damit meine ich nicht nur die körperliche Belastung, sondern auch die psychische. Die Menschen dort sind teilweise wirklich sehr pflegebedürftig, das erfordert viel Wissen, viel Einfühlungsvermögen und Können. Ich traue mich das nicht zu, deshalb habe ich größten Respekt vor allen Menschen, die das machen.

Ob ich meine Mutter dann aber gleich in ein Heim geben würde, das bezweifle ich auch. Es gibt ja heute noch andere Möglichkeiten, wie eine ambulante Pflege zu Hause oder eine Pflegekraft zu Hause. Wie gesagt, für mich kommt es darauf an, wie stark die Pflege sein muss und ob es möglich ist, ohne ein Heim auszukommen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Mit dem "Wollen" und mit dem "Können" ist es so eine Sache. Ich persönlich stelle es mir als sehr belastend vor, wenn Eltern schwerstpflegebedürftig und nur noch bettlägerig sind. Ist es eine leichte Krankheit oder die Eltern sind so weit noch fit und man kommt miteinander zurecht, so würde ich es sicherlich in Angriff nehmen, so lange es möglich, machbar und aushaltbar ist. Sicherlich ist man den Eltern gegenüber verpflichtet, aber ich finde es schwierig, ein Kind mit einem pflegebedürftigem Menschen zu vergleichen. In der Regel entscheidet man sich bewusst für Kinder und man ist schon bereit, für die Pflege dieser auch zu gewährleisten. Aber bei älteren Menschen sehe ich es etwas anders. Wie gesagt, es ist auch meiner Meinung nach davon abhängig, in welchem Grad es einer Pflege und Betreuung bedarf und inwieweit man selbst belastbar ist.

Ich habe ja so gesehen nur noch meinen Vater und der wohnt einige Hundert Kilometer von mir entfernt. Soll ich nun hier meine Zelte abbrechen und aufgrund der Pflege wieder zurückziehen? Das ist etwas zu viel verlangt, zumal das Verhältnis zwischen uns auch nicht gerade einfach ist. Ich hoffe einfach, dass er so weit fit ist, sich selbst zu versorgen und dass er nicht unbedingt auf andere Menschen angewiesen ist. Zwar gibt es in der Nähe noch meinen Bruder mit seiner Familie, aber ob sie unbedingt die Pflege übernehmen würden, weiss ich nicht.

Bei meinem Opa war es so, dass sein Schwiegersohn, also mein Vater, ihn zu Hause gepflegt hat. Er hat sich zwischen dem Krankenhausaufenthaltes meines Opas und dann dem Tod von ihm bei mir darüber beschwert, dass ich ihn ja am Wochenende nicht mal abgelöst hätte. Allerdings arbeite ich an sechs, teilweise an sieben Tagen die Woche, so dass das nicht einfach so machbar gewesen ist. Auch muss ich zugeben, dass ich gewisse Berührungsängste gehabt hätte. Aber ich hätte es in Angriff genommen, wenn man mich vernünftig gefragt hätte und wenn ich eine begleitende Hilfe gehabt hätte, zumindest für ein Wochenende. Wenigstens wurde ein Pflegedienst bestellt, der morgens und abends sich gekümmert hat. Ich hatte auch ein Pflegeheim angesprochen, aber dieses wurde auch gleich wieder abgelehnt. Allerdings wäre mein Opa auch nicht der Typ gewesen, der sich dort hätte wirklich zurechtgefunden. Zu Hause war Opa dann wieder etwas fitter und hat sich etwas fangen können.

Bei der Oma meines Freundes ist es so, dass sie zwar vier Kinder hat, aber die Kinder haben alle genug mit sich selbst zu tun und teilweise geht es ihnen richtig mies, dass eine Pflege durch die Kinder nicht so möglich ist. So hat man sich entschieden, die Oma in ein gutes Pflegeheim zu geben, wobei sie noch vor wenigen Jahren in einer Wohnung mit Pflegedienst lebte. Allerdings kam der Pflegedienst auch nur zwei- bis dreimal am Tag, so dass die Frau auf sich allein gestellt war. In dem jetzigen Pflegeheim fühlt sich die Oma meines Freundes so wohl, dass sie sich gesundheitlich auch wieder stark verbessert hat. Sie bekommt regelmässig Besuch und hat dazu auch in dem Heim einige Kontakte knüpfen können. Bei ihr ist es definitiv so, dass sie es auch gar nicht möchte, von einem der Kinder betreut und gepflegt zu werden.

Es ist also vom Typ abhängig und manche ältere Menschen fühlen sich zu Hause so wohl, dass für sie eine heimische Pflege durch die Familie die beste Möglichkeit ist. Bei anderen Menschen ist es so, dass sie sich in einem Pflegeheim besser aufgehoben fühlen. Man sollte sich das Pflegeheim, wenn sich dafür entschieden wird, auch genauer unter die Lupe nehmen. Auf Teufel komm raus würde ich also auch kein Familienmitglied pflegen können, so dass ich ein Pflegeheim auch nicht zwangsläufig als eine Art "Abschiebung" sehe, wie ich einmal gedacht habe.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich denke solange die Eltern nur ein wenig Unterstützung brauchen, lässt sich das gut zu Hause machen, wenn es allerdings um richtige Pflege geht und jemand ständig da sein muss, würde ich für Heim plädieren.

Wie sollte man das letztendlich auch hinbekommen wenn man Arbeiten geht, einen eigenen Haushalt hat und auch noch ein wenig Privatleben haben möchte? Vor allen Dingen ist man auch keine wirklich ausgebildete Pflegekraft und kann auch irgendwann dann nicht mehr so eine Pflege bieten wie die alten Herrschaften sie die im Heim bekommen.

Ich werde meine Eltern solange es in meiner Kraft steht zu Hause unterstützen und soweit möglich auch pflegen, aber ich werde auch zum gegebenen Zeitpunkt ein Heim für sie vorschlagen.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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