Gewinnspanne im Einzelhandel?

vom 28.11.2009, 13:55 Uhr

Ich wollte euch mal fragen ob ihr wisst wie groß die Gewinnspanne im Einzelhandel ist. Grund für die Frage ist ein TV - Bericht den ich vor einigen Tagen gesehen habe. In diesem Bericht wurden zahlreiche Arten des Sparens vorgestellt, unter Anderem das kostenlose Mieten eines Autos (damit die Autovermietungen das Auto woanders hin bekommen).

Eines der vorgestellten Themen war dann das Einkaufen in so einem Geschäft (ich weiß nicht was für eins) wo es riesige Mengen von Allem gab und eines der Produkte war Klopapier. Es gab dort 64 Rollen Klopapier für einen Euro! Im Einzelhandel bezahlt man normalerweise mehr für nur zwölf Rollen, dass heißt man bezahlt mehr für ein Sechstel der Produktmenge!

Darum interessiert es mich wie hoch die Gewinnspanne im Einzelhandel bei unterschiedlichen Produkten (Klopapier) und im Durchschnitt ist.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich gehe eher mal davon aus, das die dort von einem Laden berichtet haben, der Sachen aus Versicherungsschäden verkaufen. Das Prinzip ist recht einfach: In einem Geschäft tritt zum Beispiel ein Wasserschaden auf. Die Waren kann an sich zum Grossteil entsorgt werden. Die Sachen werden aber, um den Schaden zu verringen, halt an Läden zu Spottpreisen verkauft. Hauptsache die Sachen bringen noch ein paar Cent.

Generell zum Verkaufspreis und Gewinnspanne. Zwischen dem Einkaufspreis oder dem Herstellungspreis liegen Welten. Weil einfach unheimlich viel mit dran hängt, was man als normaler Verbraucher gar nicht sieht.

Ich nehme einfach mal ein relativ bekanntes Beispiel, beziehungsweise etwas was an sich jeder kennt. Man geht in ein Lokal/ Kneipe/ Wirtschaft und trinkt ein Cola. Ein Glas mit 0,2 Litern kostet dort um die 2,50 Euro. Eine Flasche Cola kostet im Supermarkt im Sonderangebot mit einem Liter Inhalt etwa 1 Euro. Aus der Flasche bekommt man theoretisch 5 Gläser mit jeweils 0,2 Liter Inhalt.

Nun fragt sich jeder, wie man ein Produkt, welches man quasi für 20 Cent gekauft hat, für 2,50 Euro verkaufen kann. Fangen wir beim Einkauf an. Entweder kauft der Gastwirt ( oder ein Angestellter) die Getränke selbst. Da gehen einmal Arbeitszeit drauf, die bezahlt werden will. Und dann noch Benzinkosten für das Auto. Dann muss das Getränk gelagert werden. Der Lagerraum kostet auch Miete. Die Getränke müssen vom Auto in den Lagerraum, vom Lagerraum in den Ausschank etc. Auch hier fallen Arbeitszeit an. Die meisten Lokalitäten verkaufen ihre Getränke gekühlt. Es fallen also noch mal Stromkosten an. Das Getränk muss in ein Glas gefüllt werden, an den Tisch gebracht werden, wieder abgeräumt werden, gespült werden etc. Hier fallen einmal Arbeitszeit und auch Energie an. Wasserkosten, Spülmittelkosten etc. Und ein Glas hat auch eine durchschnittliche Lebensdauer. Bei dem Verkauf eines Glases Cola muss also auch an den Einkauf des Glases und die eventuelle Neubeschaffung gedacht werden. Das sind zwar pro Glas nur Millicentbeträge, rechnet sich aber bei 1000 Getränken die man in der Woche verkauft hoch.

Dann sitzt man in einem Lokal. Das kostet Miete oder Pacht. Das Mobilar musste irgendwann mal angeschafft werden. Das Mobilar muss auch mal erneuert werden. Das Lokal muss gereinigt werden. Und in jedem Lokal das Sitzplätze hat, müssen Toilettenräume vorhanden sein, deren Kosten ( Einrichtung, Miete, Strom- und Wasserkosten, Reinigungskosten, Seife und Toilettenpapier) sich auch auf die verkauften Waren niederschlagen.

So was kostet den Gastwirt nun das Cola wirklich im Einkauf ( wenn man die Nebenkosten mit einbezieht- und ich habe sicherlich nicht alle genannt)? Und der Gastwirt möchte natürlich auch einen Gewinn haben. Sonst würde er keine Gastwirtschaft betreiben.

Genauso sieht es mit allen Waren aus die verkauft werden. Es hängen immer noch enorme andere Kosten mit dran. Und die Gewinnspanne ist auch noch von anderen Faktoren abhängig.

Nehmen wir zum Vergleich einen Laden der selben Kette. Die werden überall in Deutschland für bestimmte Produkte den selben Verkaufspreis haben. Nur sind die Mietpreise in Deutschland unterschiedlich. Zum Teil auch die Löhne. Ein Laden in einer stark frequentierten Innenstadt einer Grossstadt wie zum Beispiel München, wird mehr an Miete und Pacht kosten. Hinzu kommt, wenn mehr Kunden einen Laden besuchen, braucht man mehr Personal. Und die Chance das Mobilar ausgetauscht werden muss ist höher. Auch die Chancen das mal was zu Bruch geht. In einem Laden der selben Kette in einem kleineren Ort werden die Mietpreise niedriger sein. Also schwankt der reine Gewinn je verkauften Produkt in den beiden Filialen.

Und je grösser ein Unternehmen ist, umso mehr können sie kaufen und bekommen somit auch bessere Preise gemacht. Nehmen wir zum Vergleich einen Joguhrt von einem Discounter. Einen Markenjoguhrt. Der Discounter kann die in einer sehr grossen Menge kaufen und verteilt sie dann auf die Filialen. Ein Tante Emma Laden an der Ecke braucht aber wesentlich weniger Joguhrts. Der Tante Emma Laden kann die Ware also nicht in Massen einkaufen. Der Discounter kann zum Hersteller sagen, ich brauche 100000 Joguhrts der und der Sorte und möchte einen Mengenrabatt. Den wird der Tante Emma Laden nicht bekommen.

Und der Discounter wird eher seine Ware los werden. Und wenn er sie nicht loswird, gehen sie zurück an die Zentrale. Der Tante Emma Laden wird sich zwei Tage vor dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatum sagen, lieber verkaufe ich sie billiger, um meinen Verlust zu schmälern. Nehmen wir mal an, der Joguhrt wurde für 20 Cent eingekauft und wird in dem Laden für 1 Euro verkauft. Da wird sich der Besitzer sagen, lieber verkaufe ich ihn nun für 50 Cent (oder noch günstiger) bevor ich 20 Cent in den Abfall schmeissen muss. Vielleicht sagt er auch, ich verkaufe ihn lieber für 10 Cent, dann ist mein Verlust nur 10 Cent.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Die genauen Gewinnspannen werden sich je nach Produkt sicher stark unterscheiden und hängen dann auch immer davon ab wie gut der Einzelhändler bei gewissen Produkten verhandelt. Denn auch Supermärkte bekommen nicht alles aus dem Zentrallager, sondern auf auch direkt von Lieferanten oder Herstellern und da kann man dann auch mal die Preise direkt verhandeln.

Mir wurde mal gesagt, dass man wohl im Schnitt mit 10% des Umsatzes als Gewinn rechnen kann für einen Markt. Ganz vereinfacht könnte man also sagen, dass ca. 10% des Preises Reingewinn sind.

Wie LittleSister ja schon gesagt hatte, kann man die Preise aus den Ramschläden nicht wirklich zum Vergleich heranziehen. Die Einkaufspreise sind dort ja unterirdisch und für diese Preise bekommt kein Supermarkt oder Discounter die Sachen eingekauft. Mal stammen die Waren aus einem Konkurs, bei dem nur ein Bruchteil des ursprünglichen Preises bezahlt wird, oder es handelt sich um teilweise kaputte Ware, weil die Palette umgekippt ist oder gleich der ganze LKW einen Unfall hatte. Manchmal ist es auch einfach nur Ware aus Überproduktionen oder Sachen, die aus dem Sortiment des Herstellers genommen wurden, von denen aber zuviel da war um sie an den normalen Einzelhandel zu bringen.

Auch Lagerplätze kosten Geld und bevor man solche Sachen dann ewig einlagert, bis sie mal weg sind, werden sie halt billig rausgehauen. Und dann kann man bei den Preise bei Sachen wie Toilettenpapier ja auch immer noch herrlich tricksen. Du schaust da zum Beispiel auf die Anzahl der Rollen. Aber hast du auch mal geschaut, welche Stärke das Papier hat und wieviele Blätter eine Rolle hat? Das machen nur wenige Verbrauchen und lassen sich dann auch noch leicht täuschen. Da können dann aus den 64 Rollen, wenn man sie umrechnen würde vielleicht nur noch die Hälfte werden. Ist zwar immer noch eine Ersparnis, aber nicht mehr in der ursprünglichen Höhe und vielleicht dann auch nur einlagiges Recyclingtoilettenpapier wie zu DDR-Zeiten ;)

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Es ist schon erstaunlich, wie hier Menschen einseitig die Interessen der sie ebenso meist verwertenden Industrien und auch Einzelhandelsunternehmer in den Vordergrund schieben. Bei dem oben erwähnte Beispiel von der "Cola", die ein "Gastronom" für 2,50 verkaufen muss und den dazu aufgeführten Kostenfaktoren sollte doch nicht unerwähnt bleiben, das diese eine ganz "normale" Person bei sich zu Hause ebenso hat. Also diese Mehrausgaben "ganz gewöhnliche" Kosten sind, daher keinen extremen Mehraufwand darstellen, den der liebe "Gastronom" erst aufwendig erbringen muss, um den Ausschank als "besondere" Leistung zu ermöglichen.

Da stecken viel nackte Gewinnspanne und entsprechende Möglichkeiten dahinter und ein ausgeweitetes Profitinteresse, das ist keine einfache, harmlose Dienstleistung, die um Sorge um den Kunden etwa erbracht wird, sondern eine Leistung die angeboten wird, um bei möglichst unwissenden "Kunden" abzusahnen. Man stelle sich auch mal die Gewinnspanne eines bekannten Szene Lokals in Monaco vor, das für jedes dort ausgeschenkte Getränk, den gleichen Preis, nämlich 65.-EUR verlangt.

» Bretone » Beiträge: 2 » Talkpoints: 1,20 »



Bretone hat geschrieben:Es ist schon erstaunlich, wie hier Menschen einseitig die Interessen der sie ebenso meist verwertenden Industrien und auch Einzelhandelsunternehmer in den Vordergrund schieben. Bei dem oben erwähnte Beispiel von der "Cola", die ein "Gastronom" für 2,50 verkaufen muss und den dazu aufgeführten Kostenfaktoren sollte doch nicht unerwähnt bleiben, das diese eine ganz "normale" Person bei sich zu Hause ebenso hat. Also diese Mehrausgaben "ganz gewöhnliche" Kosten sind, daher keinen extremen Mehraufwand darstellen, den der liebe "Gastronom" erst aufwendig erbringen muss, um den Ausschank als "besondere" Leistung zu ermöglichen.


Es ist aber schon ein deutlicher Unterschied. Zum einen rechnet niemand zu Hause diese "ganz gewöhnlichen" Kosten in seinen Getränkepreis ein, sondern vergleicht nur mit dem normalen Einkaufspreis. Zum anderen muss zu Hause niemand davon leben, geschweige denn die Miete, den Strom und seine Einrichtung davon bezahlen. Dafür hat man ja den normalen Lohn, mit dem dann auch leben kann.

Der Gastronom dagegen hat eben keinen Lohn, sondern muss eben den ganzen Unterhalt des Geschäftes erstmal auf den Preis draufschlagen und liegt damit schon deutlich über dem heimischen Preis ohne einen Cent Gewinn gemacht zu haben. Den muss er danach nochmal zusätzlich draufschlagen, damit er auch noch selber davon leben kann. Du vergleichst hier also Äpfel mit Birnen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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